Coronavirus beeinflusst Schweizer Fussballer im Ausland
«Vor dem Training müssen wir Fieber messen»

Schweizer Fussballstars erzählen im BLICK, wie das Coronavirus ihr Leben in Australien, Amerika, Dubai, Thailand, Spanien und Italien beeinflusst.
Publiziert: 06.03.2020 um 20:09 Uhr
|
Aktualisiert: 07.03.2020 um 14:39 Uhr
Charyl Chappuis lebt und kickt in Thailand.
Foto: imago/ZUMA Press
1/11
Michael Wegmann

Das Coronavirus legt für Wochen den Schweizer Fussball lahm. Doch welche Auswirkungen hat Covid-19 für die vielen Schweizer Fussballer rund um den Globus?

Hier erzählen Chappuis, Schwegler, Ziegler, Mariani, Grippo und Djimsiti was die Menschen in Thailand, Australien, Amerika, Dubai, Spanien und im Krisengebiet im Norden von Italien beschäftigt und wie sich das Virus auf ihr Leben und den Fussball auswirkt.

Charyl Chappuis (28; Port FC, Thailand)

«Ich trage am Flughafen nun Schutzmasken»
«Wir haben am letzten Wochenende vorerst unser letztes Spiel gehabt. Nun werden wegen des Coronavirus bis vorerst am 18. April keine Partien mehr stattfinden. In dieser Zeit wurde uns empfohlen Thailand nicht zu verlassen. Sollten wir es dennoch tun, müssen wir bei der Einreise zwei Wochen in die Quarantäne. Obwohl wir hier in Thailand hochgerechnet auf die Bevölkerungszahl mit bisher rund 45 Infizierten noch nicht so schwer betroffen sind, ist das Coronavirus ein grosses Thema. Seit dieser Woche wird bei uns Spielern jeweils vor dem Training die Temperatur gemessen. Ich habe grossen Respekt vor diesem gefährlichen Virus, mache aber nicht auf Panik. Für Selfies posiere ich dennoch, ich will ja nicht unhöflich sein. Händeschütteln ist hier in Thailand eh kein Thema, man gibt sich zur Begrüssung und zum Abschied nie die Hand. Zudem laufen in Thailand seit Jahren schon Menschen mit Masken herum. Wegen des Coronavirus habe ich selbst zuletzt am Flughafen und im Flugzeug auch eine Maske getragen. Ab und zu auch, wenn ich durch Bangkok spaziere.»

Berat Djimsiti (27; Atalanta Bergamo, Italien)

«Ich gehe ins Auto, ins Training und heim – mehr nicht»
«Die Lage hier in Bergamo hat sich zugespitzt. Es gilt: So wenig Kontakt mit anderen Menschen wie möglich. Deshalb ist mein Alltag sehr eintönig geworden. Ich fahre mit dem Auto ins Training und danach wieder nach Hause. Zwischendurch gehe ich noch einkaufen. Vor einigen Tagen hatte es mal kein Mehl und keine Pasta mehr, mittlerweile sind aber die Regale wieder alle gefüllt. Der Nachschub funktioniert bestens. Wir essen nun immer zu Hause, am Mittag und am Abend. Keine Restaurantbesuche mehr und auch sonst gehen wir nicht raus. Das heisst: Ich schaue oft Netflix und game auch mehr als sonst. Es ist richtig, dass man auch in der Schweiz sehr vorsichtig ist. Dass wir Geisterspiele austragen müssen, ist nicht so schlimm. Die Gesundheit geht vor.»

Pirmin Schwegler (32; Sidney Wanderers, Australien)

«Der Australier bleibt cool, er ist Naturkatastrophen gewohnt»
«Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass es hier früher losgeht, da wir geografisch viel näher bei China liegen als zum Beispiel die Schweiz. Bisher war das Coronavirus in Australien noch nicht das ganz grosse Thema. Nun scheint sich dies aber langsam zu ändern. Diese Woche hatte auch Australien seinen ersten Todesfall. Auf den Fussball hat es noch keinen Einfluss. Über Spielverschiebungen oder Geisterspiele wurden meines Wissens noch nicht mal diskutiert. Der Australier ist eher der coole Typ, er lebt für Moment. Zudem ist er Naturkatastrophen gewohnt, wenn ich da nur an die furchtbaren Buschbrände denke. Hier nimmt man hin, was man nicht ändern kann. Natürlich verfolge ich, was in der Schweiz so läuft und erkundige mich regelmässig, wie es meiner Familie und meinen Freunden geht. In der Schweiz ist man sicher vorsichtiger als in anderen europäischen Ländern. Wenn ich sehe, dass in der Schweiz alle Fussballspiele bis in die 1. Liga verschoben wurden und zum Beispiel in Dortmund noch vor 80'000 Fans im Stadion gespielt wird, ist das schon ein bisschen widersprüchlich. Ich kann aber nicht einschätzen, was angemessen ist. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen …»

