Ferrari irrt im leeren Monza herum
Hamilton vorne – und 94. Pole ohne Party-Modus?

Keine Wolken über Monza. Aber der Königliche Park trägt ohne Zuschauer natürlich Trauer. Wie das eingebremste Ferrari-Team. Gejubelt wird weiter nur bei der hoch überlegenen Mercedes-Konkurrenz: Tagessieg für Hamilton – 0,2 vor Bottas. Alfa-Sauber besser als auch schon.
Publiziert: 04.09.2020 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2020 um 19:20 Uhr
Sebastian Vettel landet am Morgen nur auf Platz 19. Am Nachmittag läufts besser.
Foto: Lukas Gorys
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Roger Benoit

Im zweiten Training liessen die 2020 schwarzlackierten Silberpfeile ihre Rivalen wieder mal eine halbe Stunde die Strecke reinigen um dann mit den ersten Zeitrunden gleich ganz oben auf dem Computer aufzutauchen. Hamilton 0,2 vor Bottas. Am Morgen war es umgekehrt...

Warten auf den 100. Sieg

Das alte Spiel von Mercedes, das seit dem Wiedereinstieg 2010 (mit Rosberg/Schumi) am letzten Sonntag in Spa den 99. Sieg bei 205 Rennen herausfuhr. Es war zugleich der 50. Doppel-Triumph.

Die grosse Frage: Kann man Hamilton, der noch zwei Jahre fahren will, und seinen Teamkollegen (egal wie er heisst) wirklich mit dem Regelbuch einbremsen?

Party-Modus jetzt verboten

Nun, der GP Italien ist das Ende des «Party-Modus» für die seit Jahren fast unschlagbaren Boliden aus Stuttgart, Brixworth und Brackley. Ab jetzt müssen die Formel-1-Motoren für das Qualifying und das Rennen gleich eingestellt werden.

Die ersten Auswirkungen sollen am Samstag ab 15 Uhr (Start zur Pole-Jagd) zu sehen sein. Hoffen die Rivalen... Experten sagen die 94. Pole für Lewis voraus.

Hamilton: «Gut für uns...»

Bisher konnten die Hersteller in der Pole-Jagd einen Modus freischalten, der kurzfristig mehr Benzin verbrannte und damit mehr Leistung erzeugte. So sprach die Konkurrenz von Red Bull eben gerne von einem «Party-Modus»...

Bei Mercedes nimmt man die Regeländerung gelassen. WM-Leader Hamilton (47 Punkte vor Bulle Max Verstappen): «Kein Problem. Jetzt können wir den Motor noch mehr schonen! Am Ende ist alles nur ein Kompliment für die Leute in unserer Fabrik!»

Die FIA brachte die Änderung auf eine einfache Aussage: Bei einem einheitlichen Modus ist das Reglement einfacher zu überwachen!

Verstappen-Crash in Ascari

Es war ein mühsamer Start auf dem 5,793 km langen Kurs mit über 80 Prozent Vollgas-Anteil und Tempi über 340 km/h. Bis es Verstappen um 11.36 Uhr krachen liess. Der Holländer verlor in der Ascari-Kurve seinen Red Bull-Honda aus der Kontrolle, drehte sich ins Kiesbett und die Reifenmauer. Zurück an die Boxen, neuer Frontflügel drauf und dann kurz rein in die Garage.

Dieser Zwischenfall war schon der Höhepunkt im stillen Autodromo, wo wenigstens riesige Ferrari-Flaggen die Tribünen etwas verzierten.

Ferrari-Duo irrt weiter herum

Die letztjährige Pole-Zeit von 1:19,307 durch den späteren Monza-Sieger Charles Leclerc (Ferrari) blieb am ersten Monza-Tag noch unangetastet. Der Monegasse selbst stolperte fast den ganzen Freitag irgendwo in der Rangliste herum.

Wie Vettel, der sich im ersten Training sogar auf dem vorletzten Platz wiederfand. Noch hinter Millionärssohn und Formel-2-Pilot Roy Nissany (25) aus Tel Aviv. Er darf für viel Geld an einigen Freitagen mit dem Williams-Mercedes um die Strecken fahren...

Zu viel Abtrieb für regulären Motor

«Das wird kein leichtes Wochenende für uns», hatte der Deutsche prophezeit. Zum Glück gibt es für die Roten im 999. Formel-Rennen der Italiener keine Pfiffe von den Tribünen. Auch sein gewaltiger Dreher am Nachmittag blieb ohne Reaktion...

Das Problem in Maranello ist, wie schon oft erwähnt, relativ einfach. 2019 konnte man mit dem «gedopten» Motor den fehlenden Abtrieb auf den Geraden kaschieren und dreimal siegen (Spa, Monza, Singapur). Jetzt hat man zuviel Abtrieb ans Auto gebastelt – aber eben einen zu schwachen (sprich regulären) Motor.

