Formel 1 Inside
Seit 30 Rennen ohne Doppelsieg – das Mercedes-Drama

Mercedes, das einstige Mass aller Dinge, steckt tief im Schlamassel. Das Auto-Konzept jedenfalls geht nicht auf bei den Silberpfeilen, die nun schon 30 Rennen auf einen Doppelsieg warten. Hier gehts zum F1 Inside!
Publiziert: 30.04.2022 um 22:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2022 um 22:05 Uhr
Roger Benoit

Seit dem Start zur V6-Hybrid-Ära 2014 war Mercedes das Mass aller Dinge. Man holte 15 der 16 möglichen WM-Titel – und ohne Zufall (Latifi-Crash) und einem Geschenk des entlassenen Rennleiters Masi in Abu Dhabi 2021 wären die Silberpfeile mit einer reinen Weste ins neue Zeitalter gestartet. Wie wir jetzt wissen, liess das neue Reglement den Mercedes-Express bös entgleisen. Die FIA hatte einen Umsturz, ein engeres Feld erwartet – aber kaum einen Absturz der Nummer 1. Das Konzept mit den extrem schmalen Seitenkästen ging in die Hosen. Dazu kam eine bei Mercedes eher seltene Krankheit: Man bringt plötzlich den Gummi nicht in das Temperaturfenster. Dazu kam das «Bouncing», das heftige Durchschütteln des Autos. Dies beklagen noch andere Teams, aber nicht auch noch in den Kurven.

Ferrari (trotz Fahrfehlern von Leclerc und Sainz) sowie Red-Bull-Honda (trotz drei Ausfällen 2022) sind an Mercedes vorbeigezogen. Die haben momentan nur eine «Waffe» – die Zuverlässigkeit. Was nun, Toto Wolff (50)? Der Chef ist momentan ein einsamer Rufer in der Wüste: «Um das Konzept zu ändern, musst du zuerst verstehen, was falsch ist, und das tun wir im Moment nicht – noch nicht!» Für Miami am nächsten Sonntag bringt man für Hamilton und Russell neue Teile. Wolff: «Es ist relativ einfach, das Holpern des Autos zu stoppen. Du stellst es einfach höher – aber dann fehlt dir eben noch mehr Abtrieb!» Ein Teufelskreis.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Plötzlich kriechen die Giftspritzer aus allen Löchern, schütten vor allem über Hamilton viel Häme. Fast jeder ist ein Experte und kann seinen Senf loswerden: Rosberg, Häkkinen, Villeneuve usw. Die löbliche Ausnahme: Bottas, der die letzten fünf Jahre im erfolgreichsten Auto sass und sich jetzt «einfach über die Wende wundert!». In Imola fuhr Hamilton (13.) 44 Runden hinter dem Duo Albon und Gasly – und kam trotz DRS nicht vorbei. Russell (4.) blieb nur vor Bottas, weil bei Alfa-Sauber der Boxenhalt 11,4 Sekunden dauerte. Der Mercedes-Neuling überfährt viele Probleme am Auto, während sich Sir Lewis zu viele Gedanken macht. Aber von einem Machtwechsel kann man da noch nicht reden!

Total 44 Runden fuhr Hamilton in Imola mit der Startnummer 44 ohne Chance hinter Gasly im Alpha-Tauri-Honda hinterher!
Foto: Lukas Gorys
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Eines ist klar. In der jetzigen Krise fehlt dem Team und Wolff ein Mann: Niki Lauda. Der 2019 verstorbene Wiener war ein Mann der klaren Worte und Kritik. Er hätte auch nicht zugelassen, dass in den letzten Jahren weit über 50 wichtige Mitarbeiter das Team verlassen haben. Auch das rächte sich jetzt bei Mercedes, das seit 2014 total 164 Rennen fuhr, 111 Siege (darunter 53 Doppelerfolge) feierte. Zuletzt am 1. November 2020 in Imola: Hamilton vor Bottas. Vor 30 Rennen.

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