Heisses Urteil in der National League
Schiris über den Haufen fahren offiziell erlaubt!

Die Schiedsrichter sprechen von einem Check. Doch Lausanne-Stürmer Ronalds Kenins bleibt für seine Schiri-Attacke unbestraft.
Publiziert: 09.10.2018 um 14:44 Uhr
|
Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:01 Uhr
Stephan Roth

Das Spiel Bern – Lausanne (2:0) dauert am Samstag noch eine Minute. Die Waadtländer haben den Goalie durch einen sechsten Feldspieler ersetzt, als ihr Stürmer Ronalds Kenins Schiedsrichter Joris Müller über den Haufen rennt. Kurz nach Mitternacht beantragen die Schiedsrichter-Bosse ein Verfahren gegen den Letten, das der Einzelrichter dann auch einleitet. Gestern erfolgt der Freispruch.

Es ist ein brisantes Urteil von Richter Oliver Krüger. Denn nun ist es offiziell: Man darf einen Schiedsrichter umfahren.

Kenins nahm am Sonntag Stellung. Er sei aus der neutralen Zone gestartet und wollte mit hohem Tempo den in die Verteidigungszone des SCB gespielten Puck holen.

Im Rennen mit Berns Verteidiger Beat Gerber sei sein Fokus «auf dem Puck, dem Gegner, dessen Stock und dessen Körperposition gewesen».

«Keine Chance mehr gehabt, ihn nicht zu treffen»

Kurz bevor er den Puck erreicht habe, sei er überrascht gewesen, dass Müller vor ihm stand und habe «keine Chance mehr gehabt, ihn nicht zu treffen». Er habe aber versucht, sich seitlich abzudrehen und den Kontakt zu minimieren. Er habe sich sofort entschuldigt und später noch kurz mit dem Head gesprochen.

Ganz anders beurteilt die Schiedsrichter-Abteilung die Szene: «Der Beschuldigte habe sein Tempo nicht verlangsamt, trotz freier Sicht» und der Wahrnehmung, dass sich zwischen ihm und dem Puck noch der Schiedsrichter befinde. Kurz vor dem Kontakt habe Kenins «seinen Körper angehoben und mit der linken Schulter zu einem Check angesetzt.» In voller Geschwindigkeit und Wucht.

Mit ihrer Sichtweise blitzten die Schiedsrichter bei Krüger ab. Der Lette habe sich nicht auf Kollisionskurs befunden, weil sich Müller in diesem Moment noch rückwärts in Richtung Bande bewegt, ehe seine Rückwärtsbewegung ca. 0,2 bis 0,3 Sekunden vor dem Zusammenprall unerwartet gestoppt habe.

«Zumindest nach dem Grundsatz in dubio pro reo (im Zweifel für den Angeklagten, die Red.) ist davon auszugehen, dass er tatsächlich nicht mehr ausweichen konnte.»

Einzelrichter: Rücksicht kann nicht verlangt werden

Krüger geht gar so weit: «Vom Beschuldigten kann in dieser Situation nichts Anderes erwarten werden, als das, was er getan hat. Dass er – quasi aus Vorsicht – im Rennen um die Scheibe sein Tempo hätte verlangsamen müssen, wenn er den Referee gesehen hätte, kann nicht ernsthaft verlangt werden. Ein Spieler geht in dieser Situation mit vollem Tempo in den Kampf um die Scheibe und vertraut darauf, dass der Referee sich in eine Position begibt, in welcher er nicht in das Spielgeschehen eingreift.»

Mit anderen Worten: Rücksicht auf den Schiedsrichter kann von einem Spieler nicht verlangt werden.

Der jüngste Entscheid liegt im Trend: Letzte Saison war Zugs Viktor Stalberg, der einen Linienrichter unsanft aus dem Weg geräumt hatte, als er sich gegen Davos als Rächer auf Gregory Sciaroni stürzen wollte, mit nur zwei Sperren davon gekommen.

Und in den Playoffs 2017 hatte ZSC-Verteidiger Severin Blindenbacher für einen Griff ins Gesicht eines Linienrichters in Lugano nach einer Matchstrafe keine zusätzliche Sperre mehr erhalten.

Lausanne-Stürmer Ronald Kenins.
Foto: KEY

Einzig Timo Helbling ging es vor einem Jahr an den Kragen: Der damalige Zug-Verteidiger erhielt für einen Rempler in den Rücken von Micha Hebeisen sechs Sperren. Ihm glaubten die Einzelrichter nicht, dass er den Schiedsrichter zu spät gesehen habe.

Bereits im Frühling 2017 gab es einen Freispruch gegen Kenins. Damals griff der 27-Jährige noch als ZSC-Spieler in Lausanne auf dem Weg zu einer Prügelei einem Linienrichter ins Gesicht.

Die nächsten Spiele der National League

Donnerstag, 15. November

  • 19.45 Uhr: Lugano – Servette

Freitag, 16. November

  • 19.45 Uhr:  Bern – Ambri
  • 19.45 Uhr:  Davos – Lausanne
  • 19.45 Uhr: Servette – Zug
  • 19.45 Uhr: SCRJ Lakers – Biel
  • 19.45 Uhr: Tigers – Lugano

Samstag, 17. November

  • 19.45 Uhr: Ambri – ZSC Lions
  • 19.45 Uhr: Biel – Davos
  • 19.45 Uhr: Fribourg – Tigers
  • 19.45 Uhr: Zug – SCRJ Lakers

Donnerstag, 15. November

  • 19.45 Uhr: Lugano – Servette

Freitag, 16. November

  • 19.45 Uhr:  Bern – Ambri
  • 19.45 Uhr:  Davos – Lausanne
  • 19.45 Uhr: Servette – Zug
  • 19.45 Uhr: SCRJ Lakers – Biel
  • 19.45 Uhr: Tigers – Lugano

Samstag, 17. November

  • 19.45 Uhr: Ambri – ZSC Lions
  • 19.45 Uhr: Biel – Davos
  • 19.45 Uhr: Fribourg – Tigers
  • 19.45 Uhr: Zug – SCRJ Lakers
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Die Tabelle

 SpieleTorverhältnisPunkte
1. Biel833:1321
2. Bern825:1117
3. Zug826:2015
4. ZSC Lions714:1312
5. Fribourg819:2212
6. Servette816:1912
7. SCL Tigers823:1612
8. Ambri819:2710
9. Lugano719:239
10. Davos817:299
11. Lausanne819:229
12. Lakers89:243
National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
9
9
20
2
HC Lugano
HC Lugano
8
6
16
3
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
9
5
16
4
Lausanne HC
Lausanne HC
9
3
15
5
SC Bern
SC Bern
9
7
15
6
SCL Tigers
SCL Tigers
9
6
14
7
EHC Kloten
EHC Kloten
9
-1
14
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
8
-1
13
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
7
4
12
10
EV Zug
EV Zug
8
0
12
11
HC Davos
HC Davos
9
-3
12
12
EHC Biel
EHC Biel
9
-6
10
13
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
9
-9
8
14
HC Ajoie
HC Ajoie
8
-20
3
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