Europa-Märchen geht weiter
Klaksviks Star verkauft Tiefkühlpizzas

KI Klaksvik verblüfft im Europapokal. Am Donnerstagabend schreiben die Halbprofis von den Färöer-Inseln Geschichte.
Publiziert: 27.10.2023 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 19:06 Uhr
Emanuel Staub

Sie arbeiten als Elektriker, Ingenieure oder in der Fischindustrie. Nach Feierabend schnüren sie die Fussballschuhe, an den Wochenenden treten sie in der nationalen Meisterschaft an. Ihr Verein ist in einem 5000-Seelen-Städtchen beheimatet, direkt an einem Fjord. Weit ab vom Schuss, weit weg von unserer Wahrnehmung. Und jetzt sind die Halbprofis von Klaksvíkar Ítróttarfelag, kurz KI Klaksvik, plötzlich Europacup-Helden.

Am Donnerstagabend gelingt dem 21-fachen färöischen Meister Geschichtsträchtiges. Gleich mit 3:0 besiegt Klaksvik den amtierenden slowenischen Double-Sieger Olimpija Ljubljana in der Conference League. Und ist damit der erste Klub von den Färöern, der in einer europäischen Gruppenphase einen Sieg erringen kann. Historisch!

Der Färöer-Klub Klaksvik verblüfft im Europapokal.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicht das erste Ausrufezeichen

Dieser Triumph über Olimpija ist aber nicht der erste internationale Erfolg in der laufenden Saison. Die fabelhaften Färinger marschierten im Sommer durch die Champions-League-Qualifikation, scheiterten nach Sensationssiegen gegen den ungarischen Meister Ferencvaros (3:0) und den schwedischen Meister BK Häcken (7:6 n.E.) erst in der letzten Quali-Runde an Molde. Und das denkbar knapp. Nach einem 2:1-Sieg im Hinspiel musste sich Klaksvik erst in der Verlängerung geschlagen geben. 

Schon nach dem Sieg gegen Häcken war aber die Teilnahme an der Conference League gesichert. Und auch das ist ein Meilenstein historischen Ausmasses: Klaksvik ist der erste Verein von den Färöer-Inseln, der sich für eine europäische Gruppenphase qualifizieren konnte. Und dort haben die Nordatlantik-Kicker schon vor dem ersten Sieg ein Ausrufezeichen gesetzt: In der letzten Runde Anfang Monat trotzte man dem französischen Schwergewicht Lille ein 0:0 ab. Auch das ein sensationelles Resultat. 

Mit einer einzigen Niederlage zum Meistertitel

Architekt dieses Erfolgs ist der norwegische Cheftrainer Magne Hoseth. Als Spieler brachte er es in Diensten von Molde und Valeranga immerhin zu vier norwegischen Meistertiteln. Als Coach geht er nun seit Anfang Jahr bei Klaksvik seine ersten Schritte. Und das überaus erfolgreich. Auf den Färöern dauert die Saison von März bis Oktober. Überlegen führte Hoseth seine Mannschaft jüngst zum Meistertitel. Eine einzige (!) Niederlage musste Klaksvik in der Liga auf dem Weg dahin einstreichen.

Und auf internationaler Bühne läufts unter seiner Regie ähnlich gut. Nach den Exploits gegen Lille und Olimpija steht seine Truppe in der Conference League bei vier Punkten aus drei Partien. Damit ist auch ein Überwintern plötzlich möglich. Das sieht Hoseth gleich. Nach dem Sieg gegen Olimpija bläst er schon mal zum Angriff. «Jetzt fahren wir nach Slowenien, um zu gewinnen!», gibt er selbstbewusst an. 

Der Star verkauft Tiefkühlkost

Die Tore gegen Olimpija markierten am Donnerstag René Joensen, Pall Klettskard und Jakup Andreasen. Sie alle sind Einheimische, die – mit Ausnahme von Joensen, der immerhin zwei Saisons in der zweithöchsten dänischen Liga mitkicken durfte – nie auf höherem Level gespielt haben.

Der «Star» der Mannschaft ist aber Flügel und Edeltechniker Arni Frederiksberg. Auch er spielte Zeit seiner Karriere nur auf den Schafsinseln, krönte sich jedoch mit sechs Toren und zwei Vorlagen zum besten Skorer der diesjährigen Champions-League-Quali-Kampagne. Seinen Lebensunterhalt finanziert er mit dem Verkauf von Tiefkühlpizzas. 

Das alles macht deutlich: Fussball auf den Färöern funktioniert noch ein wenig anders. Ein weiteres Beispiel dafür liefert Klaksvik nach dem jüngsten magischen Europacup-Abend. Kurzerhand lädt der Klub zu Kaffee und Kuchen am nächsten Morgen vor dem Stadion. Inklusive Meet & Greet mit der Riesentöter-Mannschaft und dem Staff. An Fussballromantik kaum zu überbieten. 

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Conference League 24/25
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1. FC Heidenheim 1846
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AC Florenz
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Apoel Nicosia
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Cercle Brügge
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Chelsea FC
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Dinamo Minsk
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Djurgardens IF
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FC Astana
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FC Kopenhagen
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FC Lugano
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FC Noah
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FC St. Gallen
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FK Borac Banja Luka
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FK Jungbunzlau
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FK Tsc Backa Topola
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Heart of Midlothian FC
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HJK Helsinki
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Istanbul Basaksehir FK
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Jagiellonia Bialystok
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KAA Gent
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Larne FC
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LASK Linz
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Legia Warschau
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Molde FK
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NK Celje
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NK Olimpija Ljubljana
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AC Omonia Nicosia
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Pafos FC
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Panathinaikos Athen
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Petrocub Hincesti
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Real Betis Balompie
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Shamrock Rovers
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SK Rapid Wien
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The New Saints FC
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Vikingur Reykjavik
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Vitoria Guimaraes
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