Das sind die Highlights der «MySports-Arno-Cam»
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SCL Tigers - ZSC Lions:Die Highlights der «MySports-Arno-Cam»

ZSC-Trainer Arno Del Curto (62)
«Für mein Alter habe ich einen Kopf wie ein 20-Jähriger»

Seit drei Wochen ist Arno Del Curto (62) wieder ZSC-Trainer. Im grossen Interview spricht er darüber, wie er sich dabei fühlt, was ihn bewegt und wie er über Social Media denkt.
Publiziert: 05.02.2019 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2019 um 10:34 Uhr
Arno Del Curtos Debüt als ZSC-Trainer misslingt.
Foto: PIUS KOLLER
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Arno Del Curto: Acht Wochen hatten Sie Pause, jetzt arbeiten Sie seit drei Wochen beim ZSC. Ist da der Unterschied wie Tag und Nacht?
Arno Del Curto: Ja, man ist permanent unter Strom. Wenn man neue Sachen einführen will, ist es nicht einfach. Mann muss ständig reden, sich Gedanken machen und im Training daran arbeiten.

Können Sie dann auch einmal den Kopf lüften und abschalten?
Das ist nicht möglich. Es gibt keinen Feierabend. Wir wollen die Intensität erhöhen. Darüber haben wir auch nach der Niederlage in Rapperswil gesprochen. Und am Montag haben wir zweimal trainiert, ein kleineres Trainingslager gemacht. Die Spieler haben eine Schippe draufgelegt. Es war richtig gut. Und am Nachmittag haben wir das Powerplay trainiert, und Spieler wie Roman Cervenka, Roman Wick und Fredrik Pettersson kamen zurück. Da habe ich dann diese und jene Variante gesehen. Darauf hatte ich einen wunderbaren Abend. Ich begann zu träumen: Läck, wenn das kommt und wir das hinkriegen! Dann sieht man, was da möglich ist. Es war das erste Mal. Ich war im siebten Himmel.

Dann ist es jetzt intensiver als vorher?
Gewisse Dinge haben sie vorher anders gemacht. Jeder Trainer hat seine Art. Da muss man die Änderungen zuerst hinkriegen. Und irgendwann merkst du, jetzt beginnen sie es zu verstehen. Und dann geht es einfacher.

Dann merken Sie, dass das Verständnis wächst?
Ja, sie müssen schon noch überlegen. Ich spreche jetzt nur vom Training. Im Spiel ist es dann schon noch einmal etwas anderes. Das braucht schon Zeit. Es ist schwierig, die Balance zu finden. Ich habe manchmal gesagt: Schade, dass es nicht 1. August ist. Aber es ist nicht 1. August. Und die Spieler ziehen voll mit, sie wollen etwas ändern.

Welchen Arno braucht diese Mannschaft? Den verständnisvollen? Oder den aufbrausenden?
Nein. Das ist heute ohnehin anders geworden. Die Menschen sind nicht mehr gleich wie vor 20, 25 Jahren. Durch die Digitalisierung, Facebook, Instagram und was es alles noch gibt.

Arno Del Curto leitet sein erstes ZSC-Training nach über 25 Jahren.
Foto: Keystone
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Auf welchen Social Media sind Sie dabei?
Nirgends. Ich schaue aber auf die Leute um mich herum, die das haben. Doch ich finde es gut. Und ich hatte es auch nicht gern, wenn mir mein Vater sagte: Früher war alles besser. Darum ist auch mein Job so spannend. Weil du ständig mit diesen Jungen zusammen bist. Darum habe ich für mein Alter einen Kopf wie ein 20-Jähriger. Ich sehe ja, was die alles machen, und beschäftige mich damit. Ich frage auch um Hilfe.

Sehen Sie die Social Media auch als Gefahr? Wenn man an Bayern-Star Franck Ribéry und sein goldenes Steak denkt.
Ja, aber ist aber auch eine Gefahr, wenn ich Interviews gebe. Früher habe ich drauflos gesprochen.

Früher haben Sie in Interviews ganz schön Gas gegeben. Wenn man da an Ihre Entlassung beim ZSC 1993 zurückdenkt…
Das war so blöd von mir. Ich war tief getroffen und auch zu jung, um den Latz zu halten. Es war damals auch hart für mich, weil ich schon die Transfers von Spielern wie Edgar Salis, Claudio Micheli, Michel Zeiter und Vjeran Ivankovic eingefädelt hatte. Damals war es noch nicht so einfach, jemanden nach Zürich zu holen. Da bin ich jede zweite Nacht nach Uzwil gefahren, um mit Zeiter und Ivankovic zu reden.

