Die Wandlung vom Spieler-Hitzkopf zum Trainer-Ruhepol
«Ich musste einen neuen Josh Holden kreieren»

Nach ersten Erfahrungen als Headcoach beim EVZ darf Josh Holden (44) am Spengler Cup als Assistent beim Team Canada ran. Dank Zug-Trainer Dan Tangnes.
Publiziert: 27.12.2022 um 16:00 Uhr
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Josh Holden prägte die National League als Spieler. Wild sah der Kanadier mit seinen langen dunklen Haaren aus, unberechenbar, emotional und torgefährlich war er als Stürmer (Zug, Langnau, Fribourg). Er handelte sich den Ruf eines Hitzkopfes ein.

Vor vier Jahren wechselte er die Seite, ist seither Assistent von Headcoach Dan Tangnes (No) beim EVZ. Holden als Trainer? Man sieht ihn an der Bande mal ernst, mal lächelnd – aber immer ruhig. Der mittlerweile kurzhaarige 44-Jährige gesteht, dass er zu Beginn etwas Angst davor hatte, seine Emotionen auf der Spielerbank nicht kontrollieren zu können. Doch er kann es. «Ich musste einen neuen Josh Holden kreieren. Es war ein Lernprozess.»

«Herumschreien bringt nichts»

Nur unfaire Aktionen in Spielen bringen ihn diesbezüglich an seine Grenzen. Ansonsten ist sich Holden bewusst, «dass Herumschreien überhaupt nichts bringt, wenn es einem Spieler oder dem Team nicht läuft». Und das sagt einer, der in Zug immerhin sechs Jahre (2008–2014) unter dem kanadischen Polter-Trainer Doug Shedden (61) gespielt und mit ihm den Spengler Cup (2012) gewonnen hat.

Josh Holden vertrat EVZ-Trainer Dan Tangnes für zwei Spiele als Headcoach.
Foto: Michela Locatelli/freshfocus
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Als Spieler hat es Holden genossen, seinen Gegnern unter die Haut zu fahren. «Ich wollte immer, dass sie nicht wissen, was ich als Nächstes tun werde», erklärt er und fügt schelmisch an: «Hockey ist ja auch Unterhaltung, oder? Ich wollte diese gewisse Energie entwickeln, dabei war ich sehr leidenschaftlich.» Als Trainer hingegen möchte Holden inspirierend sein für die Spieler, sie in der Entwicklung unterstützen. «Sehe ich dann ihre Fortschritte, ist das ein tolles Gefühl.»

Das Ziel: Eines Tages Headcoach werden

Für den Einstieg ins Trainerbusiness hat er mit Dan Tangnes den perfekten Mentor, wie er sagt. Und zwei Meister- sowie ein Cup-Titel in vier Jahren – die Bilanz könnte fast nicht besser sein. Tangnes unterstützt Holden auf seinem Weg zum Fernziel, eines Tages bei einem Klub Headcoach zu sein. Erste Erfahrungen diesbezüglich durfte er machen, als der Norweger zuletzt nach einer Rücken-OP noch rekonvaleszent war und Holden dessen Posten für zwei Spiele übernahm.

Nun ein nächstes Highlight: Für den Spengler Cup in Davos hat ihn das Team Canada als Assistenztrainer aufgeboten – auch dank Tangnes. Als Headcoach Travis Green (52, ex EVZ) auf seinem Schweiz-Besuch in Zug weilte, machte Tangnes ihm Holden als optimale Besetzung schmackhaft. Nach vier Teilnahmen als Spieler strebt Doppelbürger Holden (Ka/Sz) den Turniersieg heuer im Anzug an.

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