Zweiter Teil der Rücktritts-Serie
Streits Lehrjahre beim ZSC

Mark Streit hat seine grossartige Karriere beendet. In einer vierteiligen Serie schaut Streit für BLICK auf die letzten Jahre zurück.
Publiziert: 02.11.2017 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:03 Uhr
Nehmer-Qualitäten: Mark Streit zeigte in seiner Zeit beim ZSC, dass er einstecken kann.
Foto: TOTO MARTI
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Dino Kessler

Die Ausrüstung im Kehrichtsack. Heute kann man sich darüber lustig machen, damals ist die schäbige Aktion von Tragweite: aber nur weil Streit damals nicht postwendend nach Hause geht wie der Schweizer Durchschnittsprofi, sondern in Nordamerika bleibt.

1999. Nach sechs Wochen auf der Tribüne darf Streit endlich für die Utah Grizzlies, ein Farmteam aus der damals noch aktiven IHL, aufs Eis. Tage später bekommt er in Salt Lake City den Marschbefehl: Eine Liga tiefer, in die East Coast Hockey League. «Für zwei Wochen sagten sie» erinnert sich Streit. «Aber ich hörte nie wieder was von denen.»

Die East Coast Hockey League. Tiefer geht damals nicht für einen Profi. Zumindest auf dem Eis: als Streit frühmorgens im Stadion der Grizzlies seine Ausrüstung holen will, liegt sie bereit: in eben diesem Kehrichtsack. Keine Hockeytasche war Streit damals wert. Seine Kleider schickten sie ihm in einer Schachtel hinterher.

Del Curto schleift den Rohdiamanten Streit

In der Schweiz war das zuvor ganz anders. Eine Rückblende. Kurz, nachdem der in Bern ignorierte Berner 1996 in Fribourg als Profi debütiert, bemüht sich auch schon U20-Naticoach Arno Del Curto um ihn. Der Engadiner wird im folgenden Jahr beim HC Davos den Trainerposten übernehmen. Der Plan: Den Rekordmeister schrittweise an die Spitze zurückführen.

Streit und Del Curto 2015 beim Schwägalp Schwinget.
Foto: Keystone

Die Strategie: Im gleichen Zug die besten Schweizer Junioren zu Topspielern machen. Die Gebrüder Von Arx und Marc Gianola sind bereits da, Streit und Sandro Rizzi folgen. Drei Jahre unter dem Kommando Del Curtos – und Streit zählt bereits zur Verteidiger-Elite der Liga, bei der Heim-WM 1998 in Zürich und Basel gehört er zu den Besten. In der Heimat treten ihm die Klubs die Türe ein. 

Aber Streit geht nach Nordamerika. Ein paar Monate später: der Kehrichtsack.

Im Herbst 1999 wird er bei den Mormonen gedemütigt und landet auf dem nordamerikanischen Transfer-Wühltisch, statt in Davos, Bern oder Zürich Autogramme zu verteilen. Nicht mal das bringt ihn dazu, kleinlaut beizugeben. Nicht jetzt. Dann eben eine Liga tiefer, nach Tallahassee in Florida. In der ECHL bleibt Streit für 14 Spiele, dann wird er von Springfield befördert, in die American Hockey League, immerhin. Die zweite Klasse. Nun kann er die Saison mit einigermassen breiter Brust über die Bühne bringen, absolviert fast 50 Spiele im Unterhaus der NHL. Die NHL, die ihn nicht gerufen hat.

Erst 2005 rufen die Montreal Canadiens

Die Einladung kommt erst fünf Jahre später. Fünf Jahre, in denen Streit bei den ZSC Lions zum besten Schweizer Feldspieler reift. Er verlässt die Zürcher mit einem Meistertitel und der Captainbinde im Rucksack. Eingeladen wird er im Sommer 2005 von den Montreal Canadiens. Das ist der traditionsreichste Klub der besten Liga der Welt. 

Die Utah Grizzlies werden im gleichen Jahr nach Cleveland verkauft. Die Tallahasse Tiger Sharks bereits 2001 nach Georgia verschachert und die Springfield Falcons 2016  aufgelöst.

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