Zweiter Tag beim Wüsten-Test
Sensation! Tagessieg für Zhou – Audi jubelt mit

Mit diesem Paukenschlag hatte bei Alfa-Sauber niemand gerechnet: 28 Minuten vor dem Ende des zweiten Testtages hier in der Wüste von Bahrain leuchtete der Name Zhou ganz oben auf. Der Chinese hatte mit 1:31,610 Weltmeister Verstappen um 0,040 Sekunden geschlagen.
Publiziert: 24.02.2023 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2023 um 20:02 Uhr
Die Bilder vom Freitagnachmittag | Seine Zeit unterbietet keiner: Guanyu Zhou im Alfa-Sauber.
Foto: Lukas Gorys
1/25
Roger Benoit, Sakhir

Am Hinwiler Kommandostand brach das grosse Staunen und die Freude aus. Andreas Seidl, der neue Geschäftsführer bei Sauber, lachte – und daneben konnte es der überraschte Valtteri Bottas (33), der am Samstag den ganzen Tag im C43 sitzt, kaum fassen.

Nur eine Mischung weicher…

Auch wenn Zhou den «Vorstandsreifen» C4 (zweitweichste Mischung) für den Exploit brauchte, ist dies ein Ergebnis, mit dem niemand gerechnet hat.

Verstappen fuhr seine Zeit übrigens auf dem Pirelli C3 (Medium). Natürlich gilt der Holländer weiter als der grosse Favorit für die am 5. März hier beginnende WM-Saison. Aber dahinter gibt es vor den letzten 510 Testminuten am Golf noch viele Fragezeichen.

Wie reagiert jetzt Bottas?

Nach der Mittagspause des zweiten Tages hier in der Sakhir-Wüste brauchte Verstappen bei nur noch 27 Grad gerade mal zwei Runden, um die Morgen-Bestzeit von Sainz (Ferrari) um 0,8 Sekunden auszulöschen. Brutaler kann man nicht an die Türe des vermeintlichen Titelgegners klopfen!

Aber auch Max hatte am Ende nicht mit dem fast überfallartigen Angriff der Hinwiler gerechnet. Jetzt darf man natürlich gespannt sein, wie Bottas am Samstag darauf reagiert. Der Finne müsste eigentlich noch eine halbe Sekunde schneller sein!

Audi freut sich mit

Bei Alfa-Sauber bezeichnet Andreas Seidl (47) die bisherige Arbeit seiner Truppe am Mittag gegenüber Blick als «solid». Ein Wort, das gut zum bisherigen Auftreten passt.

Und im fernen Ingolstadt wird man sich bei Audi die Augen gerieben haben. Der Sauber-Motorenpartner ab 2026 weiss jetzt, dass in Hinwil kein Flop gebaut worden ist. Und je stärker die Hilfe der Deutschen einfliesst (sie haben ja bereits 25 Prozent der Sauber-Anteile gekauft), desto mehr kann das Team nach vorne schauen.

Am Saisonende trennt man sich ja vom Titelsponsor Alfa Romeo, der dem Team ausser dem Namen und einigen Millionen nicht viel bringt. Für die Italiener war es werbemässig aber sicher eine lukrative Nummer.

Das sagt Guanyu Zhou

«Wir sind uns natürlich bewusst, dass es sich um einen Test handelt und jeder verschiedene Einstellungen ausprobiert, aber es ist ein schönes Gefühl, meinen Namen und den des Teams ganz oben zu sehen. Insgesamt war es ein positiver Tag. Wir haben mehr Kilometer zurückgelegt und alle Ziele und Aufgaben, die wir uns gesetzt hatten, erfüllt, also bin ich zufrieden. Das Auto fühlte sich sowohl bei Tages- als auch bei Nachtbedingungen recht gut an, und ich fühlte mich im Laufe des Tages immer sicherer beim Pushen. Heute war der letzte Tag der Vorsaisontests für mich, und ich freue mich sehr auf den Saisonstart nächste Woche. Ich fühle mich bereit und freue mich auf die neue Saison, und ich kann es kaum erwarten, wieder Rennen zu fahren.»