Reto Ziegler (34; FC Dallas, USA)

«Gerade eben wurden wir von der Liga über den Virus aufgeklärt»
«Das ist jetzt ein Zufall. Gerade eben haben wir eine Mail von der MLS erhalten, in welcher man uns über das Coronavirus informiert hat. Darin steht, dass die Liga die Angelegenheit sehr ernst nimmt und genauestens verfolgt. Zudem wird erklärt, wie sich das Virus verbreitet, was die Symptome wären und wie wir uns schützen können. Informationen, die in der Schweiz schon jedes Kind kennt. Ich selbst bin ja bestens informiert, da ich regelmässig Schweizer Medien konsumiere und mit meiner Familie in Genf und meinen Freunden in der Schweiz telefoniere. Wenn ich von meinem Bruder höre, dass er im Büro aus Angst vor dem Virus nur noch im Schichtbetrieb arbeiten kann, mache ich mir schon so meine Gedanken. Sorgen mache ich mir vor allem auch um meine Eltern, die nicht mehr die jüngsten sind. Hier in Texas ist das Coronavirus nicht gross Thema, auch beim Klub und in der Kabine nicht. Zur Begrüssung geben wir uns die Hand, bei Toren wird zusammen gejubelt. Alles ist noch wie immer. Ich hoffe natürlich, dass dies so bleiben wird.»

Davide Mariani (28; Al-Ahli Dubai, VAE)

«Ich muss Hände schütteln, das gehört hier zur Kultur»
«Wenn ich lese, wie in Schweizer Medien berichtet wird und es mit dem vergleiche, was hier in Dubai veröffentlicht wird, bekomme ich das Gefühl, in der Schweiz ist das Coronavirus viel aggressiver und gefährlicher. Aber auch für den Fussball hier in den VAE hat das Virus bereits Konsequenzen: Unsere Champions-League-Partie gegen den iranischen Klub Padideh wurde verschoben – man munkelt gar, dass die Champions League komplett abgesagt werden würde. Und in der Liga gibts ab sofort Geisterspiele. Ich persönlich lese täglich Schweizer Medien und halte mich strikt an die Weisungen des Schweizer Bundesamts für Gesundheit. Nur um das Händeschütteln komme ich nicht herum – das ist hier irgendwie tief in der Kultur verankert. Deshalb wasche und desinfiziere ich meine Hände mehrmals täglich.»

Simone Grippo (31; Real Oviedo; Spanien)

«Noch scherzen einige Teamkollegen über das Virus»
«Ich war gerade beim Arzt, weil ich seit längerer Zeit erkältet bin und leichtes Fieber habe. Mir macht eine Nebenhöhlenentzündung zu schaffen. Bisher gibt es noch keine Person hier in Oviedo, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde – im Gegensatz zu anderen Städten in Spanien. Wohl deshalb ist das Coronavirus hier auch noch kein grosses Thema – weder in der Stadt noch in der Kabine. Einige Teamkollegen scherzen höchstens darüber. Noch haben wir vom Verein auch kein Merkblatt bekommen, wie wir uns am effektivsten davor schützen können. Das Coronavirus ist hier irgendwie noch nicht angekommen. Ich persönlich bin nicht ängstlich, aber sicher vorsichtiger geworden. Meine Frau und ich waschen uns lieber zweimal mehr die Hände, wir haben ja auch einen kleinen Sohn. Die Dimension in der Schweiz ist natürlich ungleich grösser. Da werden diverse Veranstaltungen abgesagt und sogar Schulen geschlossen. Meine Familie und meine Freunde in der Schweiz sind mittlerweile alle beunruhigt.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?