Förster, Jäger, Eishockeyliebhaber
Papa Wieser ist der Vater der Angriffslust

Auf Spurensuche im Prättigau: Raue Landschaft, traditionelle Werte – und die Wiesers.
Publiziert: 30.12.2017 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:45 Uhr
Dino Kessler

Als Roman Wieser damals im Churer Quaderschulhaus zu seinem Lehrer Men Steiner sagt, er wolle Förster werden, hat dieser nur gelacht. «Ich war halt schon ein Kerli», sagt der 55-jährige Roman Wieser. Förster ist er trotzdem geworden. Verantwortlich für das Gebiet zwischen Fideris und Küblis, je nach Jahreszeit und Arbeitsaufwand sind ihm 6 bis 12 Angestellte und Lehrkräfte unterstellt.

Conters im Prättigau, oberhalb von Küblis. Für Fotoaufnahmen steht Roman Wieser im unberührten Schnee. Schroff die Landschaft, rau der Mann. Bodenständig und naturverbunden. Die Axt hat er dabei, falls Bäume markiert werden müssen. Neben ihm wacht Hündin Akira, eine Tiroler Bracke mit Spürnase.

Das Robuste hat er seinen Buben mitgegeben

 Der Stolz des Försters sind seine Buben: Marc (30) und Dino (28). Und Loïc (9), den er mit seiner zweiten Frau Kathrin hat. Mit den älteren Söhnen stand er viel auf dem Eis, heute geht er auch mal Kaffee trinken, wenn Loïc auf der kleinen Natureisbahn hinter dem Schulhaus von Conters knebelt. «Wenn es mich heute umhaut, spüre ich das viel mehr als früher.»

Roman Wieser, Vater der HCD-Spieler Marc und Dino Wieser, ist als Revierförster für das Gebiet zwischen Fiders und Küblis zuständig.
Foto: EDDY RISCH
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Marc und Dino chauffierte er wann immer möglich zu den Trainings, machte oftmals an Mittwochnachmittagen frei, um Schlittschuhe zu schärfen und Hausaufgaben zu machen. «Oder um die Buben mit dem Bus zu Auswärtsspielen zu fahren und Tee zu kochen.»

Das Robuste hat er seinen Buben mitgegeben. Die Verbundenheit zur Natur, traditionelle Werte. Die Leidenschaft. Und die Jagd? Auch die. Vor allem auf Tore und Gegenspieler. Dino wurde im Mini-Alter bei einem Spiel in Rapperswil mal vom Eis gestellt, weil er einen Gegenspieler umgefahren hatte. Danach sass er heulend in der Garderobe. «Ich habe doch nur gemacht, was der Trainer gesagt hat.» Vater Wieser schmunzelt.

Die Leidenschaft versetzt Vater Wieser auch heute noch in Wallung, wenn auf dem Eis die Emotionen hochkochen. Nicht nur, wenn seine Buben mittendrin sind. «Mit zunehmendem Alter habe ich das allerdings besser unter Kontrolle. Aber Emotionen gehören bei diesem Sport dazu.»

Stolz ist er, wenn er zu Hause in Conters die enorme Sammlung an Zeitungsartikeln, Leibchen, Fotos und Ausrüstungsgegenständen präsentieren kann. Die Augen leuchten, weil die Buben zu furchtlosen und angriffslustigen Stürmern wuchsen. Und nie wehleidig waren. «Marc hat sich als Junior mal die Hand gebrochen, aber das hat der Arzt erst später bemerkt, als er einen Schlag gegen einen
Finger bekam.»

Roman Wieser ist fast immer präsent, wenn einer seiner Söhne für den HCD die Schlittschuhe schnürt. Ausser es wäre gerade Jagdsaison. Ausserhalb des Stadions.

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