3. Testtag: Lärm auch hinter den Kulissen
Unfall-König Stroll (18) – Sauber ist erwacht!

Langsam geben die Fahrer in Barcelona Gas. Auch bei Sauber. Nach drei von acht Testtagen sieht (noch) alles nach einem Duell Mercedes – Ferrari aus. Nun, wer bis zum 10. März die Mittwochs-Zeiten von Bottas (1:19,7) und Vettel (1:19,9) nicht erreicht, hat sicher Probleme!
Publiziert: 01.03.2017 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:17 Uhr
Lance Stroll kracht mit dem Williams in die Reifenstapel.
Foto: Lukas Gorys
1/18
Roger Benoit aus Barcelona

Sekunden bevor es in die Mittagspause ging, rutschte GP-Greenhorn Lance Stroll (18) im Williams wie am Dienstag ins Kiesbett. Unter dem Motto: Wer nichts riskiert, gewinnt auch nichts.

Doch um 16.14 Uhr knallte es dann richtig: Lance, von Papa und Mode-Milliardär Lawrence Stroll begleitet, küsste in Kurve fünf voll die Mauer. Feierabend nach 98 Runden. Ja, dieser Junge (2016 immerhin Formel-3-Europameister) macht richtig auf sich aufmerksam. Ob ihn Teamkollege Felipe Massa (35) etwas zähmen kann?

Vettel vor Ericsson…

Der Titel des fleissigsten Piloten des Tages ging klar an Vettel mit unheimlichen 139 Runden oder 650 Kilometern im Ferrari – Testrekord 2017. Acht Minuten vor dem Ende rollte der Wahlschweizer in der letzten Kurve aus … Ericsson brachte es im Sauber immerhin auf hervorragende 123 Runden.

Eine volle GP-Distanz geht hier in Barcelona über 66 Runden. Und eine solche simulierte Hamilton im Mercedes: «Das war brutal. Ich habe überall blaue Flecken, auch wenn ich im Winter sehr hart trainiert habe! Aber die neuen Autos sind super, man fühlt sich wie ein Kind auf der Achterbahn.»

Hamiltons Rennen wurde aber durch die rote Flagge wegen Sainz zu einem unfreiwilligen Boxenhalt unterbrochen. Der Spanier war übrigens dort rausgeflogen, wo sich 2016 nach dem GP-Start Rosberg und Hamilton nach einer Karambolage frühzeitig verabschiedeten. Sonst blieb es bei herrlichem Sonnenschein und 19 Grad bis 18 Uhr erstaunlich ruhig.

Plötzlich war Rosberg da

Stargast am dritten Tag war für knapp drei Stunden Weltmeister Nico Rosberg (31). Der hatte sich nur fünf Tage nach seinem Titelgewinn 2016 in Abu Dhabi von der Formel 1  verabschiedet – und dadurch das Fahrer-Chaos beim Weltmeister-Team ausgelöst. «Es geht mir gut, ich vermisse eigentlich nichts. Toll, wie die neuen Autos aussehen! Und sicher wird der Silberpfeil auch 2017 vorne dabei sein.» Bereits um 10.45 Uhr verschwand  Rosberg wieder – in einem Mercedes.

Wie gut ist der SauberC36?

Auf der 4,655 km langen Strecke überraschte bis zur Mittagspause vor allem ein Fahrer: Marcus Ericsson (26) im Sauber-Ferrari. Der Schwede  setzte mit den superweichen Reifen ein erstes  Ausrufungszeichen. Man hatte über Nacht den Wagen modifiziert: Mit einem zusätzlichen Flügelteil (genannt Monkey Seat) unter dem Heckflügel. Der fünfte Platz bei Tagesmitte, 2,1 Sekunden hinter Bottas im Mercedes, macht sicher Mut. Denn der Finne fuhr bereits den weichsten Gummi (Ultra Soft) …

Pirelli: Es geht noch schneller

Wir hatten gewarnt, dass frühe Prognosen gefährlich sind. Also betrachten wir bis zum viertägigen Finale in der nächsten Woche (ab Dienstag) die Resultate weiter mit grosser Vorsicht. Denn Pirelli hat schon prognostiziert: «Die besten Zeiten werden klar unter 1:18 Minuten liegen!» Das wären dann über vier Sekunden schnellere Rundenzeit im Vergleich zum Vorjahr.

