Grosjean: Jetzt will er in die Indy-Hölle
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Feuer-Hölle zum Bahrain-Start:So kracht Grosjean in die Leitplanke

Corona, Feuer, Skandale, Helden und Masken
Das war die verrückteste F1-Saison aller Zeiten

Nicht viele Experten hatten daran geglaubt, dass die Formel 1 bis zum 17. und letzten Rennen durchhält. Und noch einer überraschte: Poltergeist Fernando Alonso (39) kündigte sein Comeback bei Renault an. Die letzte Entscheidung fällt Red Bull: Albon oder Pérez?
Publiziert: 14.12.2020 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2020 um 14:06 Uhr
Roger Benoit

Zuschauer des Jahres

Ärzte und Co. – Es war die Saison der Absagen, neuen Rennen und vielen Geisterauftritten. Nur in Russland, Deutschland, Portugal und Imola wurden dann plötzlich über 10 000 Fans zugelassen. Toll, dass einige Veranstalter nur Menschen auf die Tribünen liessen, die sich im Kampf gegen Corona auszeichneten: Krankenschwestern, Ärzte und Supermarkt-Kassierinnen.

Wie andere Rennen 2020 finden die beiden GP in Spielberg (Bild) ohne Fans statt.
Foto: Lukas Gorys

Geburtstag des Jahres

Bernie Ecclestone – Der Brite, der die Formel 1 in mehr als 40 Jahren weltweit gross machte, feierte am 28. Oktober seinen 90. Geburtstag. Noch mehr Bewunderung gab es für den Tausendsassa am 1. Juli, als ihm seine Frau Fabiana (45) im Berner Oberland einen gesunden Sohn namens «Ace» gebar. Damit ist Bernie nach offiziellen Angaben der sechstälteste Papi der Welt!

Anfangs Juli zeigt BLICK exklusiv das Trio Ecclestone nach der Geburt von Ace.
Foto: zVg

Befehl des Jahres

Maskenpflicht – Corona hat auch die Formel 1 eiskalt erwischt. Der ganze Zirkus musste Mitte März aus Australien wieder abreisen – ein McLaren-Mitarbeiter hatte sich infiziert! Der GP-Zirkus reagierte schnell. Es herrschte sofort Maskenpflicht! Da wurde nicht – wie in der Schweiz – lange über den Sinn des Mund-Nasen-Schutzes lamentiert.

McLaren-Pilot Carlos Sainz setzt seine Maske auf.
Foto: Lukas Gorys

Ersatzfahrer des Jahres

Nico Hülkenberg – Er ist schnell und sehr beliebt. Aber das genügt oft nicht. Zur Not muss auch mal das Glück im Cockpit Platz nehmen. Hülkenberg bekam wegen Corona dreimal die Chance, die erkrankten Racing Point-Piloten Pérez und Stroll zu ersetzen. Siebter in Silverstone und Achter auf dem Nürburgring. So bleibt es bei 179 Rennen ohne Podestauftritt.

Nico Hülkenberg schlüpfte 2020 dreimal in den Racing-Point-Overall.
Foto: Lukas Gorys

Premiere des Jahres

Mick Schumacher – Deutschland hat nach Michael (91 Siege) und Ralf (6 Erfolge) wieder einen Formel-1-Schumacher. Er wird bei Haas-Ferrari zwar keinen Blumentopf gewinnen. Aber schon die offizielle GP-Premiere am ersten Trainingstag in Abu Dhabi hat seine Werbewirksamkeit gezeigt. «Mein Ziel für 2021 ist es, einige Male in den zweiten Teil der Qualifikation zu kommen.» Am Dienstag ist Mick beim Young Driver Test dabei – und trifft dort auf die Senioren Alonso (39), Kubica (36) und Buemi (32)…

Bald ein übliches Bild. Mick Schumacher im Haas-Ferrari (hier noch mit Test-Nummer 50).
Foto: Lukas Gorys

Rekordmann des Jahres

Lewis Hamilton – Der Mann hat im besten Auto seit Jahren eigentlich keine echten Gegner. Genau wie Schumi bei seinen fünf Ferrari-Titeln von 2000 bis 2004. Während Hamilton mit Bottas spielt, tat dies der Deutsche jahrelang mit Barrichello. Hamilton musste seine Serie von 265 Rennen wegen Corona für einen GP unterbrechen. Trotzdem: 7 WM-Titel, 98 Pole-Position und 95 Siege. Alles klar?

