Ajax-Fans zünden Feuerwerk vor Spurs-Hotel
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Schaffen sie den Final-Einzug?Ajax-Fans zünden Feuerwerk vor Spurs-Hotel

Ein Kulturschock und Ausnahmetalente
Das steckt hinter dem Ajax-Wunder

Die Wunder-Mannschaft aus Holland steht vor dem sensationellen Einzug in den Champions-League-Final. Wie ist das möglich?
Publiziert: 08.05.2019 um 19:31 Uhr
|
Aktualisiert: 08.05.2019 um 20:50 Uhr
Ajax Amsterdam verzaubert momentan die Fussball-Welt und kann am Mittwochabend in den Champions-League-Final einziehen.
Foto: AFP
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Matthias Dubach

Bei dieser Mannschaft wird sogar der eigene Trainer zum Fan! Ajax-Erfolgscoach Erik ten Hag (49) verzichtet nach dem 1:0-Sieg in London gegen Tottenham auf die nach einem Hinspiel üblichen Floskeln, dass man bereits ans schwere Rückspiel denke. Nein, ten Hag schwärmt: «Das war ein fantastischer Abend für uns. Das Ergebnis ist grossartig und das Tor sensationell.»

Erstmals seit 14 Jahren (2005, Eindhoven) steht mit Ajax ein Klub im Halbfinal, der nicht aus einer der grossen fünf Ligen stammt. Und erstmals seit 15 Jahren (2004, Porto) sind die Holländer drauf und dran, das Final zu erreichen. Ten Hag: «Ich zeige den Jungs keine motivierenden Videos oder so was. Es wird das grösste Spiel überhaupt in der Johan-Cruyff-Arena, das ist Motivation genug.»

Der Coach ist natürlich einer der Hauptfaktoren für den märchenhaften Höhenflug, der ­heute mit dem sensationellen Champions-League-Finaleinzug seinen nächsten Meilenstein ­erreichen kann.

Wie hat ten Hag das Wunder, das ganz Europa staunen lässt, hingekriegt? Am Anfang steht eine Änderung, die für den Traditionsklub ein Kulturschock war. Er stellte nach seinem Amtsantritt im Dezember 2017 vom 4-3-3-System auf ein 4-2-3-1 um.

Weg vom Cruyff-System

Also die Abkehr von der Ajax-DNA! Das traditionelle 4-3-3 ist in Amsterdam und in ganz Holland mehr als eine Aufstellung, es symbolisierte jahrzehntelang den «totalen Fussball» der Legenden Rinus Michels, Johan Cruyff und Louis van Gaal. Ajax gewann alle vier Kübel im Meistercup und in der Champions League (1971, 1972, 1973, 1995) mit dieser Grund-Taktik.

Ten Hag wirft sie über Bord – und das als unbeschriebenes Blatt. Er war nie Nationalspieler und hat zuvor als Trainer lediglich in Deventer, bei Bayern II und in Utrecht gearbeitet. Doch die Gemüter beruhigen sich rasch. Ten Hag hat Erfolg. Er lässt seine Stammelf so oft wie möglich zusammen auflaufen, der Coach ist kein Freund von zu viel Rotation. Das Team verinnerlicht den kontrollierten Offensivfussball. Seit der Umstellung spielt Supertalent Frenkie de Jong (21) statt in der Abwehr als Sechser.

So überragend, dass er im Sommer für umgerechnet 85 Millionen Franken nach Barcelona wechselt. Auch andere werden wohl gehen, das Traum-Team gibts nur noch ein paar Wochen: Um den jungen Captain Matthijs de Ligt (19) reissen sich alle Topklubs von Liverpool über Bayern bis Barcelona. An Flügel David Neres (22) ist Liverpool, Everton, Bayern und Dortmund dran.

Auch Noussair Mazraoui (21), Hakim Ziyech (26) oder Donny van de Beek (22) können sich den nächsten Arbeitgeber in einer der grossen Ligen praktisch nach Belieben und für viel Lohn aussuchen.

Die ganze Liga profitiert

Aber noch zählt bei Ajax die Gegenwart. Das Triple lockt. Der Cupsieg ist schon fix – der erste Titel als Coach überhaupt für ten Hag, der natürlich auch viele Klubs auf sich aufmerksam gemacht hat. «Das hat unseren Hunger nur noch gesteigert», sagt er. In der Liga ist man zwei Spiel­tage vor Schluss punktgleich mit Eindhoven vorne. «Wir werden alles für das Triple geben», sagt de Jong.

Egal ob das Traum-Triple gelingt oder nicht – vom Europa-Höhenflug soll die ganze Liga profitieren. Die Topteams Ajax, Feyenoord und PSV wollen künftig 10 Prozent ihrer Europacup-Einnahmen an die Gegner verteilen, um den heimischen Fussball gesamthaft zu stärken.

Vor dem Rückspiel gegen Tottenham stört nur die Statistik die Ajax-Euphorie etwas. Gegen Real und Juve gewann man das Heimspiel nicht – doch womöglich ist das auch gegen die Engländer nicht nötig, um zum Final nach Madrid zu reisen!

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Champions League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Borussia Dortmund
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2
9
6
2
Stade Brestois 29
Stade Brestois 29
2
5
6
3
SL Benfica
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2
5
6
4
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
2
5
6
5
Liverpool FC
Liverpool FC
2
4
6
6
Aston Villa
Aston Villa
2
4
6
7
Juventus Turin
Juventus Turin
2
3
6
8
Manchester City
Manchester City
2
4
4
9
Inter Mailand
Inter Mailand
2
4
4
10
AC Sparta Prag
AC Sparta Prag
2
3
4
11
Atalanta BC
Atalanta BC
2
3
4
12
Sporting Lissabon
Sporting Lissabon
2
2
4
13
Arsenal FC
Arsenal FC
2
2
4
14
AS Monaco
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1
4
15
Bayern München
Bayern München
2
6
3
16
FC Barcelona
FC Barcelona
2
4
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Real Madrid
Real Madrid
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18
OSC Lille
OSC Lille
2
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3
18
Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain
2
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Celtic Glasgow
Celtic Glasgow
2
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3
21
FC Brügge
FC Brügge
2
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3
22
Feyenoord Rotterdam
Feyenoord Rotterdam
2
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3
23
Atlético Madrid
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PSV Eindhoven
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2
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VfB Stuttgart
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Bologna FC
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2
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1
27
FC Shakhtar Donetsk
FC Shakhtar Donetsk
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GNK Dinamo Zagreb
GNK Dinamo Zagreb
2
-7
1
29
RB Leipzig
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0
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FC Girona
FC Girona
2
-2
0
31
SK Sturm Graz
SK Sturm Graz
2
-2
0
32
AC Mailand
AC Mailand
2
-3
0
33
FK Roter Stern Belgrad
FK Roter Stern Belgrad
2
-5
0
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FC Salzburg
FC Salzburg
2
-7
0
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SK Slovan Bratislava
SK Slovan Bratislava
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-8
0
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BSC Young Boys
BSC Young Boys
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