Mario Kempe flüchtete aus dem Norden Schwedens – Fans beschimpften ihn übel
«Ich litt an Depressionen»

Der neue Lugano-Star Mario Kempe wurde vor seinem Abgang aus Lulea von den Fans aufs Übelste beschimpft. Jetzt redet der Schwede über die wahren Gründe für seinen in der Heimat nicht gerne gesehenen Wechsel mitten in der Saison.
Publiziert: 26.01.2024 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2024 um 12:55 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Der neue Lugano-Star Mario Kempe hat bewegte Monate hinter sich. Mit körperlichen und mentalen Problemen. Es ging so weit, dass der Schwede keine Spiele mehr bestreiten konnte für seinen Ex-Klub Lulea. Und deshalb die Trennung wollte.

Doch von vorne: Kempe kehrte 2022 vom KHL-Klub Minsk in seine schwedische Heimat zurück. In Belarus hatte er sich im Januar zuvor am Kreuzband verletzt, doch beim Saisonstart mit Lulea war die Knie-Verletzung ausgeheilt. Dann der Rückschlag. Im Februar 2023 musste er sich sofort einer Operation unterziehen, nachdem sich Knie-Probleme als gespaltene Kniescheibe entpuppten. Die Saison war für den Center frühzeitig vorbei.

Sich zweimal von einer schweren Knie-Verletzung zurückzukämpfen, «das war das Schwierigste, was ich je durchgemacht habe», erzählte Kempe im letzten September, als er für die neue Saison mit Lulea sein Comeback gab. Doch da wusste der 35-Jährige noch nicht, dass eine fürchterliche Herausforderung auf ihn wartete.

Der schwedische Stürmer Mario Kempe hat eine schwierige Zeit in Lulea hinter sich.
Foto: imago/Bildbyran
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In die Eishalle zu gehen, fiel im schwer

Das Leben in und das Spielen für Lulea wurde zusehends zur Belastung. «Nur schon in die Eishalle zu gehen, fiel mir schwer. Dort ging es mir schlechter und mir fehlte jegliche Energie», versucht Kempe seine Gefühlslage gegenüber dem «Aftonbladet» zu beschreiben. «Mir ging es mental nicht gut.»

Heute weiss er: «Ich litt unter Depressionen und Angstzuständen.» Diese verheimlichte der Stürmer dem Klub gegenüber nicht, sondern sprach im Spätherbst offen darüber. Als gut bezahlter Spieler sei ihm klar geworden, dass er nicht imstande war, die Leistung abzuliefern, die man von ihm erwartete. Er bat Lulea um Gespräche für eine Lösung.

«Wir haben von Kempe das Signal erhalten, dass er nicht mehr hier in Lulea sein möchte. Und wir sind zum Schluss gekommen, dass wir keinen Spieler im Team haben können, der nicht hier sein will. Der Wunsch, hier weggehen zu dürfen, kam von ihm», präzisiert Sportdirektor Stefan Nilsson in der gleichen Zeitung.

Kempe als «Hure» beschimpft

Als Ende Dezember publik wurde, dass er den Klub mitten in der Saison verlassen möchte, traf Kempe der Fan-Hass mit voller Wucht. In einem Spiel stand auf einem geschmacklosen Spruchband geschrieben: «Wie eine Hure saugst du nur das Geld raus und beschmutzt unser Logo. Möge dir dein Knie immer Probleme bereiten. Mario Kempe – persona non grata.»

Gerüchte, dass sein neuer Arbeitgeber der NL-Klub Lugano sein könnte, kamen da schon auf. Inklusive der Schlussfolgerung, dass sein Salär im Südtessin in die Höhe schnellen dürfte. Kempe reagierte damals nicht auf diese üblen Beschimpfungen, die auch im Netz kursierten – bis jetzt. «Diese Hass-Reaktionen kann ich nicht verstehen. Es war für beide Parteien ein guter Entscheid», sagt er in einem Video-Interview mit «Aftonbladet», das ihn in Lugano besucht hat.

Sich damals nicht dazu zu äussern, das haben ihm Psychologen sowie die Spielervereinigung geraten, wie der Nationalstürmer betont. Deshalb offenbart der Ex-NHL-Spieler (Arizona) nun einige Wochen später mit seinen mentalen Problemen den wahren Grund für seinen Abgang. In Lugano fühle er sich wohl. «Ich spiele hier besser, weil es mir besser geht», so Kempe, der sich langsam wieder an sein Leistungsniveau herantastet. Von den bisher fünf Spielen mit dem Schweden haben die Bianconeri vier gewonnen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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