Zielflagge und Sieg für Lewis Hamilton: In diesem Jahr elfmal der Fall (hier Imola anfangs November).
Foto: Lukas Gorys

Wechsel des Jahres

George Russell – Corona hat dem britischen Wunderkind George Russell (22) auf dem Mini-Kurs in Bahrain zum Teamwechsel verholfen. Er durfte für Hamilton von Williams zu Mercedes aufsteigen. Russell, schon 2018 von Niki Lauda zum «neuen Weltmeister» ausgerufen, nutzte die Chance, führte lange das Rennen an. Bis zum Reifen-Chaos und dem Plattfuss – nur Neunter.

Der Mercedes-Rennstall wird in Bahrain für George Russell hergerichtet.
Foto: Lukas Gorys

Sieger des Jahres

Pierre Gasly – Alpha Tauri-Honda durfte in Monza mit dem Franzosen Pierre Gasly (24) zum zweiten Mal jubeln. An der gleichen Stätte in Monza, wo 2008 Sebastian Vettel im damaligen Toro Rosso-Ferrari sensationell auf nasser Piste triumphierte. Was für Erfolge für das B-Team von Red Bull aus Faenza. Gasly siegte in Monza vor Sainz und Stroll. Nach 146 Rennen endlich kein Sieg für Mercedes, Ferrari oder Red Bull.

Überraschungssieg im September: Pierre Gasly jubelt in Monza.
Foto: Lukas Gorys

Strafe des Jahres

Racing Point-Mercedes – Monatelang hatten sich die Teams aufgeregt, weil die pinkfarbenen Autos als reine Mercedes-Kopie von 2019 zu erkennen waren. Die Proteste führten beim ersten Rennen wegen dieser «Copygate» zu 15 WM-Punkten Abzug. Nun, diese Zähler fehlten Racing Point-Mercedes am Ende – McLaren-Renault wurde mit 202:195 noch WM-Dritter.

Das Racing-Point-Auto (hier mit Sergio Pérez) als Mercedes-Kopie von 2019: 15 Punkte Abzug!
Foto: Lukas Gorys

Kollision des Jahres

Mugello-Neustart – Bottas lag in Führung. Als das Safety Car die Piste verliess, beschleunigte der Finne relativ spät, weil er Angst hatte, dass ihn Hamilton sonst beim Neustart aus dem Windschatten heraus vor der ersten Kurve schnappen würde. Hinten merkte man das nicht und gab schon Vollgas. Karambolagen, Chaos. Latifi, Sainz, Giovinazzi und Magnussen out.

Mugello im September: Carlos Sainz (McLaren) crasht beim Safety-Car-Restart in Antonio Giovinazzi (Alfa-Sauber).
Foto: Lukas Gorys

Absteiger des Jahres

Ferrari – Die Roten kommen aus dem Tief nicht heraus. Als die FIA 2019 Unregelmässigkeiten am Motor aus Maranello feststellte und Ferrari aufforderte, nicht mehr zu mogeln, waren drei Teams 2020 nur noch mit einem Luftheuler und 50 PS weniger unterwegs. Der 6. WM-Platz ist die schlechteste Rangierung seit vierzig Jahren. Der krankheitsbedingte Rücktritt von CEO Louis Camilleri (65) am 10. Dezember beruhigt die Lage im Haus der 1000 Lügen und Wahrheiten nicht.

