Sebastién Thill trifft traumhaft gegen Real Madrid
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Einfach mal draufgehauen:Sebastién Thill trifft traumhaft gegen Real Madrid

Tiraspol ist die grösste Sensation in der Champions League
Sheriff will auch Mailand überfallen

Das Märchen soll weitergehen: Nach den erbeuteten drei Punkten gegen Real Madrid plant Sheriff Tiraspol auch einen Raubzug gegen Inter Mailand.
Publiziert: 03.11.2021 um 13:13 Uhr
|
Aktualisiert: 03.11.2021 um 13:19 Uhr
Die Sheriffs aus Tiraspol im Dauerjubel.
Foto: imago images/NurPhoto
1/7
Felix Bingesser

Moldawien liegt in der Weltrangliste der Fifa auf Platz 181. Hinter Montserrat, Nepal, dem Südsudan und den Malediven. Und trotzdem ist Moldawien mit Sheriff Tiraspol in der Champions League dabei.

Nicht nur dabei, sondern mittendrin. Mit dem Heimsieg gegen Schachtar Donezk und dem sensationellen Auswärtssieg bei Real Madrid hat sich Sheriff eine glänzende Ausgangslage für eine Achtelfinal-Qualifikation geschaffen. Es wäre wohl das grösste Husarenstück in der Geschichte der Champions League.

Von Uno nicht akzeptiert

Dabei hat der Klub mit Moldawien wenig am Hut. Im Gegenteil: Sheriff spielt in der Liga des Feindes. Tiraspol liegt in der Region Transnistrien. Nach einem blutigen Konflikt mit Moldawien hat sich der Landstreifen 1992 von Moldawien losgelöst und für unabhängig erklärt. Trotzdem wird Transnistrien von der Uno nicht als eigenständiges Land akzeptiert.

Sheriff Tiraspol
Der Schweizer Sheriff

Max Veloso (29) spielt bei Neuenburg Xamax. In der letzten Saison war er bei Sheriff Tiraspol unter Vertrag. Veloso erklärt das Tiraspol-Märchen.

Wie kommt man als Fussballer nach Transnistrien zu Sheriff Tiraspol?
Max Veloso:
Ganz einfach, Sheriff suchte nach einem Spieler mit meinem Profil. Sie haben Scouts losgeschickt und mich geholt.

Wie war Ihr erster Eindruck?
Ich war überrascht, weil die Infrastruktur wirklich top ist. Das Trainingscenter ist irre.

Wie ist das Leben in Tiraspol?
Der Klub hat Geld, aber die Region ist sehr arm. Die Menschen sind glücklich darüber, ein positives Schaufenster zu haben. Denn der Fussball erlaubt der Region, etwas an Sichtbarkeit zu gewinnen und sich zu zeigen.

Warum sind Sie nach einem Jahr wieder gegangen?
Ich hatte die Option auf ein weiteres Jahr. Aber für mich war klar, dass ich weg will. Bereits wegen Corona war es nicht toll, und danach hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen. Und als ich zurückkam, spielte ich nicht so oft, wie ich es gerne gehabt hätte. Ausserdem haben mich gewisse Sachen in der Mannschaft gestört.

Was?
Einige Spieler wurden vom Sportchef geholt, andere vom Trainer oder von Beratern eingeschleust. Bei gewissen Spielern wusste man, dass sie auf dem Feld standen, weil der Trainer für ihn Geld ausgegeben hat. Ich wollte unter diesen Umständen nicht bleiben.

Sie verpassen das Märchen in der Champions League.
Sheriff sollte eigentlich mit seinen Mitteln und Spielern fast jedes Jahr in der Europa League vertreten sein. Doch es gibt viele Wechsel. Manchmal funktioniert das besser, manchmal schlechter. Als ich noch dort war, gab es viele gute Spieler, aber auf europäischem Niveau hat es nicht geklappt, weil wir elf Individualisten waren. Dieses Jahr haben sie mit den Transfers eine richtige Mannschaft geformt. Die Geschichte zeigt jetzt, dass sie etwas Ausserordentliches schaffen.

Haben Sie noch Kontakt zu Spielern?
Mit einem Spieler, ja. Wir schreiben uns noch regelmässig. Aber das Team hat sich stark verändert. Von den letztjährigen Stammspielern sind nur noch drei im Verein.

Wie waren die Reaktionen nach dem Sensations-Sieg in Madrid gegen das grosse Real?
Sie wissen, dass sie etwas Irres geschafft haben. So etwas beflügelt. Ihr Selbstvertrauen ist jetzt riesig.

Interview: Sven Micossé

Sheriff Tiraspol

Max Veloso (29) spielt bei Neuenburg Xamax. In der letzten Saison war er bei Sheriff Tiraspol unter Vertrag. Veloso erklärt das Tiraspol-Märchen.

Wie kommt man als Fussballer nach Transnistrien zu Sheriff Tiraspol?
Max Veloso:
Ganz einfach, Sheriff suchte nach einem Spieler mit meinem Profil. Sie haben Scouts losgeschickt und mich geholt.

Wie war Ihr erster Eindruck?
Ich war überrascht, weil die Infrastruktur wirklich top ist. Das Trainingscenter ist irre.

Wie ist das Leben in Tiraspol?
Der Klub hat Geld, aber die Region ist sehr arm. Die Menschen sind glücklich darüber, ein positives Schaufenster zu haben. Denn der Fussball erlaubt der Region, etwas an Sichtbarkeit zu gewinnen und sich zu zeigen.

