Eishockey bestimmt seit Jahrzehnten ihr Leben
Familie von HCD-Coach Holden lässt tief blicken

Die bedingungslose Liebe, der Stolz und der besondere Zusammenhalt einer Hockey-Familie für ihren Mann und Vater. Bei Janie Holden und den Töchtern Noa, Maren und Kapri ist das spürbar. Die Familie von HCD-Trainer Josh Holden erzählt aus ihrem Leben an seiner Seite.
Foto: Linda Käsbohrer
HCD-Coach Holden und Familie lassen tief blicken: Ein Leben fürs Eishockey
RMS_Portrait_AUTOR_413.JPG
Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey
Publiziert: 29.03.2024 um 16:53 Uhr
|
Aktualisiert: 29.03.2024 um 17:13 Uhr

Country-Musik läuft. Das verleiht dem rustikalen und gleichzeitig modern eingerichteten Appartement der Holdens einen Cowboy-Charme. Die Aussicht auf Davos ist an diesem sonnigen Nachmittag phänomenal. Das Bananenbrot duftet. Dies an Tagen vor Spielen zu backen, ist eines der Rituale von Janie Holden, der Frau von HCD-Trainer Josh Holden.

Die Familie ist zusammengekommen. Am Tisch sitzen die Töchter Noa (23), Maren (21) und Kapri (19). Jede von ihnen wird in einem anderen Land geboren – aber für alle ist die Schweiz seit 2005 ihre Heimat. Noa kommt in Vancouver (Ka) zur Welt. Dort lernen sich ihre Eltern 1999 kennen. «Diese Geschichte willst du hören», lacht sie. Unbedingt.

«Diese Geschichte willst Du hören!» Josh Holdens Töchter Noa, Kapri und Maren (v.l.) kommen über ihren Vater ins Plaudern.
Foto: Linda Käsbohrer

Janie, US-Amerikanerin aus Arizona, besucht in Vancouver eine Freundin. «Wir sassen im Taxi und fuhren auf der Strasse fast einen Mann an», erzählt sie. Es ist Josh Holden, 1996 von den Canucks gedraftet, der für das Sommertraining in der Metropole in Kanadas Südwesten weilt. Sie laufen sich an jenem Tag immer wieder über den Weg, weil Janies Freundin mit einem seiner Mitspieler zusammen ist. Kurzerhand bucht der Stürmer einen Flug fürs nächste Wochenende und besucht Janie in Arizona.

Sie verlieben sich. Gedanken darüber, wie ein Leben als Spielerfrau sein könnte, macht sie sich nicht. «Auch keine Sorgen», erzählt die vierfache Mutter, die damals Sohn Cody mit in die Ehe bringt. 13 Umzüge in den ersten zehn Jahren? Die Holdens haben das als Familie gemeistert. Maren wird in Scottsdale, Arizona, geboren. Kapri in Finnland, als ihr Vater 2004/05 bei HPK spielt.

Vier Frauen, die immer für ihren Josh da sind: Noa, Janie, Kapri, Maren (v.l.).
Foto: Linda Käsbohrer

Dann der Wechsel in die Schweiz nach Fribourg, Langnau und später Zug, das zu ihrem Zuhause wird. Holden spielt von 2008 bis 2018 für den EVZ, bleibt danach noch fünf Jahre als Assistenztrainer. Wie aussergewöhnlich für einen Ausländer eine so lange Zeit beim gleichen Klub ist, das weiss die Familie. Genug hat sie erlebt. Die letzten sieben Saisons als Spieler sind jedoch keine einfachen. Der Stürmer unterschreibt immer nur Einjahresverträge. «Da waren wir manchmal verunsichert, weil wir lange nicht wussten, wie es weitergeht», erinnert sich Janie Holden.

Für Noa, Janie, Maren und Kapri (v.l.) ist klar: Egal wohin das Eishockey Josh Holden führt, sie begleiten ihn.
Foto: Linda Käsbohrer

Etwas steht jedoch immer ausser Frage: Für die Familie ist klar, egal, wohin ihr Mann und Papa das Hockey führt, sie zieht mit ihm mit und passt sich an. Für Aussenstehende ist diese bedingungslose Bereitschaft oftmals nur schwer nachvollziehbar, manchmal aber auch bewundernswert. Die Holdens jedoch sehen es nicht als Aufopferung, «wir sind als Familie dank diesem Hockey-Leben noch enger zusammengewachsen», beschreibt es die Trainer-Frau, «unsere Töchter kennen nichts anderes.» Die Holdens betrachten diesen Lebensstil als Geschenk, lieben jeden Ort, an den er sie geführt hat. «Alles ist eine Frage der Perspektive», ergänzt Tochter Noa, «einige würden es als Aufopferung sehen, wir als Abenteuer.»

Derjenige, der ihnen dies beschert hat, kommt kurz nach Hause, um Hallo zu sagen. Dass die Holdens ein inniges, offenes und herzliches Verhältnis mit viel Humor haben, spürt man. Es vergeht kein Tag, an dem dem HCD-Headcoach nicht bewusst ist, was seine Familie für ihn tut und ihm bedeutet. «Ich bin der glücklichste Ehemann und Vater, und so stolz auf sie.»

