Liebe Flori,
Eigentlich bin ich der falsche Mensch, um diesen Brief zu schreiben. Es gibt Leute, die viel besser erzählen können, was für ein lebensfroher, aufgestellter und liebenswerter Mensch du warst. Es gibt Leute, die miterlebt haben, wie du aufgewachsen bist und dir deine Träume erfüllt hast.
Wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich eigentlich viel zu wenig über dich weiss. Obwohl wir uns zahlreiche Duelle auf dem Rasen geliefert und vor zwei Wochen mit der Nati eine Woche in Serbien verbracht haben. Du hast dich um die Neulinge im Team wie mich gekümmert und dafür gesorgt, dass wir uns schnell einleben.
Ich weiss nicht, wie oft ich deine Nachricht an mich auf Facebook seit dem Wochenende durchgelesen habe. Unzählige Male – in der Hoffnung, dass das Ganze einen Sinn ergibt. Doch das tut es nicht.
Ich habe Duelle auf dem Platz gegen dich immer gehasst. Oft hast du uns mit deinem guten Schuss und deinem Willen Schwierigkeiten bereitet. Du warst das Herz und die Seele von YB. Du hättest mit deinem Talent und deiner Leidenschaft schon lange ins Ausland gehen können, aber du hattest gute Gründe, weiterhin das schwarz-gelbe Trikot anzuziehen. Nach Enttäuschungen bist du noch stärker zurückgekehrt.
Ich erinnere mich, wie ich mich am Flughafen in Belgrad von dir verabschiedet habe. Du bist nicht wie alle anderen Nati-Spielerinnen in die Schweiz zurückgekehrt, sondern direkt in deine verdienten Ferien nach Albanien gereist. Ich dachte mir, dass du mich bereits in zwei Monaten wieder auf dem Fussballplatz herausfordern würdest. Es war jedoch ein Abschied für immer.
Ich weiss, dass du das Leben von vielen Leuten ausgefüllt und bereichert hast. Auch wenn wir uns nur auf dem Fussballplatz gekannt haben, du hast mich zu einer besseren Spielerin gemacht.
Danke für alles, was du für YB und den Schweizer Frauenfussball geleistet hast. Es wird niemals vergessen werden.
Ruhe in Frieden, liebe Flori.
Bettina