Baltazar verrät seinen Künstlernamen
Der Brasilianer, der eigentlich Kartoffel heisst

Nur zwei Spieler aus dem aktuellen Sion-Kader waren 2021 in der Barrage gegen Thun dabei: Baltazar und Ersatzgoalie Fayulu. Nun soll gegen die Oberländer in Sachen Aufstieg alles klargemacht werden.
Publiziert: 22.04.2024 um 13:37 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Baltazar (23) spreche kein Französisch, heisst es seitens des Klubs. Deshalb ginge ein Interview nur mit Dolmetscher. Der lässt sich leicht finden, im selben Team. Servette-Legende José Sinval (57) ist seit acht Jahren beim FC Sion. Seit 2021 ist er Assistent. Doch Baltazar hält sich nicht an die Regeln und antwortet … auf Französisch. «Un peu» spreche er schon. Wollen wir doch hoffen, nach fünf Jahren im Wallis.

Nur Baltazar und Fayulu übriggeblieben

Als 18-Jähriger kam der Mann aus Jaraguá, ganz in der Nähe der Millionenstadt Brasília, ins Wallis. Kein einfaches Unterfangen, wenn man als Teenager in ein fremdes Land kommt, wo man niemanden kennt, die Familie nicht bei sich hat, die Sprache nicht spricht. Zudem sei er sich gewohnt gewesen, immer viele Leute um sich herum zu haben. «Im Wallis hingegen ist es viel ruhiger. Und einsamer», sagt Baltazar. «Man beurteilt nur die Leistung auf dem Feld», unterstützt ihn Trainer Didier Tholot (60). «Dabei steckt immer eine ganze Geschichte dahinter. Es war für mich nur schon nicht einfach, bei Basel oder YB zu spielen. Wenn du die Sprache nicht sprichst und ein Grüppchen neben dir lacht, hast du immer das Gefühl, die machen sich über dich lustig.»

Aber Baltazar biss sich durch. Er erlebte Höhen und Tiefen. Und auch zwei enorm wichtige Spiele gegen den FC Thun. Die Barrage 2021. Der Brasil-Boy ist der Einzige aus dem heutigen Team, der damals spielte. Timothy Fayulu war Ersatzgoalie. Baltazars Erinnerungen: «Wir hatten eigentlich auswärts schon alles klargemacht, führten 4:0, als wir ganz am Schluss doch ein Tor kassierten. Thun kam dann mit einer ganz anderen Geisteshaltung ins Tourbillon. Und so wurde es fast noch ein bisschen eng.»

Das wollen die Sion-Fans sehen: Baltazar schneller am Ball als eine Vielzahl Xamaxiens.
Foto: keystone-sda.ch
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Heimniederlagen gegen Thun haben Methode

Sion verlor also im Tourbillon gegen die Oberländer. Das hat mittlerweile Methode. Diese Saison verlor Sion beide Spiele zu Hause gegen Thun. Nur deshalb ist das Aufstiegsrennen noch offen. Es sind die beiden einzigen Niederlagen der Walliser in dieser Saison. «Das erste Spiel hätten wir niemals verlieren dürfen. Da waren wir besser. Das zweite aber war schlecht. Klar ist: Es geht nicht, dass wir in einer Saison dreimal gegen Thun verlieren. Ausgeschlossen!», so Baltazar. Zumal er auf etwas keinen Bock hat: eine neuerliche Barrage.

Tholot schwärmt von Baltazar

Mittlerweile ist Baltazar mit 137 Einsätzen fast Rekordmann des aktuellen Sion-Teams. Nur Reto Ziegler (hat auch 15 Jahre mehr auf dem Buckel) hat sieben Spiele mehr gemacht. «Es ist eine Ehre, mit einem wie Reto spielen zu dürfen», sagt der junge Mann manierlich. Was nicht von ungefähr kommt, weiss Tholot: «Baltazar ist ein Supertyp. Er hat einen tiefen Sinn für Respekt, wie man ihn selten findet. Er hört zu. Nimmt sich nicht wichtig. Nur schon, weil er menschlich ein derartiges Vorbild ist, verdient er es, in seinem Job zu reüssieren.»

Gelingt der Aufstieg, wird man vielleicht den dritten möglichen Namen auf dem Trikot des Mittelfeldspielers lesen können. Man kennt ihn wahlweise als Baltazar oder Costa. Das sind die Namen, die auch im Pass stehen. «In Brasilien aber heisse ich Batata.» Zu Deutsch: Kartoffel. Das wäre dann der echte Fussballer-Fantasiename.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
-2
8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
5
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