Ferrari kommt mit Charles Leclerc (v.) und Sebastian Vettel nicht über WM-Platz 6 hinaus.
Foto: Lukas Gorys

Verkauf des Jahres

Williams – Ab Monza hatte die Familie Williams nichts mehr zu sagen. Der Traditionsrennstall mit 114 Siegen (Premiere 1979 durch Regazzoni in Silverstone) durfte aber den Namen – wie Sauber – behalten. Doch die aufgehäuften Schulden waren auch bei Williams zu gross geworden. Ausländische Investoren übernahmen das Kommando, aber der Weg zurück bleibt weiter steinig. Für den früheren Rollstuhl-General Frank Williams (78) brach eine Welt zusammen.

In Monza anfangs September geht in der Formel 1 mit Claire Williams die letzte Frau an der Spitze.
Foto: Lukas Gorys

Skandal des Jahres ­

Nikita Mazepin – Der Formel-2-Vierte aus Moskau ist nicht unbedingt beliebt bei seinen Kollegen. Den GP-Aufstieg ins Schumi-Team von Haas-Ferrari verdankt er nur seinem milliardenschweren Vater. Doch kaum war die Nachricht draussen, setzte beim Russen auf einer Wüsten-Autobahn das Hirn aus. Er drehte ein Busen-Grapscher-Video für Instagram. Sein Team und die FIA tobten. Wäre Mazepin nicht der Teamretter, wäre er rausgeflogen.

Vater Dmitry (l.) mit seinem Sohn Nikita Mazepin im April 2019 in Baku. Dieser sorgt vor seinem Formel-1-Einstieg für Wirbel.
Foto: Lukas Gorys

Wunder des Jahres

Romain Grosjean – Millionen stockte beim ersten Bahrain-Rennen am 29. November der Atem: Romain Grosjean (34) verschätzte sich, holperte über Kvyats Vorderrad und knallte mit 221 km/h in die Leitplanken – mit 53 g. Eine Feuerhölle brach aus, der Haas in drei Teile zerschnitten. Das Wunder. Nach 27 Sekunden kam der Schweizer, mit französischer Lizenz unterwegs, allein aus dem Inferno. Mit Verbrennungen an beiden Händen. Und so endete seine F1-Karriere nach 179 Rennen und zehn Podestplätzen.

Ein Bild, das in Erinnerung bleibt: Grosjean steigt in Bahrain nach dem Unfall aus den Flammen. Links Helfer und FIA-Arzt Ian Roberts.
Foto: Lukas Gorys

Absteiger des Jahres

Valtteri Bottas – Man kann es eigentlich schon gar nicht mehr hören. Wenn der Finne nicht auf der Pole-Position steht, ist er in der Pressemitteilung enttäuscht. Wenn er mal siegt, dann greift er stets öffentlich seine Kritiker an. Jedes Jahr die gleiche Leier des Mercedes-Notnagels seit 2017: «Ich spüre es in mir, dass ich Lewis schlagen kann!» Aber wann?

Mugello 2020: Valtteri Bottas (r.) und Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton, der ihm meistens vor der Sonne stand.
Foto: Lukas Gorys

Schmerzen des Jahres

Alfa-Sauber – In Hinwil und an der Strecke mussten über 500 Mitarbeiter leiden. Nach den tollen 57 Punkten vor einem Jahr waren die Erwartungen natürlich hoch. Es wurden lausige 8 Zähler und der 8. WM-Rang. Weil Haas-Ferrari (3) und Williams-Mercedes (0) fast unterirdisch unterwegs waren. Die Höhepunkte von Alfa-Sauber, mit dem Handicap des Ferrari-Motors: 9. Räikkönen, 10. Giovinazzi in Imola, der Portugal-Start des Finnen mit zehn Platzgewinnen – und das brennende Auto von Kimi in Abu Dhabi.

Im Freitagstraining in Abu Dhabi brannte der Alfa-Sauber von Kimi Räikkönen – der Finne löschte gleich selber.
Foto: Lukas Gorys

Rache des Jahres

Sergio Pérez – Endlich hat es der unermüdliche Mexikaner Sergio Pérez (30) geschafft: Erster GP-Sieg nach 190 Anläufen. Seine Lehrjahre hatte er 2011/12 in Hinwil verbrachte und Sauber gleich drei seiner bisher zehn Podestplätze geschenkt. Was den Racing Point-Star nach dem Triumph in Bahrain sicher ärgerte, Teambesitzer Stroll umarmte ihn. Also der Mann, der ihn für 2021 für Vettel rauswarf!