Warum sind Sie nach einem Jahr wieder gegangen?
Ich hatte die Option auf ein weiteres Jahr. Aber für mich war klar, dass ich weg will. Bereits wegen Corona war es nicht toll, und danach hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen. Und als ich zurückkam, spielte ich nicht so oft, wie ich es gerne gehabt hätte. Ausserdem haben mich gewisse Sachen in der Mannschaft gestört.

Was?
Einige Spieler wurden vom Sportchef geholt, andere vom Trainer oder von Beratern eingeschleust. Bei gewissen Spielern wusste man, dass sie auf dem Feld standen, weil der Trainer für ihn Geld ausgegeben hat. Ich wollte unter diesen Umständen nicht bleiben.

Sie verpassen das Märchen in der Champions League.
Sheriff sollte eigentlich mit seinen Mitteln und Spielern fast jedes Jahr in der Europa League vertreten sein. Doch es gibt viele Wechsel. Manchmal funktioniert das besser, manchmal schlechter. Als ich noch dort war, gab es viele gute Spieler, aber auf europäischem Niveau hat es nicht geklappt, weil wir elf Individualisten waren. Dieses Jahr haben sie mit den Transfers eine richtige Mannschaft geformt. Die Geschichte zeigt jetzt, dass sie etwas Ausserordentliches schaffen.

Haben Sie noch Kontakt zu Spielern?
Mit einem Spieler, ja. Wir schreiben uns noch regelmässig. Aber das Team hat sich stark verändert. Von den letztjährigen Stammspielern sind nur noch drei im Verein.

Wie waren die Reaktionen nach dem Sensations-Sieg in Madrid gegen das grosse Real?
Sie wissen, dass sie etwas Irres geschafft haben. So etwas beflügelt. Ihr Selbstvertrauen ist jetzt riesig.

Interview: Sven Micossé

Aber mit Sheriff Tiraspol, das 19 der letzten 20 Meistertitel Moldawiens gewonnen hat, ist zum grossen politischen Propaganda-Instrument von Transnistrien geworden. Die abtrünnige Region kann auf sich aufmerksam machen. Moldawien lässt den Klub gewähren.

Sheriff von Ex-KGB-Agenten gegründet

Finanziert wird der Verein, der 1996 gegründet wurde und ein gigantisches Trainingszentrum sowie ein Stadion für 200 Millionen gebaut hat, von der Firma Sheriff. Der Name ist Programm, die Firma wurde von zwei ehemaligen KGB-Agenten gegründet und kontrolliert Transnistrien. Tankstellen, Supermärkte, TV-Stationen, Immobilien – an der Firma Sheriff kommt in Transnistrien niemand vorbei.

Tiraspol ist trotzdem ein Retortenklub mit bunt zusammengewürfelten Spielern aus elf Nationen. Superstars verirren sich nicht nach Transnistrien. Aber mit einigermassen stolzen Salären hat man sich jetzt doch eine Mannschaft zusammengekauft, die nach vier Teilnahmen in der Europa-League-Gruppenphase den Sprung in die Champions League geschafft hat. Und dort für Furore sorgt.

Sheriff-Star hat Marktwert verzehnfacht

Sinnbildlich dafür steht der Luxemburger Sébastien Thill. Der 27-Jährige hat das 2:1-Siegtor in Madrid geschossen und jüngst auch bei der Niederlage gegen Inter Mailand getroffen. Er ist damit nicht nur in Tiraspol, sondern auch in Luxemburg zum Star aufgestiegen. Und hat seinen Marktwert in kürzester Zeit verzehnfacht. Er ist jetzt immerhin schon eine Million «wert».

Sheriff Thill und seine Kollegen planen nun den nächsten grossen Überfall. Mit einem Sieg gegen Inter Mailand könnten sie die Türe zu den Achtelfinals in dieser hochkarätigen Gruppe D bereits recht weit aufstossen. Und ein historisches Stück Champions-League-Geschichte schreiben.

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Mannschaft
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Borussia Dortmund
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Stade Brestois 29
Stade Brestois 29
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SL Benfica
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Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
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5
Liverpool FC
Liverpool FC
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Aston Villa
Aston Villa
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Juventus Turin
Juventus Turin
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Manchester City
Manchester City
2
4
4
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Inter Mailand
Inter Mailand
2
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10
AC Sparta Prag
AC Sparta Prag
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Atalanta BC
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Sporting Lissabon
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Arsenal FC
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AS Monaco
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Bayern München
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16
FC Barcelona
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Real Madrid
Real Madrid
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OSC Lille
OSC Lille
2
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18
Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain
2
-1
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20
Celtic Glasgow
Celtic Glasgow
2
-2
3
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FC Brügge
FC Brügge
2
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Feyenoord Rotterdam
Feyenoord Rotterdam
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Atlético Madrid
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2
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PSV Eindhoven
PSV Eindhoven
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1
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VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
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Bologna FC
Bologna FC
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FC Shakhtar Donetsk
FC Shakhtar Donetsk
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28
GNK Dinamo Zagreb
GNK Dinamo Zagreb
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1
29
RB Leipzig
RB Leipzig
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FC Girona
FC Girona
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SK Sturm Graz
SK Sturm Graz
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0
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AC Mailand
AC Mailand
2
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0
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FK Roter Stern Belgrad
FK Roter Stern Belgrad
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-5
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FC Salzburg
FC Salzburg
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SK Slovan Bratislava
SK Slovan Bratislava
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BSC Young Boys
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