«Ich wollte den Ferrari testen!»
Der Irre kam in der 13. Minute

Der Wahnsinn von Shanghai. Ein Chinese, rund 40 Jahre alt, rennt im zweiten Formel-1-Training über die Strecke. Kurz darauf wird er verhaftet.
Publiziert: 10.04.2015 um 17:41 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:15 Uhr
Die Polizei hat den verwirrten Chinesen verhaftet.
Foto: Wolfgang Wilhelm
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Von Roger Benoit aus Shanghai

Es geschieht im zweiten Training. In der 13. Minute. Ericsson überquert im Sauber die Ziellinie, als ein Mann von der Tribünenseite losrennt. Von hinten jagt schon Hülkenberg im Force India heran. Mit rund 280 km/h.

«Wo kommt der denn her, habe ich mich gefragt. Ich dachte an einen unvorsichtigen Streckenposten», sagt der Deutsche zur Horrorszene.

Aber der Irre hat nichts mit der Formel 1 zu tun. Nach der Überquerung der Piste hechtet er beim Ferrari-Kommandopult durch ein Loch im Drahtzaun. Dann rennt er in die Ferrari-Garage. Dort wird er verscheucht – und kurz darauf im Fahrerlager von Polizisten diskret in Empfang genommen. Dann gehts zum Ausgang, direkt in einen Polizeiwagen.

Noch im Fahrerlager erklärt der offenbar geistesgestörte Mann: «Ich wollte nur einen Ferrari testen. Gebt mir einen Ferrari!»

Die Szene erinnert den GP-Zirkus an Hockenheim 2000 und Silverstone 2003.

› In Deutschland wollte ein Mercedes-Angestellter aus Frankreich bei seiner lebensgefährlichen Aktion auf der Strecke gegen seine Entlassung demonstrieren. Sieger: Barrichello im Ferrari.

› In England spazierte ein irischer Pfarrer mit der Bibel über die Piste, gefährdete sich und die geschockten Piloten. Später kam er dafür in den Knast. Sieger: Barrichello im Ferrari.

Wegen des Irren von Shanghai tritt die Zeitenjagd am ersten Trainingstag bei nicht einmal 15 Grad in den Hintergrund.

Über die beiden Unfälle von Felipe Massa (beim Anbremsen Bodenwelle übersehen) und Daniil Kvyat (totales Bremsversagen) wird fast kein Wort verloren.

In beiden Trainings gibt WM-Leader Lewis Hamilton (der sich weiter durch seinen 80-Seiten-Vertrag bei Mercedes ab 2016 kämpft) klar den Ton an.

Am Morgen distanziert der Silberpfeil-Pilot seinen Teamkollegen Nico Rosberg um eine halbe Sekunde. Am Nachmittag kommt Kimi Räikkönen im Ferrari bis auf auf 0,44 Sekunden heran, weil Rosberg seine beste Runde verhaut.

Weiter im Vormarsch sind die noch punktelosen Teams von Lotus-Mercedes und McLaren-Honda.

Können sie schon in China jubeln? Heute ab 9 Uhr MEZ (TV live) gibts in der Qualifikation eine erste Antwort darauf.

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