Schafft auch Servette den Champions-Hockey-League-Coup?
ZSC-Helden erinnern sich an «perfektes Spiel» von 2009

Servette will heute schaffen, was die ZSC Lions 2009 vorgemacht haben. Die höchste Krone im europäischen Klub-Eishockey gewinnen. Damals noch in einem anderen Champions-League-Format. Drei ehemalige ZSC-Stars erinnern sich.
Publiziert: 20.02.2024 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2024 um 17:59 Uhr
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Matthias Davet

Vor allem in der Romandie wird Servette als erster Schweizer Klub angepriesen, der einen Final der Champions Hockey League bestreitet. Was einerseits zwar stimmt, andererseits aber auch nicht.

Denn die ZSC Lions hatten bereits 2009 im Final eines gleichnamigen Wettbewerbs triumphiert. Allerdings in einem anderen Format – die Champions League aus jener Zeit gibt es längst nicht mehr, wurde bereits im Folgejahr wegen der damaligen Finanzkrise eingestampft. Es ist eine neue Trophäe, der neuen Champions League, die 2014 ins Leben gerufen wurde, die Servette am Dienstagabend (19.30 Uhr, live auf SRF2 und im Blick-Ticker) gegen das schwedische Topteam Skelleftea gewinnen kann.

Der heutige HCD-Sportchef Jan Alston (54), der damals für die ZSC Lions spielte, erinnert sich an den Coup vor 15 Jahren zurück. Es war damals ein neuer Wettbewerb, den die Züricher in dessen einziger Austragung für sich entscheiden konnten. «Auf dem Weg zu unserem ersten Spiel in Schweden fragte mich der Finanzchef, ob ich daran glaube, dass wir überhaupt ein Spiel gewinnen können», so Alston. «Ich antwortete ihm, dass wir erst einmal das erste Spiel spielen würden, und dann sehen wir weiter.»

Die ZSC Lions gewannen 2009 die Champions Hockey League.
Foto: Keystone
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Vor seiner Zeit als Sportchef von Lausanne und Davos gewann Jan Alston mit den ZSC Lions die Champions Hockey League.
Foto: Keystone

Das Abenteuer mit Magnitogorsk

Im Gegensatz zu Genf hatten die ZSC Lions die Champions Hockey League damals nicht als Saisonziel ausgegeben. «Man muss dazu sagen, dass sich fast nur die Sieger der verschiedenen Meisterschaften qualifizieren konnten», betont Mark Bastl (43), ein weiterer ZSC-Held von damals, «das war ein grosses Abenteuer. Und es war wirklich ein Abenteuer.» Für das Final-Hinspiel gegen Metallurg Magnitogorsk mussten die Zürcher sogar ein Privatflugzeug mieten – «weil niemand nach Magnitogorsk fliegen wollte», schmunzelt der Romand.

Letztes Jahr holte der jetzige SCB-Coach Jussi Tapola den CHL-Titel mit Tappara Tampere.
keystone-sda.ch
Champions-League-Sieger
  • 2014/15 Lulea (Sd)
  • 2015/16 Frölunda (Sd)
  • 2016/17 Frölunda (Sd)
  • 2017/18 Jyväskylä (Fi)
  • 2018/19 Frölunda (Sd)
  • 2019/20 Frölunda (Sd)
  • 2021/22 Rögle (Sd)
  • 2022/23 Tappara Tampere (Fi)
Letztes Jahr holte der jetzige SCB-Coach Jussi Tapola den CHL-Titel mit Tappara Tampere.
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  • 2021/22 Rögle (Sd)
  • 2022/23 Tappara Tampere (Fi)

Thibaut Monnet (42), ein weiteres Mitglied der siegreichen Zürcher Mannschaft, fügt hinzu: «Fünf Stunden Flug für ein Spiel, das waren wir uns in der Schweiz damals nicht gewohnt.» Seine Erinnerung an Magnitogorsk? «Es gibt nichts Schönes in dieser Stadt – ausser der Eishalle.»

Damals spielten noch russische Teams aus der KHL in der Champions Hockey League mit. Am Folgeformat hatten diese jedoch kein Interesse und aktuell wären sie wegen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine ohnehin kein Thema für eine Teilnahme. Zudem wurde der Final 2009 im Gegensatz zu heute in einem Hin- und Rückspiel ausgetragen. Mit einem 2:2-Remis im Gepäck kehrten die ZSC Lions nach Spiel 1 aus Magnitogorsk in die Schweiz zurück.

Final-Heimspiel in Rappi

Aber das entscheidende Rückspiel fand nicht in Zürich statt, da das Hallenstadion bereits für eine andere Veranstaltung reserviert war: Art on Ice. Die ZSC Lions mussten für eines der grössten Spiele ihrer Vereinsgeschichte tatsächlich nach Rapperswil-Jona ausweichen. «Es war wirklich eine phänomenale Stimmung, weil wir die ganze Eishalle hinter uns hatten – und daneben sogar die ganze Schweiz», erinnert sich Monnet. Und Bastl sagt: «Sie haben alles getan, damit wir uns wie zu Hause fühlen. Und im Gegensatz zum grossen Hallenstadion waren die Fans in Rapperswil so nah. Das führte zu einer elektrisierenden Atmosphäre.»

Thibaut Monnet präsentiert stolz die CHL-Trophäe.
Foto: Keystone

Und welche Erinnerungen gibt es an den Match? Bastl: «Es war das perfekte Spiel. Wir haben das erste Tor geschossen und danach entstand eine riesige Euphorie und der Gegner war womöglich ein wenig verwirrt.» Letztlich fertigten die Zürcher diesen mit 5:0 ab. An diesem Abend schien es, als ob niemand – nicht einmal eine der besten Mannschaften Russlands – den ZSC bezwingen kann.

ZSC-Helden drücken Genf die Daumen

Nun drücken die Zürcher Helden von damals ihren möglichen Nachfolgern aus Genf die Daumen für den Champions-League-Final. «Ich wünsche der gesamten Organisation von Servette viel Glück und Erfolg. Für die Schweiz ist es eine grosse Sache und ich denke, die Genfer sind gut gerüstet, um dieses Spiel zu gewinnen», sagt Alston.

Ein unvergesslicher Tag für Mark Bastl: Der 28. Januar 2009 in Rapperswil-Jona.
Foto: Keystone

Gleich tönt es bei Monnet: «Ich will, dass Genf gewinnt, damit bewiesen wird, dass das Schweizer Eishockey sehr gut ist – sei es in der Ausbildung oder in der Spielweise.» Bastl schliesst sich an: «Ich wünsche Servette alles Gute, sie hätten es verdient und sollen den Titel in die Schweiz holen, damit alle davon profitieren.» Kurz bevor er auflegt, stösst der Waadtländer sogar noch ein «Allez Genève-Servette» aus. Es ist wie 2009 bei den ZSC Lions – nun steht die ganze Schweiz hinter Servette.

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