«Des is a Wahnsinn!»
Ösis sind nach Mega-Comeback gegen Kanada aus dem Häuschen

Österreich gleicht nach 1:6-Rückstand gegen Kanada noch zum 6:6 aus. Zwackt dem Weltmeister einen Punkt ab. Das macht sogar den sonst so besonnenen Nationaltrainer Roger Bader konfus.
Publiziert: 15.05.2024 um 13:44 Uhr
|
Aktualisiert: 15.05.2024 um 16:24 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_378.JPG
Marcel AllemannReporter Eishockey

Da wird Österreich von den kanadischen NHL-Stars 40 Minuten nach allen Regeln der Kunst zerlegt, liegt mit 1:6 zurück. Und der niedergeschlagene ORF-Kommentator Daniel Warmuth appelliert an die Mannschaft, nun doch wenigstens noch zu versuchen, halbwegs würdevoll aus dieser Nummer herauszukommen.

19 Minuten und 11 Sekunden später holt der völlig euphorisierte Warmuth zu einem nicht mehr enden wollenden Torschrei aus, stammelt fassungslos von einem «historischen Ereignis». Marco Rossi hatte das Unmögliche möglich gemacht und für Österreich soeben zum 6:6 ausgeglichen. «Des is a Wahnsinn», jubelt Warmuth, als der Punktgewinn feststeht, ehe er kurz in sich kehrt und sagt: «Was ich nach 40 Minuten gesagt habe, ist mir jetzt peinlich.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Zwerger kriegt das Lächeln nicht mehr heraus

Dass Österreich in der Verlängerung dann doch noch mit 6:7 verliert, ist in der Nachbetrachtung fast kein Thema. Unser Nachbarland, das schon bei der 5:6-Niederlage gegen die Schweiz an Punkten schnupperte, ist nach diesem verrückten Abend viel mehr als nur der moralische Sieger. «Ich kriege das Lächeln nicht mehr heraus, das sind Emotionen pur, ist einfach geil und unbeschreiblich», sagt Ambri-Stürmer Dominic Zwerger, der mit seinem Treffer zum 4:6 die unfassbare Schlussphase so richtig einläutete, mit glänzenden Augen. «Kein Mensch auf dieser Welt hat nach dem 1:6 noch an uns geglaubt!»

Der Österreicher Paul Stapelfeldt lässt den Kanadier Brandon Hagel fliegen – seinem Team wuchsen im Schlussdrittel Flügel.
Foto: imago/CTK Photo
1/5

Fünf fantastisch herausgespielte Tore schenkten die Ösis den Kanadiern im Schlussdrittel ein. Und das gegen NHL-Stargoalie Jordan Binnington, der mit St. Louis 2019 den Stanley Cup gewinnen konnte. Diese magische Wendung lässt auch den sonst stets so besonnen Nationaltrainer Roger Bader etwas konfus werden. Bei seinen Ausführungen verliert der Zürcher sich immer wieder, ehe er entschuldigend meint: «Ich bin jetzt auch ein bisschen durcheinander.»

Die Umsetzung lässt Bader staunen

Er habe der Mannschaft in der zweiten Drittelspause gesagt, dass sie dieses Spiel trotz des unschönen Zwischenstandes geniessen soll, es ein Privileg sei, vor über 10'000 Zuschauern gegen den Weltmeister spielen zu können. «Dass es anschliessend auf diese Weise umgesetzt wird, habe auch ich nicht erwartet. Fünf Tore in einem Drittel gegen Kanada – das lässt sich kaum toppen», so Bader, der in Prag einmal mehr von seinem Freund, der HCD-Trainerlegende Arno Del Curto als Assistent unterstützt wird.

Österreich hat sich dadurch einen «Bonuspunkt» erspielt, wie es Bader nennt. Denn trotz aller Euphorie, das Kerngeschäft bleibt der Abstiegskampf und die noch ausstehenden Spiele gegen Norwegen und Grossbritannien. «Da sind wir sehr fokussiert und haben auch nie von etwas anderem gesprochen, als dass dies unsere wichtigsten Spiele sind», verspricht Bader auch in dieser wohl verrücktesten Stunde des österreichischen Eishockeys.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?