ZSC, Zug und Lausanne sind heiss auf den Nati-Star
Sven Andrighetto löst Millionen-Vertrag in Russland auf

Sven Andrighetto hat in Russland viel Geld verdient. Nun hat der Nati-Star seinen Millionen-Vertrag in der KHL aber aufgelöst. Stattdessen will er für weniger Kohle in der Schweiz spielen.
Publiziert: 09.07.2020 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 11:23 Uhr
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Bevor Sven Andrighetto im letzten Sommer vom Colorado Avalanche zum KHL-Vize-Meister Awangard Omsk wechselte, wurde der Zürcher von etlichen Berufskollegen bezüglich einer Eiszeit in Russland gewarnt. «Ich wir mir damals sicher, dass diese Leute die Zustände in der KHL schlechter beschreiben, als sie in Realität sind. Aber jetzt habe ich selber erfahren müssen, dass es eher noch schlimmer ist», bilanziert der 27-jährige Flügelstürmer, der bei der WM 2018 mit der Schweiz die Silbermedaille gewonnen hat.

Ganz weit oben auf «Ghettos»- Mängelliste ist der Spielstil in der KHL. «Obwohl die russischen Spieler durchs Band weg hervorragend ausgebildet werden, kommen diese filigranen Elemente in dieser Liga kaum zum Tragen. Die meisten Spiele kommen einem riesigen «Chrampf» gleich, es wird mehr Eishockey gearbeitet als gespielt.»

Abschiebung ins Farmteam droht

Enttäuscht wurde Andrighetto bei Omsk auch vom kanadischen Übungsleiter Bob Hartley, der 2012 die ZSC Lions Meistertitel führte. «Bob hat mir vor der Saison in einem längeren Gespräch versprochen, dass er mich regelmässig im Powerplay einsetzen wird. Doch dann durfte ich im Überzahlspiel selten länger als 20 Sekunden mittun.» Auch deshalb kam der einstige ZSC-Junior in 62-KHL-Einsätzen nicht über 13 Tore hinaus.

Sven Andrighetto geniesst den Sommer in Niederuster am Greifensee.
Foto: Sven Thomann
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Nun musste der Mann mit 227-NHL-Spielen auch noch erkennen, dass in Russland ein Vertrag wenig bis gar nichts zählt. «Ich hatte noch ein Kontrakt für ein weiteres Jahr. Aber dann haben mir die Klub-Verantwortlichen mitgeteilt, dass sie mich im Fall von einer Rückkehr nach Russland ins Farm-Team schicken würden. Mir wurde gleichzeitig klar gemacht, dass ich dort nicht das Salär erhalten würde, welches mir gemäss Vertrag zusteht.» Weil Andrigehtto und seine Berater einsehen mussten, dass es keine andere Lösung gibt, wurde der Vertrag am Donnerstag aufgelöst.

«Es gibt wichtigere Dinge als Geld»

Nach diesem Schnitt sitzt der Sohn eines erfolgreichen Treuhänders am Ufer des Greifensees und denkt über eine Zukunft in der Schweiz nach. «Mir ist klar, dass mir in dieser wegen der Corona-Pandemie besonders schwierigen Zeit keine Schweizer Mannschaft ein Jahresgehalt von einer Million bezahlen kann. Aber das ist mir egal, schliesslich habe ich in Russland gemerkt, dass es im Leben sehr viel wichtigere Dinge als Geld gibt.»

Zum Beispiel die Liebe zu seiner amerikanischen Freundin Bailey. «Das Beste aus meinem Russland-Kapitel ist die Tatsache, dass Bailey und ich in Moskau noch näher zusammengerückt sind.» Deshalb wollte Sven die Biologie-Studentin in diesem Sommer auch heiraten. «Aber weil Corona derzeit keine grossen Feierlichkeiten zulässt, haben wir die Hochzeit um ein Jahr verschoben.»

ZSC, Zug oder Lausanne?

Wegen der Corona-Pandemie schläft Andrighetto derzeit alleine in seinem Elternhaus in Wermatswil ZH. «Als Amerikanerin darf meine Freundin derzeit nicht in die Schweiz einreisen. Das tut schon weh.»

Dafür zeichnet sich bei «Ghetto» beruflich eine schnelle Wende zum Guten ab. «Es deutet vieles darauf hin, dass ich in den nächsten Tagen bei einem Schweizer Verein unterschreiben werde. Ich freue mich enorm auf ein Engagement in der National League» bekräftigt der Mann, der bisher noch nie in unseren höchsten Liga gespielt hat.

Aber welchem Klub wird der rechte Flügel das «Ja-Wort» geben? Es spricht viel dafür, entweder die ZSC Lions, Zug oder Lausanne das Rennen um den rechten Flügel machen werden. Dass Andrighetto wohl besonders gerne in Zürich spielen würde, verrät auch ein Blick auf seinen linken Oberschenkel: Dort hat er sich vor zwei Jahren den Züri-Löwen und das Grossmünster stechen lassen...

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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