Zweieinhalb Jahre nach dem tragischen Unfall mit Ronny Keller
Die Pferde geben Schnyder wieder Halt

Auch Stefan Schnyder (32) war emotional ein Opfer. Nach einem Zweikampf mit ihm endete Ronny Keller (36) 2013 im Rollstuhl. Jetzt hat er den Hockeystock mit Mistgabel und Besen getauscht.
Publiziert: 20.12.2015 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 23:08 Uhr
Stefan Schnyders Gedanken kreisen jetzt um Pferde statt um Eishockey.
Foto: Blicksport
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Von Nicole Vandenbrouck

Morgens um 10 Uhr auf der Schnyder-Ranch etwas ausserhalb von Ravensburg (De). Der Morgen-Stall ist noch in vollem Gange. Die Boxen werden gemistet, die Pferde auf die Weiden gebracht. Stefan Schnyder wischt die Stall-GĂ€nge und bringt danach zwei Fohlen auf die Koppel. Liebevoll geht er mit ihnen um, der kleine Braune mit dem weissen Gesicht und Namen SR King of Snus ist selbst gezĂŒchtet.

Ein kleines ZSC-Logo auf seiner Daunenjacke verrĂ€t Schnyders Hockey-Vergangenheit. Doch obwohl der KĂŒsnachter erst nach der letzten Saison nach Deutschland ausgewandert ist und diesen Hof ĂŒbernommen hat – das Hockeyleben ist fĂŒr ihn schon ganz weit weg. «Mein Karrierenende ging so schnell. Und jetzt habe ich einfach keine Zeit, das Hockey zu vermissen», erklĂ€rt Schnyder.

Die Tage sind lang auf der Schnyder-Ranch. 40 (!) Hektare umfasst sein Land, die Anlage verfĂŒgt ĂŒber eine Reithalle, zwei AussenplĂ€tze, einen grossen Stall fĂŒr Einzel- und Gruppenhaltung, sowie auch GĂ€stezimmer. Derzeit stehen 60 Pferde auf der Schnyder-Ranch, PensionĂ€re, Senioren, Aufzucht- und Berittpferde.

«Weniger als zwölf Stunden arbeiten wir hier nie. Eher mehr.» Einen freien Tag haben sich Stefan und Schatz Sindy noch nie gegönnt, seit sie Mitte April eingezogen sind. «Wir wohnen quasi im Stall, ins Haus gehen wir nur zum Schlafen», sagt der Ex-StĂŒrmer mit einem Lachen. Trotz der Anstrengung und der nie weniger werdenden Arbeit: Der 32-JĂ€hrige hat sich zusammen mit Freundin Sindy Patzer (29) und seinem Bruder Daniel (30, ZSC, derzeit verletzt) einen Traum verwirklich.

Den zweiten nach der Karriere als Hockeyspieler. 15 Jahre war Schnyder Profi, gross geworden in der Organisation der ZSC Lions. «Schon im Kindergarten wollte ich Hockeyspieler werden», weiss er, aber auch ein Naturbursche sei er schon immer gewesen.

Zuletzt stĂŒrmt Schnyder drei Jahre in der NLB bei Langenthal. Am Dienstag, 5. MĂ€rz 2013, schlĂ€gt das Schicksal brutal zu: Zweites Halbfinal-Spiel in Olten gegen Langenthal. Olten-Verteidiger Ronny Keller (37) fĂ€hrt wie auch Langenthal-StĂŒrmer Schnyder dem Puck hinterher in die Ecke. Die beiden Spieler prallen aneinander – Keller bleibt schwer verletzt und querschnittgelĂ€hmt liegen.

13 Monate spĂ€ter wird Schnyder vom Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne endgĂŒltig von jeglicher Schuld freigesprochen. Doch der tragische Unfall hat auch bei ihm Spuren hinterlassen. Lange redet er nicht ĂŒbers Geschehene. Heute, mit etwas Abstand und dank seinem Schatz, der Familie und Freunden, die ihm beistanden, kann er es.

«In den Wochen nach dem Unfall konnte ich lange kaum schlafen», erinnert sich Schnyder. Die Gedanken kreisen um jeden verhĂ€ngnisvollen Sekundenbruchteil. Der Spieler macht sich VorwĂŒrfe. Er traut sich kaum, auf Fragen nach seinem Befinden zu antworten, als es ihm irgendwann etwas besser geht. Den Sommer ĂŒber verbringt er viel Zeit mit den Pferden, sie geben ihm Halt. Stute Sissy gehört Sindy, Pony Dimitri ihm selbst. Mittlerweile ist noch Snoopy dazugekommen, der Stefans Bruder Daniel gehört.

Doch trotz der UmstĂ€nde ist Schnyder schnell klar, dass er weiter Hockey spielen wird. «Ich wollte nicht, dass der Unfall die letzte Erinnerung an meine Karriere ist.» Der StĂŒrmer ist aber nicht mehr der Alte. «Ich habe nicht mehr das gleiche Hockey gespielt», weiss Schnyder heute. «Damals wollte ich mir das nicht eingestehen. Aber ich ging nicht mehr mit letztem Willen in die ZweikĂ€mpfe in der Ecke. Ich hatte Angst, wieder jemanden zu verletzen.» Die Freude an der Passion Hockey, sie hat Schnyder zwar nie verloren. «Aber den Schalter konnte ich nicht mehr umlegen.»

Das Karrierenende zwei Jahre nach dem Unfall geht so reibungslos, weil der Westernreiter mit der Schnyder-Ranch seine Ruheoase gefunden hat. Sie verlangt ihm zwar viel ab, gebe aber auch viel zurĂŒck. «Der Lohn ist das Vertrauen der Pferde und die Begeisterung der Leute, die hierher kommen.» Jetzt kreisen seine Gedanken fast 24 Stunden um Pferde.

Swiss League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC La Chaux-de-Fonds
HC La Chaux-de-Fonds
8
15
17
2
EHC Basel
EHC Basel
8
6
17
3
HC Sierre
HC Sierre
8
5
16
4
EHC Visp
EHC Visp
8
9
16
5
EHC Winterthur
EHC Winterthur
8
2
14
6
HC Thurgau
HC Thurgau
8
3
11
7
EHC Olten
EHC Olten
7
-6
9
8
EHC Chur
EHC Chur
8
-10
9
9
GCK Lions
GCK Lions
7
-3
7
10
Bellinzona Snakes
Bellinzona Snakes
8
-21
1
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