Das meint BLICK zum VAR
Videobeweis ist ein Rohrkrepierer

Der Videobeweis nimmt dem Fussball den Zauber. Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser.
Publiziert: 03.07.2017 um 16:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:20 Uhr
Felix Bingesser

Der sportlich weitgehend wertlose Confederations Cup 2017 wird in die Fussballgeschichte eingehen. Nicht, weil es wohl das letzte Turnier dieser Art war. Sondern als Versuchswiese für den Videobeweis.

Der Fussball ist so gerecht oder ungerecht wie das Leben. Wird er mit dem Videobeweis besser, unterhaltender, gerechter? 

Die Bilanz nach den ersten Erfahrungen mit der neuen Technik ist niederschmetternd. Der Videobeweis ist ein Rohrkrepierer. Das hat auch das Finalspiel zwischen Chile und Deutschland nochmals offenbart.

Die klare Tätlichkeit an Timo Werner wurde von den Video-Schiedsrichtern falsch taxiert. Die besten Schiedsrichter werden weiter auf dem Feld stehen, die schlechteren schickt man in die Video-Kabine.

Ein Unding. Und klar ist, dass es immer Interpretationsspielraum gibt. Gerade bei Penalty- und Offside-Entscheidungen. Dort hält dann irgendein Techniker mal das Fernsehbild an und zieht einen Strich. Und wir unser Urteil.

Aber ob genau der Sekundenbruchteil erwischt wird, in dem der Ball den Fuss verlässt, bleibt weiter offen. Also auch hier: Die Interpretation bleibt. Es entscheiden einfach andere Köpfe. Einzig die Torkamera ist ein Fortschritt. Hinter der Linie oder vor der Linie: Da gibt es keine zwei Meinungen. 

Ansonsten bleiben nach den Erfahrungen beim Confed-Cup neben dem verschleppten Spielfluss vor allem die aufgescheuchten Spieler in Erinnerung. Die irren bei jeder strittigen Szene im Strafraum fuchtelnd umher und zeichnen Vierecke in die Luft. Weil sie den Videobeweis fordern.

Aber die Sehnsucht nach einem fehlerfreien und gerechten Spiel kann die Technik nicht erfüllen.

Besteht überhaupt die Sehnsucht nach diesem fehlerfreien und immer gerechten Spiel? Nein!

Weil der Fussball so ist, wie das Leben. Und so bleiben soll.

Die Gemütslage an der Basis ist den Fifa-Baronen in ihrem Glashaus egal. Sie glauben an die Technik, an die vermeintliche Weiterentwicklung. Sie verändern den Charakter jedes Spiels grundsätzlich, um vielleicht fünf kapitale Fehlentscheidungen pro Saison zu verhindern.

Der Fussball verliert mit dem Videobeweis an Spontanität und damit an Zauber. Schade.

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