«Niemand ist unersetzlich»
Marc Lüthi, bleiben Sie nächste Saison SCB-Boss?

Seit bald 24 Jahren ist Marc Lüthi der Kopf des SC Bern. Doch jetzt macht er sich Gedanken über seine künftige Rolle im Klub.
Publiziert: 16.03.2022 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2022 um 17:44 Uhr
Stephan Roth

Marc Lüthi, wie geht es Ihnen?
Marc Lüthi:
Gut.

Dann ist gesundheitlich alles in Ordnung, nachdem Sie Anfang Jahr nach einer Hirnblutung und einer Herzoperation eineinhalb Monate pausieren mussten?
Mir geht es gut. Ich bin mir sicher bewusst, dass gewisse Sachen adaptiert werden in meinem täglichen Leben.

Können Sie das präzisieren?
Es ist nichts, was mich daran hindern würde, meinen Job zu machen.

Zerknirscht schaut CEO Marc Lüthi zu, wie der SC Bern gegen Lausanne aus den Pre-Playoff-Plätzen rutscht.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
1/10

Sind Sie bei 100 Prozent Leistungsvermögen?
Ja, ja – 150 Prozent (lacht).

Hilft das, was Sie gesundheitlich durchgemacht haben, den sportlichen Misserfolg zu relativieren?
Der Misserfolg hat Emotionen ausgelöst. Vorwiegend negative, ausser bei jenen, die Schadenfreude haben. Doch dank diesen Emotionen haben die Fans für einige Minuten nicht über Corona oder den Ukraine-Krieg nachgedacht. Am Schluss sind diese Emotionen viel besser als all das andere, mit dem wir uns sonst beschäftigen müssen.

Und im Bezug auf Ihre Gesundheit?
Ja, das relativiert ziemlich viel. Auch dahingehend, dass ich, wenn ich im Januar, Februar nicht abwesend gewesen wäre, vielleicht in die Garderobe gegangen wäre, weil ich so sauer war über gewisse blutleere Auftritte war.

Da haben Sie sich selbst aus Rücksicht auf Ihre Gesundheit zurückgenommen?
Nein, ich habe es nicht für nötig befunden. Mir war die Situation bewusst, dass wir das Kader in den letzten zwei Jahren Corona-bedingt immer dünner haben werden lassen. Und zwölf Jungs mit auslaufenden Verträgen hatten, von denen nicht alle bis zum Schluss Gas gegeben haben.

Marc Lüthi persönlich

Nach einer KV-Lehre bei der Merkur AG studiert Marc Lüthi (60) berufsbegleitend Betriebswirtschaft. Zwischen 1997 und 2004 ist er News-Moderator bei TeleBärn. 1998 wird er SCB-CEO, nachdem der Klub seiner damaligen Vermarktungsfirma über 100'000 Franken geschuldet hat. Unter dem in Luzern geborenen Berner schrieb der SCB vor der Corona-Krise 20 Jahre lang schwarze Zahlen. Lüthi hat eine Tochter aus früherer Ehe und ist mit der Werberin Bala Trachsel verheiratet. Im Januar musste Lüthi nach einer Hirnblutung und einer Herz-Operation eineinhalb Monate pausieren.

Nach einer KV-Lehre bei der Merkur AG studiert Marc Lüthi (60) berufsbegleitend Betriebswirtschaft. Zwischen 1997 und 2004 ist er News-Moderator bei TeleBärn. 1998 wird er SCB-CEO, nachdem der Klub seiner damaligen Vermarktungsfirma über 100'000 Franken geschuldet hat. Unter dem in Luzern geborenen Berner schrieb der SCB vor der Corona-Krise 20 Jahre lang schwarze Zahlen. Lüthi hat eine Tochter aus früherer Ehe und ist mit der Werberin Bala Trachsel verheiratet. Im Januar musste Lüthi nach einer Hirnblutung und einer Herz-Operation eineinhalb Monate pausieren.