«Wir sind uns natürlich bewusst, dass es sich um einen Test handelt und jeder verschiedene Einstellungen ausprobiert, aber es ist ein schönes Gefühl, meinen Namen und den des Teams ganz oben zu sehen. Insgesamt war es ein positiver Tag. Wir haben mehr Kilometer zurückgelegt und alle Ziele und Aufgaben, die wir uns gesetzt hatten, erfüllt, also bin ich zufrieden. Das Auto fühlte sich sowohl bei Tages- als auch bei Nachtbedingungen recht gut an, und ich fühlte mich im Laufe des Tages immer sicherer beim Pushen. Heute war der letzte Tag der Vorsaisontests für mich, und ich freue mich sehr auf den Saisonstart nächste Woche. Ich fühle mich bereit und freue mich auf die neue Saison, und ich kann es kaum erwarten, wieder Rennen zu fahren.»

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Wann explodiert Mercedes?

Mercedes bleibt ein Fragezeichen. Auch wenn sich Hamilton und Russell bisher lobend über den W14 äusserten. Am Freitagabend löste aber Russell mit einem Hydraulikproblem – er blieb mitten auf der Strecke liegen – die zweite rote Flagge der Testtage aus.

Wo bleibt der Exploit, wo ist die Konstanz? Wenn die Wolff-Truppe auch den Saisonstart 2023 verschläft, wird es auch für Hamilton eng – er ist seit 24 Rennen oder Saudi-Arabien 2021 sieglos. Und seine Lust am Nachfahren wird mit über 38 Jahren bestimmt nicht grösser …

Wolff schaut für Mick

Darauf spekulieren Ersatzfahrer Mick Schumacher (23) und die deutschen Medien. Nach zwei erfolglosen Haas-Jahren wurde der Weltmeister-Sohn von Ferrari nach fast fünf Jahren fast stillos aus der Academy abgeschoben.

Mercedes fing den jungen Mann mit offenen Armen auf. Denn der clevere Team-Mitbesitzer Toto Wolff merkte sofort, was er mit Schumi für einen Marketing-Effekt erzielen kann. Und so sieht man Schumi überall an den Boxen, in den Garagen oder eben im Fahrerlager.

An seiner Seite: Superstar Hamilton oder eben Wolff, mit dem er am Abend unter Flutlicht sogar an der Strecke lang die vorbeifahrenden Boliden beobachtete.

«Feindliches» Haas-Lager

Der Rauswurf schmerzt Schumi noch immer – und er blickt natürlich täglich ins jetzt «feindliche» Lager von Haas-Ferrari. Und dort «schockte» sein Nachfolger und Landsmann Nico Hülkenberg (35) mit dem zweitweichsten Gummi (C4) – genau wie De Vries im Alpha Tauri – am Abend mit vorderen Zeiten.

Der Schumi-TV-Sender Sky Deutschland (neu wieder mit Nico Rosberg als Experte) muss sich 2023 langsam umorientieren. Man hatte dem «Senioren» Hülkenberg nach drei Jahren Pause und einigen Corona-Einsätzen eigentlich nichts mehr zugetraut. Dafür stichelt man seit dem Schumi-Rauswurf dauernd gegen Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner.

Letzte Chance für Versager

Für einige Teams und auch Fahrer geht es am Samstag in den letzten 510 Minuten eigentlich nur darum, den bisher schwachen Eindruck (Mercedes, Alpha Tauri-Honda McLaren-Mercedes sowie Pérez) zu korrigieren.

Die letzten 60 Minuten unter Flutlicht werden, wie jedes Jahr, hier zur Show mit den weichsten Reifen – denn genau eine Woche später geht es in Bahrain um die erste Pole-Position des Jahres.

Handgelenk gebrochen?

Die grosse Frage vor dem WM-Start: Wie schwer ist Lance Stroll (24) verletzt? Setzt ihn sein Velounfall in Spanien längere Zeit ausser Gefecht? Warum das Team über einen möglichen Bruch des Handgelenkes schweigt, ist ein Rätsel.

Nun, mit dem brasilianischen Formel-2-Meister Felipe Drugovich (22) steht der Ersatzmann bereit. Seine ersten Runden am Donnerstag waren in Ordnung. Bei Aston Martin-Mercedes dreht sich sowieso alles nur um den zweifachen Weltmeister Fernando Alonso (41).

Red Bull wie auf Schienen

Der Spanier ist richtig heiss. Der Weltmeister von 2005 und 2006 verpasste am ersten Tag den Sieg gegenüber Verstappen nur um 0,029 Sekunden. Doch auch er musste fast resignierend feststellen: «Der Red Bull rast wie auf Schienen um die Kurven!»

Da schüttelt die Konkurrenz nur ehrfurchtsvoll den Kopf. Zur Erinnerung: Der Holländer siegte letztes Jahr gleich 15-mal – Rekord!

Die Resultate des zweiten Testtages

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