Haas-Teamchef Günter Steiner: «Es geht jetzt erst einmal darum, soviele Kilometer wie möglich zu absolvieren. Alle müssen ja zuerst mal ihre neuen Autos verstehen. Dann geht sicher noch die Post ab.»

Alter Motor ein Nachteil?

Im Gegensatz zu Sauber fährt Haas ja 2017 mit dem aktuellen Ferrari-Antriebsstrang. «Wir hatten kein Problem, mit unserem Auto fertig zu werden!» Sauber dagegen muss mit dem alten Triebwerk antreten. Man tut dies freiwillig, weil man so für das neue Auto schon alle Messdaten hatte, um dann mit dem Bau des C36 relativ früh beginnen zu können. Viele Experten glauben, dass dies – je länger die Saison dauert – ein Nachteil sein dürfte. Also muss man in den ersten Rennen versuchen, zu punkten.

Bitte keine Proteste mehr!

Was wäre die Formel 1 ohne Streit hinter den Kulissen? Und im Mittelpunkt immer die Topteams. So beklagt sich Ferrari seit Wochen, dass Mercedes und Red Bull mit einem Hydrauliksystem an der Aufhängung antreten, um das Auto optimaler auf der Strecke zu halten und so die Bodenwellen locker schlucken zu können. Die FIA hat noch nichts Verbotenes gefunden.

Jetzt beschwert sich Red Bull, dass Erzfeind Mercedes während den Qualifikationsrunden mit Öl im Benzintank unterwegs ist. Die beigemischten Additive sollen auf eine Runde mehr Leistung bringen. Zusätze sind im Kraftstoff verboten. Die Silberpfeile weisen alle Angriffe zurück. Teamchef Toto Wolff zu unserem Technik-Experten Mike Hammer: «Da sehen vor dem WM-Start einige schon wieder Gespenster.»

Fans wollen nur Action…

Wir können nur hoffen, dass uns diese Machtkämpfe mit der FIA als Schiedsrichter nicht die ganze Saison verfolgen. Die Fans wollen Action sehen – und nicht bei jedem Rennen auf den Ausgang eines eingelegten Protestes warten… Ein Skandal wie 2016 in Mexiko, als es drei Fahrer (Verstappen, Vettl und am Ende Ricciardo) auf dem dritten Platz gab, darf sich nicht wiederholen.

Renault top – Honda flop

Während Palmer den Renault (trotz eines Ausrutschers) am Morgen schon richtig nach vorne prügelte (wie Teamkollege Hülkenberg am Nachmittag), kommt McLaren-Honda weiter nicht vom Fleck. Superstar Fernando Alonso dreht schon wieder im roten Bereich, auch die spanischen Medien toben. Oder Honda auf der Anklagebank.

Selbst mit dem weichsten Gummi blieb Alonso in der «Anonymität» stecken. Können die Japaner mit dem total neuen Motor bis zum WM-Start am 26. März in Melbourne noch den Schalter umlegen? Bei McLaren spricht man von «einem Auto, das eigentlich zum Siegen bereit wäre»! Und auch Neuling Stoffel Vandoorne (mit Verstappen das grösste Talent der letzten Jahre) läuft mit grimmiger Miene herum.

Manor endgültig weg

Die FIA gab am Mittwoch endlich die Teilnehmer-Liste 2017 mit zehn Teams heraus. Am Vorabend hatte sich Manor endgültig vom GP-Zirkus verabschiedet. Auch der letzte Rettungsanker aus China versank im Meer der letzten Hoffnung!

Barcelona-Test I

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3. Tag, 4,655 km, sonnig 19 Grad

1. Bottas (Mercedes) 1:19,705

2. Vettel (Ferrari) 1:19,952

3. Ricciardo (Red Bull) 1:21,153

4. Palmer (Renault) 1:21,396

5. Hülkenberg (Renault) 1:21,791

6. Ericsson (Sauber) 1:21,824

7. Hamilton (Mercedes) 1:22,090

8. Grosjean (Haas) 1:22,118

9. Stroll (Williams) 1:22,351

10. Alonso (McLaren) 1:22,598

11. Sainz (Toro Rosso) 1:23,540

12. Celis (Force India) 1:23,619

13. Kvyat (Toro Rosso) 1:23,952

*

Pole-Position 2016: Hamilton 1:22,000

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