Josh Holden posiert mit seiner Familie – Janie, Kapri, Hund Lumi, Maren, Noa (v.l.) – oberhalb von Davos.
Foto: Linda Käsbohrer

Seine Töchter sind damit aufgewachsen, dass sie ruhig sein müssen, wenn ihr Dad an Spieltagen am Nachmittag ein Nickerchen macht. «Wir wussten sofort, dass wir dann still sein müssen», grinst Noa, «das ist heute noch so.» Auch als Trainer behält Doppelbürger Holden (Sz/Ka) diese Gewohnheit bei. Von seinem einstigen Pre-Game-Snack, einem Erdnussbutter-Konfitüre-Sandwich, ist er aber abgekommen. Dieses oder ein Bananenbrot haben ihm seine Töchter als kleine Mädchen jeweils liebevoll eingepackt und auf der Folie kleine Notizen als Glücksbringer hinterlassen.

Nach vielen Playoffs als Spieler ist Josh Holden nun als Trainer voll eingebunden – nun muss sich seine Familie wenigstens nicht mehr sorgen.
Foto: Getty Images

Weitere Rituale? Alle grinsen. Die Schwestern haben Glücksbringer-Halsketten gehabt, Tenüs ihres Vaters mit Glitzersteinen verziert, Noa designt Kleidungsstücke mit Teilen aus Hockeyleibchen, «und auf den Fahrten zu den Spielen hören wir immer Songs von Taylor Swift», sagen sie lachend. Doch was ist das für ein Gefühl, dem Liebsten, dem Vater, bei der Arbeit zuschauen zu können – zusammen mit Tausenden anderen Menschen? Janie Holden atmet tief ein. «Wenn wir zur Halle kommen und ich sehe all die Leute, die fürs Team, auch für Josh, da sind, spüre ich schon den Druck. Ich wünsche mir dann so sehr, dass sie abliefern können.»

Für die mittlere Tochter Maren ist es wichtig, live an den Spielen zu sein. «Ich habe das Gefühl, Dad dann so am besten unterstützen zu können, wenn er weiss, dass jemand von uns da ist.» Der Trainer der Davoser nickt. «Das stimmt, das gibt mir ein gutes Gefühl.» Die Familie hat immer ein verstecktes Handzeichen, mit dem es sich jeweils begrüsst. Schon als Josh Holden noch Spieler war – und auch jetzt an der Bande.

Holden in Aktion als HCD-Trainer im Viertelfinal gegen Lausanne. Einen geheimen Fingerzeig gibt es jeweils auch, um die Familie zu begrüssen.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Auch Cody Holden (32), der in Arth SZ lebt, schaut sich alle Spiele und danach noch die Highlights an. Für ihn ist es immer unvergleichlich gewesen, wenn sein Adoptivvater entscheidende Tore in wichtigen Spielen geschossen hat «und ihn dann jubeln zu sehen. Ich hoffe, er feiert als Trainer die gleichen Erfolge wie als Spieler». Nur über einen Unterschied zwischen Spieler- und Trainer-Karriere ist er erleichtert: «Ich muss mir keine Sorgen mehr machen wegen schlimmer Verletzungen.» Seine Mutter übrigens hat das nie, «Josh sagte mir immer, solange er wieder aufsteht, müsse ich keine Angst haben».

Doch nebst der Aufregung, dem Adrenalin, Mitfiebern und Jubeln – es gibt auch Momente mit schwierigen Emotionen. Der Beschützer-Instinkt der jüngsten Tochter Kapri ist ausgeprägt, «wenn mein Vater als Spieler ausgebuht worden ist, hat mich das immer geärgert». Mutter Janie erzählt von einem Erlebnis am Spengler Cup, als Josh Holden fürs Team Canada spielt und die da erst siebenjährige Maren mit einem Holden-Tenü rumläuft: «Leute haben geschrieen. F… you Holden, f… you.» Maren habe im Gegensatz zu Kapri einfach nur gelächelt.

Auf dem Spielfeld immer unter Feuer und ein Entertainer: Holden in Zug während seiner Abschiedssaison.
Foto: Keystone

Als Spieler ist Josh Holden ein Entertainer gewesen, als Trainer kommt seine demütige und ausgeglichene Persönlichkeit zur Geltung. Aber ob Stürmer oder Coach, ob Regular Season oder Playoffs, für die drei Holden-Girls ist er einfach nur ihr Dad. «Zu Hause war er nie angespannt, auch in den Playoffs nicht. Er hat uns immer bei den Hausaufgaben geholfen», erinnert sich Kapri, «oder er hat uns die Haare gebürstet – und manchmal wir seine, er trug sie als Spieler ja lang.»

Für einen kurzen Familienspaziergang ist im Playoff-Stress Zeit. Mehr liegt aber nicht drin.
Foto: Linda Käsbohrer

Erinnerungen hätte die Hockey-Familie aus all den Jahren noch unzählige zu erzählen, doch Josh Holden hat nur noch Zeit für einen kurzen gemeinsamen Spaziergang mit Familienhund Lumi, bevor er wieder in die Eishalle zurück muss. Seine Liebsten fiebern mit ihm dem Viertelfinal-Showdown am Samstagabend gegen Lausanne entgegen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
6
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
8
HC Davos
HC Davos
2
-1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Lugano
HC Lugano
2
-1
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?