Erstaunliche Worte von Marc Lüthi
«Der SCB ist ein Arbeiter- und Bauernverein»

Der SC Bern will kein Schickimicki-Verein (mehr) sein, sondern zurück zu seiner DNA. Ohne zu glänzen, soll es zurückgehen zu altem Glanz.
Publiziert: 28.08.2023 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 12:47 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Seit seinem bisher letzten Meistertitel 2019 steckt der SC Bern im Dauertief. Die Playoffs wurden zweimal gänzlich verpasst und zweimal nur über den Umweg Pre-Playoffs erreicht. In die Halbfinals schafften es die Mutzen aber nie mehr. Das Spektakel fand mit zahlreichen Turbulenzen neben dem Eis statt – unter anderem mit insgesamt sechs Trainerwechseln und den medienwirksamen Verpflichtungen und Entlassungen von Florence Schelling (Sportchefin) und Raeto Raffainer (Chief Sports Officer und später CEO).

Davon hat Marc Lüthi (62), der nach der Entlassung von Raffainer im Frühling mit seinem CEO-Comeback ins operative Geschäft zurückgekehrt ist, genug. Dies machte er an der Medienkonferenz am Montag klar, an der er Carlo Bommes (61) als neuen SCB-Präsidenten und somit seinen Nachfolger auf dieser Position präsentierte: «Zum vierten Mal in Folge blieben wir unter den Erwartungen.»

Zurück zur Leistungskultur

Helfen soll nun eine «Rückkehr zur SCB-DNA», wie es Lüthi bezeichnet. «Wir sind kein Schickimicki-Klub, wir glänzen nicht. Wir sind ein Arbeiter- und Bauernverein, ein Arbeiter- und Bauern-KMU», so Lüthi. «Die Leistungskultur soll wieder eingeführt werden. Schritt für Schritt wollen wir zurück an die Spitze.»

SCB-CEO Marc Lüthi will zurück zur Leistungskultur.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Es ist schon einigermassen erstaunlich, wenn der SCB-CEO den grössten Eishockeyverein Europas als Arbeiter- und Bauernverein bezeichnet. Und da stellt sich dann die Frage, was denn in diesem Fall für ihn der Unterschied zwischen dem SCB und Kantonsrivale Langnau aus dem Emmental, einer wirklichen Arbeiter- und Bauernregion, ist. Lüthi dazu mit einem Lächeln: «Wir sind etwas grösser.» Die SCB-Fans seien aber geerdete Leute, so Lüthi weiter. Und diese würden eine hart arbeitende Mannschaft sehen wollen.

Knight wird siebter SCB-Ausländer

Deshalb ist es eines der Saisonziele des SCB, «das Spiel zu vereinfachen», wie Sportchef Andrew Ebbett (40) sagt. Ein Weiteres lautet: «Die Playoffs schaffen und dort das Maximum herausholen.» Was das konkret bedeutet, wird zwar offengelassen, aber es soll zweifellos mehr sein, als erneut im Viertelfinal (oder noch früher) mit wehenden Fahnen unterzugehen.

Der grosse Hoffnungsträger ist dabei der neue Trainer Jussi Tapola (49), da der finnische Meistertrainer der gewünschten SCB-DNA «Rechnung trägt», wie Lüthi betont. Er hat zudem den Ruf, auch aus dem nicht allerbesten Spielermaterial viel herausholen zu können. Besagtes Spielermaterial dürfte noch diese Woche Zuwachs durch den siebten Ausländer erhalten. Der kanadische Center Corban Knight (32) weilt bereits in Bern und trainiert mit dem Team – bis der Transfer offiziell gemacht werden kann, fehlen aber noch einige Papiere aus Russland. Die vergangenen drei Jahre spielte der frühere NHL-Spieler für Omsk in der KHL.

Ein namhafter Zuzug steht beim SCB auch am 1. Mai 2024 an – dann tritt Ex-SCB-Star Martin Plüss (46) seinen Job als Sportdirektor an. «Er befindet sich aber schon jetzt im beratenden Mandat», betont Lüthi. Die SCB-Familie bleibt heftig in Bewegung – erst am 1. Mai ist Pascal Signer (33) als neuer COO dazugestossen. Irgendwie will das alles nicht so richtig zu einem Arbeiter- und Bauernverein passen.

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