Einige im Eishockey haben es immer noch nicht begriffen
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Corona-Explosion im Eishockey:Die BlickTV-Fokussendung

Ticket gekauft – nicht im Stadion
«Es ist normal, dass die Fans Angst haben»

Die Saisonkarten waren bei den Eishockey-Klubs trotz Corona gefragt. Doch nun bleiben viele, die ein Ticket haben, zu Hause.
Publiziert: 15.10.2020 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:00 Uhr
Angelo Rocchinotti, Stephan Roth

Die ZSC Lions haben bereits drei Heimspiele bestritten. Die offiziellen Zuschauerzahlen: 7243 gegen Fribourg, 7293 gegen Servette und 7180 gegen Lausanne – nicht schlecht bei einer auf maximal 7662 reduzierten Kapazität. Doch tatsächlich sind jeweils weit weniger Fans im Hallenstadion. Ein beträchtlicher Teil der etwas mehr als 7000 Saisonkarten-Inhaber bleiben zu Hause. «Wir hatten in den ersten drei Spielen eine No-Show-Quote von 40 bis 50 Prozent», bestätigt Lions-CEO Peter Zahner.

Und Zahner wäre nicht Zahner, wenn er nicht bereits fein säuberlich mögliche Gründe fürs Daheimbleiben der Fans aufgelistet hätte:

  1. Die Herbstferien.
  2. Das Fribourg-Spiel wurde live auf SRF 2 übertragen.
  3. Die Servette-Partie kam ebenfalls am Free-TV (TV24).
  4. Die Fans mussten sich erst an das neue System mit Saisonkarten-Aktivierung und QR-Code gewöhnen, das inzwischen vereinfacht wurde.
  5. Respekt vor der Corona-Situation, Zurückhaltung und erst einmal Abwarten, wie es läuft.
  6. Die Maskenpflicht.
  7. Die Gegner aus der Romandie sind traditionsgemäss nicht so zugkräftig – so sei die No-Show-Rate gegen die gleichen Gegner auch schon in der Vor-Saison ohne Corona bei 25 bis 40 Prozent gelegen.

«Wir sind nun gespannt, wie es im nächsten Heimspiel am Freitag gegen Bern oder später gegen Davos aussieht», sagt Zahner.

Leere Sitze wohin das Auge reicht. Noch bleiben einige Fans den Hockey-Spielen fern.
Foto: freshfocus
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Angst vor Quarantäne

Im ähnlichen Rahmen dürfte sich die No-Show-Quote in Bern bewegen. Zahlen nennt der Klub, der 10 500 Abos verkauft, aber nur 6750 Plätze belegen darf, traditionell keine. CEO Marc Lüthi sagt nur: «Es kommen klar weniger Zuschauer. Doch es ist völlig normal, dass die Leute bei den steigenden Fallzahlen Respekt oder gar Angst haben.»

In Langnau, wo man 3700 Saisonkarten abgesetzt hat, legt man Wert auf Transparenz. Und wies im ersten Heimspiel, im Derby gegen Biel, 2085 Fans aus. Erlaubt wären jedoch 2850. «Ich habe zwar keine direkten Rückmeldungen erhalten. Doch unserer Einschätzung nach hat die Ausbreitung des Virus zu einer zunehmenden Verunsicherung geführt. Hinzu kommt wohl die Gefahr einer Quarantäne. Nicht wenige fragen sich, wie ihr Chef reagieren würde, falls man zwei ganze Arbeitswochen zuhause verbringen müsste», meint Tigers-Geschäftsführer Peter Müller.

Jene, die in die Ilfishalle kamen, hätten trotz den Restriktionen und den ungewohnten Abläufen verständnisvoll reagiert. «Keiner verwarf die Hände. Aber natürlich trug niemand ein Lachen im Gesicht, falls man mal anstehen musste oder sein Bier nicht am gewohnten Ort trinken durfte. Und dennoch überwog die Freude, wieder Hockey zu schauen.»

«Einigen stinkt es, Maske zu tragen»

Auch in Biel, wo 3777 Zuschauer zugelassen wären, fehlen rund 800. «Einige teilten uns schon vor der Saison mit, dass sie möglicherweise nicht kommen werden, weil sie kein Risiko eingehen wollen oder es ihnen stinkt, drei Stunden lang Maske tragen zu müssen. Trotzdem kauften sie sich ein Abo, weil sie den Klub unterstützen wollten», sagt CEO Daniel Villard. «Jene, die kommen, fühlen sich wohl.»

Doch wie lockt man mehr Zuschauer in die Stadien? «Wir wollen keinen Druck auf die Abonnenten ausüben», betont Müller. «Es ist schön, haben sie einbezahlt. Ob sie die Leistungen nun beziehen oder nicht, liegt in ihrer Freiheit.»

Man könne die Fans nur motivieren, sich zu melden, falls sie ein Spiel nicht besuchen möchten. Denn: «Dass Zuschauer ausbleiben, ist schon relevant. Es wirkt sich auf die Gastronomie aus. Es fehlt an Umsatz. Zumal bei den steigenden Infektionszahlen auch die Sponsoren darauf verzichten, ihre Kunden zum Essen einzuladen.»

Abobesitzer haben die Möglichkeit, ihr Ticket weiterzugeben. In Biel erhält man gar 50 Prozent der Preises zurückerstattet, sollte der Platz verkauft werden. Zudem gehen die Seeländer nun mit einer beschränkten Anzahl Einzeltickets in den direkten Verkauf.


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