NHL-Vorbild von 1942
Diese irre Serie macht Zug Hoffnung

Zug will gegen den ZSC Geschichte schreiben: In der Schweiz hat noch kein Team im Final einen 0:3-Rückstand gedreht. In der NHL kam das einmal vor. Nach einer Schlägerei mit dem Schiedsrichter.
Publiziert: 27.04.2022 um 16:16 Uhr
Stephan Roth

Noch nie wurde ein Team Meister, das in einem Playoff-Final 0:3 zurücklag. Es ist also unmöglich, dies zu schaffen, denkt man. Dabei müsste man ja eigentlich wissen, dass es für alles ein erstes Mal gibt. Das sagen sie sich derzeit auch in Zug. Ob es mehr Durchhalteparolen sind, wird sich weisen. Den Anfang machte das Tangnes-Team jedenfalls am Montag in Zürich, als es die Serie gegen die ZSC Lions auf 1:3 verkürzte.

Der EVZ wäre der erste Klub, der die grosse Wende im Final schaffen würde. In der Schweiz. Denn in der 105-jährigen Geschichte der NHL findet man tatsächlich eine Final-Serie, die nach 0:3 noch 4:3 endete. Es waren die Toronto Maple Leafs, die den Detroit Red Wings den sicher geglaubten Stanley-Cup-Sieg 1942 in einer irren Serie noch entrissen.

Der EVZ müsste Geschichte schreiben

Niemand wurde nach einem 0:3-Rückstand im Final noch Meister. Erst viermal wurde in den Playoffs ein 0:3 gedreht. Stets im Viertelfinal:

  • 2006: Lugano hatte nach dem zweiten Spiel gegen Rivale Ambri bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt und stürmte dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Die vierte Partie entschied Zug gegen Rappi im Penaltyschiessen für sich. Entscheidend für die Wende war wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier legendären Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbrachte und Coach Sean Simpson unter die Bank legte.
  • 2008: Davos war schon in den ersten drei Spielen gegen Zug auf Augenhöhe, verlor aber stets, ehe sich das Blatt wendete. Im Tor beim HCD: der jetzige EVZ-Keeper Leonardo Genoni.
  • 2022: Die Erinnerung ist noch frisch, wie Davos dieses Jahr ebenfalls im Viertelfinal gegen die SCRJ Lakers ein 0:3 umbog.
Hokuspokus 2007: EVZ-Goalie Lars Weibel und Paolo Duca (rechts) zeigen die Holzscheite, die bei der Wende gegen Rappi unter der Bank lagen.
TOTO MARTI

Niemand wurde nach einem 0:3-Rückstand im Final noch Meister. Erst viermal wurde in den Playoffs ein 0:3 gedreht. Stets im Viertelfinal:

  • 2006: Lugano hatte nach dem zweiten Spiel gegen Rivale Ambri bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt und stürmte dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Die vierte Partie entschied Zug gegen Rappi im Penaltyschiessen für sich. Entscheidend für die Wende war wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier legendären Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbrachte und Coach Sean Simpson unter die Bank legte.
  • 2008: Davos war schon in den ersten drei Spielen gegen Zug auf Augenhöhe, verlor aber stets, ehe sich das Blatt wendete. Im Tor beim HCD: der jetzige EVZ-Keeper Leonardo Genoni.
  • 2022: Die Erinnerung ist noch frisch, wie Davos dieses Jahr ebenfalls im Viertelfinal gegen die SCRJ Lakers ein 0:3 umbog.
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Nach zwei Siegen in Toronto zum Start und einem Heim-Erfolg rüstete man sich beim Aussenseiter aus der US-Auto-Metropole bereits für die grosse Feier. Doch dann stellte Toronto-Coach Hap Day um, liess im vierten Spiel drei Stars, darunter Topskorer Gordie Drillon und seinen besten Verteidiger Bucko McDonald draussen und brachte drei frische Spieler.

Am Schluss waren es die Spieler der Toronto Maple Leafs, die im Stanley-Cup-Final 1942 gegen die Detroit Red Wings jubeln konnten.
Foto: Archives of Ontario
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Trainer Adams prügelte sich mit dem Schiedsrichter

Es schien bereits, dass Days tollkühner Plan scheitern würde, als die Red Wings im Schlussdrittel 3:2 in Führung gingen. Doch dann wendeten die Leafs das Blatt. Dabei sorgten zweifelhafte Schiedsrichterentscheide beim Heimteam für Überhitzung. Ein Fan warf eine Wärmeflasche aufs Eis, welche Detroits Eddie Wares spöttisch Schiedsrichter Mel Harwood überreichte, worauf ihm dieser eine Strafe aufbrummte. Darauf eskalierte die Situation. Detroit-Star Don Grosso legte als Protest seine Handschuhe und den Stock vor die Füsse des Refs, der ihn beschimpft haben soll, und forderte ihn zum Faustkampf auf.

Zum Schluss flogen tatsächlich die Fäuste. Detroits legendärer General Manager und Coach Jack Adams ging auf den Schiedsrichter los und prügelte sich mit ihm, ehe die Polizei die Streithähne trennen konnte. Die Fans tobten, warfen Gegenstände, darunter ein Damen-Schuh, aufs Eis. NHL-Boss Frank Calder brauchte Polizeischutz.

Adams wurde darauf bis zum Ende der Playoffs gesperrt. Der routinierte Stürmer Ebbie Goodfellow übernahm das Coaching. Doch nach dem Wutanfall ihres Chefs implodierten die Red Wings. Spiel 5 gewann Toronto zu Hause gleich mit 9:3, wobei Don Metz, einer der Nobodys, die ins Team gerückt waren, einen Hattrick und zwei Assists verbuchte. Mit einem 3:0, Joker Metz besorgte das erste Tor, glichen die Maple Leafs die Serie in Detroit aus.

Vollendet Zug an Adams' Todestag die Wende?

Es kam zur Finalissima vor über 16'000 Fans. Detroit führte zwar bis zur 48. Minute 1:0. Doch dann holte sich das Heimteam dank einem 3:1-Sieg und der legendärsten Wende der Hockey-Geschichte den Stanley Cup.

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PS. Trotz des Skandals litt der Ruf von Schiri-Prügler Adams nicht. Nach dem einzigen Mann, der den Stanley Cup als Spieler, Trainer und General Manager gewann, ist seit 1972 die Trophäe für den besten NHL-Trainer der Saison benannt. Er verstarb am 1. Mai 1968. Just an seinem 54. Todestag könnte der EVZ die erste grossen Final-Wende vollenden.

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1
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