SCB-Rückkehrer Gaëtan Haas
«Will auch in einem Jahr noch in Edmonton spielen»

Quarantäne. Vertragsverlängerung. NHL-Blase. Rückkehr zum SCB. Gaëtan Haas hat aufregende Monate hinter sich.
Publiziert: 25.09.2020 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2020 um 10:09 Uhr
Angelo Rocchinotti

Als Gaëtan Haas im vergangenen Herbst nach Übersee wechselte, war der SC Bern noch das Mass aller Dinge. Jetzt, ein Jahr später, ist vom meisterlichen Ruhm nichts mehr zu sehen. Der Klub hat zum zweiten Mal als Titelverteidiger die Playoffs verpasst. Und Trainer sowie Sportchef des Amtes enthoben. Und trotzdem sagt Haas: «Es ist, als wäre ich nie weg gewesen.»

Im Team habe sich nicht viel verändert. «Ich stand mit den Jungs in stetigem Kontakt. Sie haben keine einfache Zeit hinter sich. Nun wurden Wechsel vorgenommen. Das sorgt auch für Schwung.»

Schwung soll auch Haas dem Team verleihen. Bis zum Beginn des Trainingscamps der Edmonton Oilers am 15. November steht der 28-Jährige dem SCB zur Verfügung. Kaum war Haas mit den Oilers in den Pre-Playoffs an Chicago gescheitert, bat er die Klubverantwortlichen darum, die Saison in der Schweiz beginnen zu können. Und bekam prompt grünes Licht.

Gaëtan Haas wird den SC Bern bis zum 15. November verstärken.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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Bis der Papierkram mit dem SCB erledigt war, zog es den Stürmer mit seinen Cousins und Kollegen nach Südfrankreich in die Ferien. «Die neue Saison kann sehr lange dauern. Ich habe ständig trainiert, brauchte aber auch mental mal eine Pause.»

Leben in einer Blase

Das letzte Halbjahr war auch für Haas von Ungewissheit und Veränderungen geprägt. Eineinhalb Monate harrte der WM-Silberheld von 2018 im bitterkalten Edmonton aus, vertrieb sich die von der NHL angeordnete Quarantäne mit Netflix-Serien, spielte Uno und begann mit Hilfe einer App, Italienisch zu lernen.

Mitte April gab der Bieler Auto und Wohnung auf, kehrte zu seinen Eltern in die Schweiz zurück, unterzog sich einem Eingriff am Finger, ehe er Ende Juni für die Fortsetzung der NHL-Saison zurück nach Edmonton reiste. Haas lebte erst in einem Apartment und zog dann, von der Aussenwelt getrennt, in die NHL-Blase.

«Im Hotel Marriott war ein ganzes Stockwerk für uns reserviert. Täglich wurden wir auf Covid-19 getestet. Die Abstriche wurden abwechslungsweise im Rachen und in der Nase entnommen.» Fünf Tage lang durften die Spieler keinen Kontakt zu anderen Teams aufnehmen. «Wir bekamen eine Liste mit Restaurants, die wir besuchen durften. Zudem hatten wir jeden Tag eine andere Garderobe, trainierten an unterschiedlichen Orten und mussten einmal eine halbe Stunde ins Training fahren.»

Natürlich sei es speziell gewesen. Doch: «Ich war ja bloss eineinhalb Wochen in der Blase. Es war nicht schlimm. Ich habe mir einfach für alles, was ich tat, viel Zeit genommen, damit es nicht langweilig wurde.»

«Habe meinen Job erledigt»

Nach vier Spielen war die Saison für Edmonton bereits vorbei. Haas war dreimal überzählig und kam erst im letzten Match während 10 Minuten zum Einsatz. Der 28-Jährige brachte es zwar in seiner ersten NHL-Saison auf stolze 59 Spiele (5 Tore), sagte aber im Frühjahr im BLICK: «Mit nur sechs Minuten Eiszeit pro Match kann man nicht zufrieden sein.» Trotzdem verlängerte er um ein Jahr. Und hadert auch nicht mit dem Saisonende.

«Dieses eine Spiel hat gezeigt, dass ich auf diesem Niveau bestehen kann», so Haas. «Ich habe meinen Job erledigt und bin mit einem guten Gefühl nach Hause gereist. Nun liegt es an mir, ob ich eine grössere Rolle einnehmen werde.»

Trainer Dave Tippett habe von einem Prozess gesprochen. «Ich spürte, dass sie mich wirklich behalten wollten. Zudem habe ich nie gesagt, ich würde bereits wieder in die Schweiz zurückkehren. Hätte ich vielleicht nur 10 oder 20 Spiele bestreiten können, wäre es vielleicht anders gewesen.»

Dass der SCB mit Don Nachbaur auf einen kanadischen Trainer setzt, komme ihm entgegen. «Punkto System und Einstellung verlangt er dasselbe wie Tippett.»

Über die kommende Saison hinaus will sich Haas, der nur noch bis Frühjahr 2021 an den SCB gebunden ist, keine Gedanken machen. «Mein Ziel ist es, einen Platz in Edmonton zu bekommen, mehr Punkte zu erzielen, im Boxplay eingesetzt zu werden und auch in einem Jahr noch in Edmonton zu spielen.»

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