Selbstkritik macht Silberpfeile stark
Stunk bei Hamilton trotz fünftem WM-Titel

Bei Lewis Hamilton und seinem Mercedes-Team ist nach dem WM-Titel dennoch nicht alles Gold, was glänzt.
Publiziert: 30.10.2018 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2018 um 10:07 Uhr
Lewis Hamilton feiert in Mexiko seinen 5. WM-Titel, ist nun auf einer Stufe mit Juan Manuel Fangio. Nun beginnt die Jagd des Briten auf die grossen Schumi-Rekorde – und andere.
Foto: REUTERS
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Roger Benoit

Mercedes hat die Latte seit dem Start in die Hybrid-Ära 2014 sehr hoch gelegt. Die Silberpfeile holten seither alle WM-Titel. Am 11. November in Brasilien wird wohl auch noch jener bei den Teams Tatsache: 55 Punkte Vorsprung auf Ferrari.

Trotzdem war Hamiltons Krönung in Mexiko nicht im Sinne der Nobelmarke. «Wir fuhren auf Formel-3-Niveau», sagte Chef Toto Wolff (46), der ehrgeizige Perfektionist.

Dem Wiener, seit Jahren in der Schweiz lebend, bedeuten Siege alles. In Austin spuckte ihnen Kimi Räikkönen (Ferrari) in die Suppe, am Sonntag war es Max Verstappen (Red Bull).

«Dieses Jahr hat Lewis den Unterschied ausgemacht»

Zum Titel und einer Party reichte es natürlich trotzdem. Wolff: «Dieses Jahr hat Lewis allein den Unterschied ausgemacht. Denn wir hatten nicht immer das beste Auto. In Mexiko waren sogar Ferrari und Red Bull besser als wir. Das sollte sich nicht zu oft wiederholen. Wir hatten ein sehr schlechtes Rennen. Vor allem wegen den Reifen!»

Kein Team irrte so hilflos in der Höhenluft herum und musste mehr Gummi-Stopps (5) als Mercedes machen. Hamilton: «Der Grand Prix war nach einem grossartigen Start ziemlich schlimm. Wir versuchten beide nur noch das Auto ins Ziel zu bringen. Nicht unbedingt mein Stil. Vor allem an einem so grossen Tag.»

Selbstkritik ist ihre Stärke

Wolff doppelte nach: «Wir müssen jetzt die Finger in die Wunde von Mexiko legen und alles analysieren. 2018 darf nicht so enden wie die zwei letzten Rennen!»

Die Selbstkritik bei den Stuttgartern ist auch ihre Stärke. Man sucht die Fehler immer zuerst im eigenen Team. Wolff: «Und die 1500 Leute finden zum Glück immer schnell eine Lösung, die uns wieder auf die Erfolgsspur bringt.»

«Fans wollen Spannung an der Spitze»

Für Hamilton ist jetzt rekordmässig (sieben Titel, 91 Siege) fast alles möglich. Fast fehlerfrei raste er zur 5. Krone.

Aber der Brite, das zeichnet diesen ausserordentlichen Racer aus, träumt von mehr Action. «Vettel habe ich schon gesagt, dass er mich nächstes Jahr wieder fordern muss. Und Verstappen hat mit dem neuen Motor hoffentlich schnell ein konkurrenzfähiges Auto. Auch die Fans wollen diese Spannung an der Spitze.»

Ja, dieser Fahrer ohne sichtbare Grenzen und einem meist verborgenen Privatleben tickt einfach anders. So nagt der faire Sportsmann noch immer an der umstrittenen Stallorder von Wolff in Sotschi, als der klare Leader Bottas für Lewis auf die Bremse musste: «So will ich nie mehr gewinnen!»

Der Finne wird diesen verpassten Erfolg vielleicht noch 2018 vom Briten zurückbekommen. Das ist Hamilton seiner Ehre und dem sportlichen Geist schuldig. Fairness ist für ihn kein leeres Wort.

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