Sein Vater ist ein Ex-Goalie
TV-Star aus Kanada zu Besuch bei Ambri

Der TV-Star Mathieu Baron (39) verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Tessin. Über den Sohn von Ex-Ambri-Goalie Marco Baron (64) dreht das kanadische Fernsehen nun eine Doku in seiner zweiten Heimat. Derby-Besuch inklusive.
Publiziert: 07.11.2023 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2023 um 14:32 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Er hat in seiner Kindheit schon so manches Derby zwischen Ambri-Piotta und dem HC Lugano erlebt. Und doch ist Mathieu Baron jeweils aufs Neue elektrisiert von der Atmosphäre im Stadion. «Sie ist voller Energie. Für mich ist es jedes Mal speziell, dabei zu sein», so Baron, «vor allem liebe ich es, ‹La Montanara› zu hören.» Die Biancoblu gewinnen am Freitag ein wildes Duell mit 5:4. Dem Kanadier wird nach dem Sieg auf der Tribüne und im Kabinengang haufenweise auf die breiten Schultern geklopft und gesagt, er sei ein Glücksbringer.

Dabei kommt Baron regelmässig in die Schweiz, um in der Leventina seine Ruhe zu finden und den Ausgleich zum hektischen Leben in der Millionenstadt Montréal. In den letzten zwei Wochen aber weilt der 39-Jährige hier, weil ein kanadisches Fernsehen, für das er mehrere TV-Shows moderiert, eine Doku über ihn dreht.

Darum taucht Baron ein in seine Vergangenheit, die ihn deshalb ins Tessin führt, weil er der Sohn von Ex-Ambri-Torhüter Marco Baron ist. Dessen erstes Spiel für die Biancoblu ist Ende November 1985 ausgerechnet ein Derby gegen Kantonsrivale Lugano. Dass er Ambri zum 5:2-Sieg hext, macht ihn sogleich zum Liebling der Fans. Da ist Sohn Mathieu aber erst knapp zwei Jahre alt.

Der kanadische Serienstar Mathieu Baron (r.) besucht mit Vater und Ex-Ambri-Goalie Marco Baron das Tessiner Derby, das Ambri 5:4 gegen Lugano gewinnt.
Foto: Pius Koller
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Als dieser am 8. Dezember 1983 im kanadischen Moncton geboren wird, steht sein Vater bei den Moncton Alpines im AHL-Tor, dem Farmteam der LA Kings. Für Los Angeles, Boston und Edmonton kommt der 64-Jährige auf 87 NHL-Spiele. Dann entscheidet er sich für den Wechsel in die Schweiz – und für seinen Sohn beginnt ein Leben mit zwei Zuhause.

TV-Schauspieler statt berittener Polizist

Bis er vier Jahre alt ist, lebt Mathieu Baron im Tessin. Sein Vater hängt die Torhüter-Ausrüstung an den Nagel, eröffnet ein Fitnessstudio und ist als Goalie-Trainer tätig. «Als Dreijähriger stand Mathieu in der Valascia das erste Mal auf dem Eis mit mir», erinnert er sich. Marco Baron entschied sich, im Tessin zu bleiben. Seine Frau Sylvie, von der er sich bald darauf trennt, zieht mit dem Sohn 1987 nach Kanada zurück. Von da an verbringt Mathieu Baron seine Sommer- und Weihnachtsferien in Bellinzona. «Als 13-Jähriger entschied ich dann, dass ich bei meinem Vater und seiner neuen Familie leben möchte», erzählt Mathieu Baron.

Der Teenie spielt im Nachwuchs Hockey. In die Profi-Fussstapfen seines Vaters tritt er aber nie. «Einmal sagte er mir als Kind, er wolle keine Karriere, wenn ihn ein Trainer so anschreit», erinnert sich sein Vater. Doch Mathieu Baron, der für seine Direktheit bekannt ist, sagt grinsend: «Sind wir ehrlich, ich war einfach zu schlecht.» Als 19-Jähriger kehrt er zu seiner Mutter nach Montréal zurück, «da sehnte ich mich plötzlich wieder nach dem pulsierenden Leben dort».

Sein Berufswunsch: berittener Polizist. Geworden ist aus Mathieu Baron ein TV-Schauspieler. Wie das? Weil er sich vom Alter her noch ein Jahr gedulden musste für die Ausbildung zum Polizisten, jobbt er als Security im Einkaufscenter. Da kam in Kanada die Big-Brother-Show «Loft Story» am TV auf. «Mein Chef sagte mir, dass ich mit meiner grossen Klappe gut dazupassen würde.» Der Muskelprotz bewirbt sich – und gewinnt 2006 das Format überraschend, aber deutlich.

Der Startschuss für die grosse TV-Karriere? Im Gegenteil. Der zweifelhafte Ruf eines Realitystars hängt ihm lange nach. Doch Mathieu Baron investiert seine Siegesprämie in Schauspiel-Unterricht und wird entdeckt. Mittlerweile ist er ein Serienstar, hat in 16 TV-Produktionen mitgespielt. Als Schauspieler bekannt gemacht hat ihn 2012 die Rolle als Gefängniswärter in der erfolgreichen Fernsehserie «Unit 9». Aktuell ist er in «Indéfendable» zu sehen. Zudem ist er erfolgreicher Show-Moderator für Bell Media, das verschiedene TV-Sender betreibt – und die Idee für die Dokumentation über seinen Star hatte.

«Meine DNA ist auch hier»

Der Hintergrund: Mathieu Baron hält sein Privatleben stets aus dem Rampenlicht. Erlebnisse haben ihn geprägt. Dass er Wurzeln in der Schweiz hat, wird jedoch immer wieder thematisiert. «Weil ich im Januar 40 und im Februar Vater werde, dachten wir, der Zeitpunkt für eine Doku ist ideal.» Erstmals ist der Promi in der Heimat mit einer Frau in der Öffentlichkeit aufgetreten, hat seine Beziehung und Verlobung zu Immobilienmaklerin und Model Alexandra De Simon offiziell gemacht. Und nun die Entdeckungsreise in seine Vergangenheit.

Kameraleute seines TV-Senders begleiten Mathieu Baron auf Schritt und Tritt. Sie besuchen seinen ersten Junioren-Coach, die Schule, Freunde, das Derby. Und natürlich seine Familie mit den Halbgeschwistern Enea, Elisa und Olivier. «Meine DNA ist auch hier, hier hat vieles seinen Anfang genommen», sagt der TV-Star, «hier fühle ich mich auch zu Hause. Ich scherze gerne, dass ich drei Leben habe. Eines in der Schweiz, eines in Kanada und eines im Flugzeug.»

Doch Mathieu Baron gesteht, dass dieses Hin und Her auch seine Schattenseiten gehabt hat. «So aufzuwachsen, war nicht einfach.» Erst langsam kommt er zur Ruhe und erkennt, dass ihn seine Kindheit zu dem Menschen gemacht hat, der er geworden ist. «Jetzt bin ich stolz darauf und glücklich.» In der Brust des Kanadiers schlagen zwei Herzen, eins davon gehört immer der Schweiz und Ambri. «Ambri ist mehr als Hockey. Und Hockey ist das Element in meinem Leben, das mir ermöglicht hat, die Schweiz zu entdecken.» In diesem Moment hebt Marco Baron das Shirt seines Sohnes hoch und deutet auf dessen Rücken: Da prangt ein grosses Tattoo der Valascia, «weil sie einzigartig war», so Mathieu Baron. Wie sein Leben.

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