1462 Tage nach dem Ski-Unfall
Schumi: Ein Drama zwischen Leben und Tod

Der 29. Dezember 2013 war in den französischen Alpen von Meribel ein sonniger Tag. Bis dieser Sonntag zu einem der traurigsten Formel-1-Kapitel wurde. Michael Schumacher, der am nächsten Mittwoch 49 wird, ist seither ein Opfer von Gerüchten und Spekulationen.
Publiziert: 28.12.2017 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:05 Uhr
Michael Schumacher bei seinem letzten Sieg 2006 in China.
Foto: KEY
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Roger Benoit

Es war an jenem Tag kurz nach 11 Uhr, als Schumi, mit Sohn Mick (jetzt 18) und einigen Freunden, auf den Skipisten unterwegs war. Der 91-fache GP-Sieger fuhr, so das Protokoll, rund 20 Meter neben der abgesicherten Strecke. In diesem unpräparierten Gelände übersah Schumi wohl einen Stein, flog kopfvorüber auf einen Felsen. «Mächtiger Aufprall, hohe Geschwindigkeit», so die Ärzte später. Was die Angehörigen dementierten.

Zwei Not-Operationen

Sofort wurde der Notarzt gerufen, Transport ins Spital von Moutiers. Doch dort konnte man nicht helfen. Weiter-Transport nach Grenoble. Computer-Tomographie (MRT) des Schädels. Schnelle Operation.

Um 22 Uhr das erste offizielle Bulletin: «Kritischer Zustand. Das Schädel-Hirn-Trauma erfordert umgehend eine neurochirurgische Behandlung!» Bereits am nächsten Tag muss Schumi nochmals operiert werden.

17 schwere GP-Unfälle

Die Nachricht hatte längst die ganze Welt erreicht. Angela Merkel, Bill Clinton und viele Fahrer sind schockiert. Da fährt einer 307 Rennen im Kreis herum, überlebt 17 schwere Unfälle mit einem Beinbruch (Silverstone 1999) – und dann wird ihm sein Hobby zum Verhängnis. Ein Jahr nach seinem zweiten nicht ganz freiwilligen Rücktritt. Schumi musste für Hamilton gehen, als der Silberpfeil endlich siegfähig wurde.

Schumis hilfloser Kampf

Und damals kämpfte dieser Mann mit sieben WM-Titeln und 155 Podestplätzen in Frankreich um sein nacktes Leben. Ohne bis heute je wieder das Kommando zu übernehmen.

Das taten schon nach einem Tag die sozialen Medien. Auf Facebook wurde Schumi noch vor Jahresende 2013 für tot erklärt. Es sollte nicht das erste Mal bleiben. Der leidgeprüften Managerin Sabine Kehm blieben jetzt vier Jahre lang nur Dementis. Auch nach der Weihnachtsstory der «Bunte» vor zwei Jahren, als die Illustrierte titelte: «Schumi kann wieder gehen!»

Von Hoffnung kann wohl keine Rede sein. Denn nur dann würde sich die deutsche Ex-Journalistin melden. So bleibt sie meist im Hintergrund, kümmert sich in der grossen Öffentlichkeit um die Reit-Karriere von Schumis Tochter Gina-Maria (20) und dessen Rennfahrer-Sohn Mick.

TV-Stars Gina-Maria und Mick

Daran stören sich nicht nur Puristen. Denn jahrelang hatte es der Formel-1-Star den Medien mit Anwälten verboten, Fotos und selbst die Namen (!) seiner Kinder zu drucken. Und jetzt dieser Hype um den Nachwuchs. Jetzt ist jede TV-Kamera angenehm. Die Millionen müssen ja weiter rollen. Nur über den Vater reden dürfen beide Kinder nicht.

Warum? Sabine Kehm will die Öffentlichkeit in Zukunft nur noch orientieren, wenn es etwas Neues (das heisst Hoffnung) geben sollte. Und so werden alle Fans eben nie erfahren, wie es Schumi wirklich geht.

Was wollen wir wissen?

Aber wollen wir wirklich wissen, ob er in Gland VD am Genfersee den ganzen Tag im Bett liegen muss? Ob er im Rollstuhl herumgefahren wird? Wie viele Leute ihn täglich betreuen? Ob er vielleicht sogar vor den TV-Kasten gesetzt wird, wenn die Autorennen laufen? Es gibt viele Arten, um einem schwer geschädigten Menschen das «Leben» etwas zu erleichtern.

Die Meinungen der Fans sind seit dem ersten der jetzt 1462 Tage geteilt: Offene Kommunikation oder Ruhe für die Familie. Auf den sozialen Medien kann man sich in alle Richtungen durch die Kommentare lesen.

Das grosse Schweigen

Einig werden sich die Leute nie. Schumis Ex-Manager Willi Weber in mehreren Interviews: «Es ist ein Skandal, dass seine jahrelangen Fans, die ihn gross machten, nichts erfahren!» FIA-Boss Jean Todt: «Wir können nur mit der Familie Schumacher mitleiden.» Der Franzose hat seinen früherern Ferrari-Sohn (72 rote Siege) schon besucht. Aber auch er muss schweigen.

So werden wir in einem Jahr informationsmässig nicht viel weiter sein. Was bei ähnlichen Unfällen in der Politik, in der Unterhaltung oder bei Königshäusern unmöglich wäre, gelingt der Schumi-Familie. Sie schweigt!

Das Drama und der Tote

P.S. Im August 2014 forderte das Drama um Michael Schumacher sogar ein Todesopfer. Ein 54-jähriger Deutscher, der verhaftet wurde, erhängt sich in Zürich in der U-Haft-Zelle. Er hatte den Medien die wohl gestohlenen Krankenakten angeboten. Für rund 50'000 Euros. Fotos tauchten bis heute noch keine auf. Das Gelände der Schumis am Lac Léman ist gut gesichert, Fremdpersonen, darunter natürlich auch Paparazzi, werden höflich gebeten, die Privatsphäre zu respektieren. Und es mussten sogar schon Foto-Angriffe aus der Luft (Drohnen) abgewehrt werden!

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