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Es handelt sich dabei um Hinterbänkler und keine Stars.
Wir geben ihnen nicht die Schuld. Da gibt es ein ganzes Karussell von Sachen. Sie sind mitschuldig. Eine gewisse Blutleere kam von ihnen.

Wie viel vom Schuld-Kuchen schneiden Sie sich ab?
Im Sportlichen habe ich so wenig gesagt, wie noch nie. Die Fehler, die ich gemacht habe, habe ich nicht jetzt gemacht. Die habe ich vor zwei oder drei Jahren gemacht. Danach mussten wir wegen Corona voll auf die Bremse stehen. Und wenn man kein zusätzliches Geld investieren kann, ist es so, dass man kontinuierlich schlechter wird. Man kann jetzt schon sagen, wir hätten André Heim behalten sollen. Aber dann hätte man auf einen anderen verzichten müssen.

Noch einmal: Wie gross ist Ihr Anteil an der Schuld am sportlichen Debakel?
Das ist schwierig zu beziffern. Weder Raeto Raffainer, noch Andrew Ebbett oder ich standen auf dem Eis. Doch dass wir nicht mehr top sind, nehme ich zu 60 Prozent auf mich. Weil ich ja der bin, der schauen muss, dass man das Ganze auch bezahlen kann. Rein vom Sportlichen nehme ich nichts auf mich.

Was sagen Sie zur These, dass das System Lüthi nicht mehr funktioniert?
Ob ein anderes System funktioniert, müsste man ausprobieren. Doch wir hatten unternehmerische Herausforderungen wie nie in den letzten 20 Jahren. Mit Corona, was bei uns mit der ganzen Gastronomie sehr dominant war. Und auf der anderen Seite hatte ich die Idee, im Sport nicht mehr so mitzumischen.

Fehlt das jetzt gar?
Mir?

Nein, dem Klub.
Vielleicht. Womöglich ist das auch ein Teil der Bewältigung.

Ist es denn möglich, den Umbruch auf die Zeit ohne Sie gleitend zu machen? Sind Sie da nicht ein Hindernis?
Ich glaube, ein gleitender Umbruch ist sehr gut möglich. Einerseits habe ich die Erfahrung. Auf der anderen Seite sind die neuen Leute ja solche, von denen ich glaube, dass sie es können. Und man redet ja miteinander. Es war selten ein Alleingang von mir. Ein einziges Mal habe ich über den Kopf des Sportchefs hinweg entschieden.

Bei der Entlassung von Larry Huras 2011/12?
Genau. Das System, bei dem ich nach aussen dominiert habe, hat funktioniert. Wir waren zehn Jahre lang top – und jetzt drei Jahre schlecht. Und jetzt müssen wir wieder gut werden und es so aufgleisen, dass es dann auch andere Köpfe erträgt.

Bei ihrer Rückkehr nach ihrem Timeout zu Beginn des Jahres sagten Sie, dass Sie nächste Saison noch an Bord sein werden.
Im Moment haben wir anderes zu tun, als über solche Dinge nachzudenken. Aber selbstverständlich gehört das auch zur Analyse.

Aber es bleibt dabei: Nächste Saison bleiben Sie in gleicher Rolle tätig?
Das habe ich nie so gesagt. Das ist völlig offen. Aber es ist davon auszugehen, dass ich nächste Saison noch mitmischen werde.

Kann man sagen, dass Sie sich nicht mit einem Misserfolg zurückziehen wollen?
Ich werde sicher nicht aufhören.

Sie sind seit bald 24 Jahren der Kopf, das Gesicht des Klubs. Geht das, ein SCB ohne Lüthi?
Da muss ich eine Plattitüde bemühen: Niemand ist unersetzlich.

Vor drei Jahren war der SCB noch Meister. Wo sehen Sie den Klub in drei Jahren?
Dann werden wir mindestens einmal um den Titel mitgespielt haben.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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