22 Jahre lang trainierte Arno Del Curto den HC Davos.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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Ist Ihre Rückkehr zum ZSC nach 25 Jahren auch eine Zeitreise für Sie?
Logisch, da kommen ja auf der Strasse Leute auf mich zu und reden von 1992. Ich hatte auch den Kontakt nie verloren. Auch in meiner Zeit in Davos war ich meistens einmal pro Woche in Zürich. Ich habe auch noch Kontakt mit Spielern von damals. Mit Adrian Hotz war ich gar in den Ferien. Dabei hatten wir uns damals stets gezofft. Als er dann einmal in Davos war, bin ich auf ihn zugegangen und wir haben uns versöhnt. Daraus wurde dann eine Freundschaft.

Hat Sie hat der Hype bei Ihrer Rückkehr überrascht?
Ja. Aber es ist nie gut, wenn man zu sehr hoch gejagt und dann wieder runter geprügelt wird. Das habe ich nie gemocht.

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Wie war es denn für Sie, als beim ersten Spiel in Langnau die MySports-Arno-Cam ständig auf Sie gerichtet war?
Das wusste ich gar nicht. Doch das hätte man nicht tun sollen.

Leben Sie immer noch im Hotel?
Ja. Ich wollte in der Nähe sein. Ich will zu Fuss ins Training gehen, in Ruhe arbeiten können. Ich will keinen Stress und keine Hektik mit dem Auto und dem Verkehr haben.

Wie gut kennen Sie Ihre Spieler schon?
Jetzt kenne ich sie. Ich weiss die Namen, die Nummern, die Gesichter, wer welcher Typ ist und bei wem man etwas mehr Gas geben kann.

In Davos hatten Sie ein sehr enges Verhältnis zu Ihren Spielern. Kann einem eine Mannschaft nach drei Wochen schon ans Herz wachsen.
Ja, es ist eine flotte, tolle Mannschaft. Doch sie müssen jetzt dranbleiben und ständig Fortschritte machen.

In Davos holten Sie auch mal einen Spieler aus einer Bar. Machen Sie das auch in Zürich?
Es längst nicht mehr so wie früher. Da liegen Welten dazwischen.

Über die ZSC Lions sagt man, dass die Mannschaft zu ruhig sei.
Ist das nicht überall so? Die Menschen sind heute generell ruhig. Das hat auch damit zu tun… (er schnappt sich das Handy) Da redet man viel weniger miteinander.

Sehen Sie sich über diese Saison hinaus in Zürich?
(lächelt) Lassen wir jetzt erst mal etwas Wasser die Limmat runter fliessen. Ich hoffe nur, dass es uns in den nächsten Wochen gelingt, intensiveres und spielerisches, richtig geiles Hockey zu zeigen.

Sind Sie auch schon aus einem Traum aufgewacht und waren HCD-Trainer?
Nächste Frage…

Viele fragten sich, ob es geht, wenn Sie plötzlich keine One-Man-Show mehr sind.
Es geht, ja. Wir wollten das ja auch in Davos ändern. Aber es ging dann lange auch gut: Nach dem Meistertitel 2015 hatten wir die schönste Saison mit den tollen Spielen in der Champions League gegen europäische Top-Teams. Doch ich möchte nicht mehr über Davos sprechen. Deshalb sage ich einfach: Es war meine Schuld. In Zürich kann ich mich nun ganz aufs Hockey konzentrieren.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
9
9
20
2
HC Lugano
HC Lugano
8
6
16
3
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
9
5
16
4
Lausanne HC
Lausanne HC
9
3
15
5
SC Bern
SC Bern
9
7
15
6
SCL Tigers
SCL Tigers
9
6
14
7
EHC Kloten
EHC Kloten
9
-1
14
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
8
-1
13
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
7
4
12
10
EV Zug
EV Zug
8
0
12
11
HC Davos
HC Davos
9
-3
12
12
EHC Biel
EHC Biel
9
-6
10
13
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
9
-9
8
14
HC Ajoie
HC Ajoie
8
-20
3
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