6. Dezember 2020: Sergio Pérez gewinnt in Bahrain in seinem 190. Einsatz sein erstes Rennen.
Foto: Lukas Gorys

Fluch des Jahres

Max Verstappen – Der Holländer ist und bleibt mit erst 23 Jahren – neben Hamilton – die Messlatte für alle Formel-1-Piloten. «Mein Ziel hat nur einen Namen – WM-Titel. Aber leider steht mir Lewis noch zu oft vor der Sonne!» Dieses Jahr wäre der fliegende Max im Red Bull-Honda wohl WM-Zweiter geworden. Aber in Italien wartete bei allen drei Rennen in Monza, Mugello und Imola ein Fluch – drei unverschuldete Ausfälle auf den zweifachen Sieger in Silverstone und Abu Dhabi..

Einer der drei Italien-Ausfälle: Max Verstappen muss sein Auto in Mugello stehen lassen.
Foto: Lukas Gorys

Demütigung des Jahres

Sebastian Vettel – Wer am 12. Mai, also zwei Monate vor dem doppelten Saisonstart in Spielberg, erfährt, dass er 2021 nach sechs Jahren nicht mehr erwünscht wird, der macht sich seine Gedanken. Dass Ferrari nur einen Tag später schon Sainz als Nachfolger präsentierte, war stillos. Vettel wollte nach 118 roten Rennen und 14 Siegen bis zum Abschied keine dreckige Wäsche waschen. Auch als 13. der WM nicht…

Sebastian Vettel tauchte diese Saison im Ferrari nicht oft vorne auf.
Foto: Lukas Gorys

Helden des Jahres

FIA und FOM – Die Namen sagen nur Insidern was. Tom, Olivier, Billy, Michelle und Co. Es sind die Menschen, die 2020 den GP-Zirkus mit ihren Sicherheitskonzepten, Reisen und Hotelbuchungen von Ort zu Ort führten. Fast an jeder Quarantänebestimmung vorbei. Die Bilanz nach den über 87 500 Corona-Tests ist mit 90 positiv getesteten Personen besser als erwartet.

Corona war natürlich ein grosses Thema. Hier das Testzentrum von Silverstone.
Foto: Lukas Gorys

Transfer des Jahres

Stefano Domenicali – Wie es Ex-Boss Bernie Ecclestone nach seiner Entmachtung 2017 voraussagte: «Mein Nachfolger Chase Carey wird keine vier Jahre bleiben!» So kam es. Mitte Jahr verkündete der Liberty-Geschäftsführer: «Stefano Domenicali übernimmt ab 2021.» Seine Visitenkarte: Ferrari-Teamchef und zuletzt leitete der Italiener die Nobelmarke Lamborghini.

Stefano Domenicali, der neue Chef der Formel 1.
Foto: Lukas Gorys

Wort des Jahres

Bubble (Blase) – Die Formel 1 durfte sich nur in einer Blase bewegen. Und jedes Team oder zum Beispiel die schreibenden Medien (die nicht aus dem Pressesaal herauskamen) mussten alle Kontakte nach aussen vermeiden. Auch in den Hotels. Selbst gemeinsame Abendessen waren streng untersagt. Bubble eben…

Die Formel 1 während Corona: Leben in einer Bubble – und zum Beispiel in Budapest der Hinweis aufs Händewaschen.
Foto: Lukas Gorys

Spruch des Jahres

Vettel in Portugal – «Ob ich ein kompletter Idiot bin? Das wage ich zu bezweifeln!» Wenigstens hatte der Ferrari-Star nach seinem vierten 10. Platz 2020 den Humor nicht verloren.

Vettel (Mitte) mit Ferrari-Mechanikern in Portimao: Hier entsteht sein Spruch des Jahres.
Foto: Lukas Gorys
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