«Der Weg, den ich eingeschlagen habe, ist nicht normal»
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Aaraus Ösi-Knipser Maierhofer:«Der Weg, den ich eingeschlagen habe, ist nicht normal»

Ösi, 36, Koch und Ex-Bayer
«Major» Maierhofer ist die grosse Aarau-Hoffnung

7 Tore in den letzten 5 Spielen. Grosser Glücksfall, grosse Torquote, grosser Typ: «Der Major» ist 36, Österreicher, Koch und spielte einst bei Bayern.
Publiziert: 30.11.2018 um 01:54 Uhr
Stefan Maierhofer steht vor dem Tor in Aarau, in welchem er sein erstes Tor geschossen hat.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Michael Wegmann, Michel Wettstein (Text), Benjamin Soland (Fotos)

Nach sechs Runden mit null (!) Punkten holt der FC Aarau in grosser Not einen grossen 36-jährigen Österreicher aus der Arbeitslosigkeit. «Das Alter war ein Thema, bevor wir Stefan kennenlernten. Nach den sportlichen Tests und einem persönlichen Gespräch war das Thema Alter gegessen», sagt Sportchef Sandro Burki. Und Stefan Maierhofer entpuppt sich als grosser Glücksfall. Der 2,02-Meter-Mann schiesst Aarau vom Tabellen-Ende weg: 7 Tore in den letzten 5 Spielen. «Er hilft uns auf und neben dem Platz, weil er sich in verschiedenen Szenarien bestens auskennt und cool bleibt», schwärmt Trainer Patrick Rahmen.

«Der Major ist in Aarau angekommen», sagt Maierhofer selbst und lacht. Major heisst er seit Sommer 2007 und seinem Wechsel zu Greuther Fürth, bis dahin hiess er nur der Lange. «In Fürth hiess schon einer Langer. Deshalb sagte mir jemand Major-Hofer. Major ist dann geblieben.»

Der Major muss sich glutenfrei ernähren

Der grosse Hoffnungsträger des FC Aarau hat als Bub null Perspektiven als Profifussballer. Als er sieben ist, wird bei ihm Zöliakie diagnostiziert. Was heute kein Problem mehr ist, ist damals eine Herkules-Aufgabe. Seine Mami tüftelt in der Küche an glutenfreien Rezepten, backt und kocht. «Ins Klassenlager hat sie mir spezielle Semmeln mitgegeben. Am ersten und zweiten Tag wars okay, am dritten waren sie hart.»

Und als «Klein»-Maierhofer («klein war ich ja eigentlich nie!») für die österreichischen Landesauswahlen vorspielen darf, sagt ein Trainer seinem Papi: «Das erledigt sich von selbst, er ist viel zu gross.» Grosser Irrtum. 19-mal läuft er später für die österreichische A-Nati auf. Der Major wird 2008 österreichischer Meister mit Rapid Wien, mit RB Salzburg holt er 2012 das Double und wird Torschützenkönig. Er stürmt für diverse Klubs in England und für Bayern München. Beim deutschen Rekordmeister jedoch vorwiegend bei den Amateuren. Die Luft bei den Profis wird dem Langen doch zu dünn. «Meine Konkurrenten hiessen Podolski, Makaay, Santa Cruz und Pizarro.»

Aarau ist bereits sein Verein Nummer 18. Keinen seiner vielen Wechsel bereut er. «Überall wo ich war, konnte ich lernen, auf dem Platz oder als Mensch, als Persönlichkeit», sagt Maierhofer, der ab und zu auch noch als Model arbeitet. Alle sagen, er tue mit seiner direkten und hilfsbereiten Art der Aarau-Kabine gut. Auch ausserhalb unternehmen die Teamkollegen viel zusammen. Gehts gemeinsam zum Italiener, nimmt Maierhofer seine eigenen Teigwaren mit. Bestellt ein Mitspieler eine Runde Pizza, wie Elsad Zverotic letzten Mittwoch, gibts eine glutenfreie für den Major.

Maierhofer ist gelernter Koch

Dass er mit 36 noch derart fit ist, hat nicht nur mit seiner gesunden Ernährung zu tun. Seine Arbeitseinstellung ist grosses Kino. «Fussballer zu sein, ist ein Privileg. Selbst wenn wir zweimal trainieren, kommen wir nicht über vier Stunden. Das leisten normale Arbeitnehmer bis zur Mittagspause.» Und im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen weiss er, wovon er spricht. Er ist gelernter Koch und Restaurantfachmann. Acht Jahre hat er auf dem Beruf gearbeitet, die meiste Zeit im Gastrobetrieb seiner Eltern. Zwischen 16 und 18, wenn andere ihren ersten Profivertrag unterschreiben, hat er komplett mit Fussball aufgehört. «Ich musste meiner Mutter helfen, da mein Vater krankheitshalber ausgefallen ist. Wir standen bis 16 Stunden täglich im Restaurant.»

Erst mit 23 setzt Maierhofer ausschliesslich auf Fussball. Vielleicht mag er deshalb noch nicht aufhören. «Vielleicht hänge ich noch eine Saison ran», sagt er, «Niko Kovac hat uns einst geraten, so lange wie möglich zu spielen.» Beim FC Aarau wird man das gerne hören. Für den Rücktritt hat er dennoch vorgesorgt. Der Major hat im 2014 sein Sportstudium abgeschlossen.

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