Williams – ein trauriger Abschied

Am Donnerstag hatte die Teamchefin Claire Williams (44) bekannt gegeben, dass sich die Familie nach Monza aus der Formel 1 zurückzieht. Der US-Investor Dorilton hat den Traditions-Rennstall gekauft, lässt aber das Team weiter unter Williams (114 GP-Siege, der erste 1979 durch Clay Regazzoni in Silverstone) laufen. Um es dann einmal weiterzuverkaufen!

Für Teamgründer Frank Williams (78), seit 34 Jahren Tetraplegiker, was noch kein Mensch mit diesem Handicap auf der Welt schaffte, werden jetzt die Tage im Rollstuhl sicher noch düsterer. Ob es dem passionierten Racer vielleicht sogar das Herz bricht?

Muss Kvyat bald gehen?

Mit dem vierten Platz am Morgen und Position sieben am Nachmittag zeigte der Russe Daniil Kvyat (26), dass er neben dem erstaunlichen Pierre Gasly (Vierter am Nachmittag) beim immer besser laufenden Alpha Tauri-Honda um sein Cockpit fighten will.

Offenbar hat Kvyat von den Geheimplänen erfahren, dass man ihn beim Wüsten-Finale in Bahrain und Abu Dhabi durch den japanischen Formel-2-Star Yuki Tsundoa ersetzten will. Was Honda natürlich gefällt...

Alfa-Sauber darf leicht hoffen

Noch keine grosse Besserung bei Alfa-Sauber in Sicht. Giovinazzi und Räikkönen kamen mit dem C39 im ersten Training auf die Plätze 16 und 17. In den zweiten 90 Minuten reichte es für die Positionen 13 (Giovinazzi) und 17 (Räikkönen).

Allerdings lagen am Nachmittag hinter dem Italiener mit Ricciardo und Albon noch zwei Fahrer, die am letzten Sonntag auf den Rängen vier und sechs ins Ziel kamen.

Schumi Junior crasht im F2-Qualifying!

Crash von Mick Schumacher (21) zwei Minuten vor Schluss der Quali in Monza! Der Prema-Pilot verliert – genau wie in der Formel 1 am Morgen Max Verstappen – in der Ascari-Kurve die Kontrolle über seinen Boliden, dreht sich und schlägt in der Streckenbegrenzung ein. Schumi Junior bleibt dabei unverletzt, steigt aus eigener Kraft aus dem Auto. «Tut mir leid, ich habe es verloren», funkt er an die Box. Er startet am Freitag von Position 7 aus. Die Pole-Position geht an Callum Ilott vor dem Japaner Tsunoda und dem Italiener Ghiotto. 4. Lundgaard, 5. Nissany, 6. Mazepin, 9. Delétraz, 16. Shwartzman. Am Samstag steigt das viertletzte Rennen der Formel-2-Saison. Und nach dem 16. Quali-Platz von Leader Shwartzman bleibt die Spannung im Kampf um den Titel hoch. Das Gesamtklassement: 1. Shwartzman 123 Punkte. 2. Ilott 122. 3. Tsunoda 111. 4. Schumacher 106. 5. Mazepin 101. 8. Delétraz 81.

Crash von Mick Schumacher (21) zwei Minuten vor Schluss der Quali in Monza! Der Prema-Pilot verliert – genau wie in der Formel 1 am Morgen Max Verstappen – in der Ascari-Kurve die Kontrolle über seinen Boliden, dreht sich und schlägt in der Streckenbegrenzung ein. Schumi Junior bleibt dabei unverletzt, steigt aus eigener Kraft aus dem Auto. «Tut mir leid, ich habe es verloren», funkt er an die Box. Er startet am Freitag von Position 7 aus. Die Pole-Position geht an Callum Ilott vor dem Japaner Tsunoda und dem Italiener Ghiotto. 4. Lundgaard, 5. Nissany, 6. Mazepin, 9. Delétraz, 16. Shwartzman. Am Samstag steigt das viertletzte Rennen der Formel-2-Saison. Und nach dem 16. Quali-Platz von Leader Shwartzman bleibt die Spannung im Kampf um den Titel hoch. Das Gesamtklassement: 1. Shwartzman 123 Punkte. 2. Ilott 122. 3. Tsunoda 111. 4. Schumacher 106. 5. Mazepin 101. 8. Delétraz 81.

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Die Trainingsresultate aus Monza

Die Resultate des zweiten freien Trainings in Monza.
Foto: Twitter F1
Die Resultate des ersten freien Trainings in Monza.
Foto: Twitter F1
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