«Wir wollten schon länger zurück in die Schweiz kommen»
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Bobadilla bei Schaffhausen:«Wir wollten schon länger zurück in die Schweiz kommen»

Zu Besuch bei Bobadilla
«Vollgas gebe ich nur noch als Papa»

Zu Besuch im Wohnzimmer von Raul Bobadilla. Wie er ein letztes Mal angreifen will, warum schnelle Autos Vergangenheit sind. Und wieso Murat Yakin für ihn so wichtig ist.
Publiziert: 04.04.2022 um 00:28 Uhr
Andreas Böni (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Es geht rund. Der sechsjährige Noah und der dreijährige Lorenzo sprinten quer durch die Wohnung, schreien, kreischen, halten zwischendurch an und küssen ihre fünf Monate alte Schwester Nina zärtlich auf die Wange. Joy Bobadilla, die Mama, verdreht die Augen: «Sie haben zu viel Energie! Ich freue mich, wenn die Jungs endlich in die Schule dürfen …» Bald ist es nach dem Umzug von Buenos Aires nach Schaffhausen so weit, es wird die Miss Argentina von 2009 entlasten.

Mittendrin, in aller Ruhe, mit dem Baby auf dem Arm, sitzt der Papa. Raúl Bobadilla (34) schaukelt seine Nina und spricht über seinen Transfer zum FC Schaffhausen.

Whatsapp an Murat Yakin

«Ich spielte zuletzt bei Fluminense in Rio de Janeiro. Danach war ich kurz vereinslos und schrieb Whatsapps mit Murat Yakin. Er stellte den Kontakt zu Schaffhausen her – und nun bin ich glücklich, wieder hier zu sein», sagt er.

Neue Heimat: Raul Bobadilla in seinem Zuhause in Schaffhausen.
Foto: Philippe Rossier
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Mit dem Schweizer Nati-Coach hat er seit 16 Jahren Kontakt. Es ist 2006, als Bobadilla seinen Freunden in Argentinien erzählt: «Hey, ich wechsle nach Europa, zum FC Basel!»

Als er ankommt, merkt er, dass es nur Concordia ist …

Sein Berater lässt ihn in Basel sitzen, in einem Raum auf acht Quadratmetern. «Kein Zimmer, eher eine Abstellkammer.» Da er im Probetraining ist und keine Spielberechtigung hat, bekommt er drei, vier Monate lang keinen Lohn. Er hat kein Essen, isst tagelang nichts, fährt schwarz Tram.» Bis Concordia-Trainer Murat Yakin ihn fragt, warum er nicht richtig trainiere. «Ich sagte, ich hätte seit zwei Tagen nichts gegessen. Ab jenem Tag nahm er mich jeden Tag mit zum Frühstück im Joggeli.»

Die Verbindung hält bis heute. Bobadilla: «Ich wusste immer, dass er Nati-Trainer wird. Ein super Trainer, ein super Mensch. Er hat das verdient.»

«Nicht mal mehr eine Parkbusse»

Der Name Bobadilla steht auch für einen grossen Skandal im Schweizer Fussball. 2013 fährt der damalige Basel-Spieler, der von YB gekommen war, in seinem Maserati mit 111 durch eine 50er-Zone. Reden will er nicht mehr gross darüber, das hatte er 2019 im Blick getan.

Heute sagt er: «Ich habe seither nicht mal mehr eine Parkbusse bekommen. Vollgas gebe ich nur noch als Papa und auf dem Platz. Ich habe aus meinem Fehler gelernt.» Der Jeep-Fahrer ergänzt: «Autos sind für mich uninteressant geworden. Für mich gehts nur darum, dass es meiner Familie gut geht.»

Er möchte gerne bleiben

Auch wegen ihr wollte er in die Schweiz. «In Argentinien ist wirtschaftlich vieles schlecht. Und es ist immer gefährlich als Fussballer, man muss richtig gut aufpassen, gerade auf die Kinder.» Er hat Angst vor Entführungen und Erpressung.

Sein Vertrag bei Schaffhausen läuft bis Juni. Im ersten Spiel traf er gleich per Fallrückzieher. Und er hofft, für immer in der Schweiz bleiben zu können, später vielleicht als Spielerberater, Trainer oder Scout zu arbeiten.

Aber erst träumt der Stürmer, der 180 Bundesliga-Spiele für Gladbach und Augsburg absolvierte, vom Aufstieg mit Schaffhausen: «Warum nicht? In dieser Liga ist alles möglich. Ich will der Fussball-Schweiz nochmals zeigen, was in mir steckt.»

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
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8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
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