Gesperrt, weil er vor 5 Jahren (!) Gelb holte
Red-Star-Captain ist Cup-Pechvogel des Jahres

Unglaublich, aber wahr: Weil Amateur-Kicker Benziar im Oktober 2018 FCZ-Rakete Ceesay am T-Shirt zupfte und Gelb sah, ist der Red-Star-Captain für den Knüller am Samstag gegen Zürich gesperrt.
Publiziert: 18.08.2023 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2023 um 11:17 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Während Blick-Journalist Daniel Ribeiro (25) und seine Teamkollegen des FC Red Star dem Cup-Kracher gegen den FC Zürich entgegenfiebern, schiebt ihr Captain Salim Benziar den Mega-Frust. 

Der 29-jährige Amateur-Kicker sitzt beim «Spiel ihres Lebens» gegen den Super-League-Leader am Samstagabend im Letzigrund auf der Tribüne. Benziar ist gesperrt, weil er sich beim letzten Cup-Spiel die zweite Gelbe Karte eingefangen hat. 

Unglaublich, aber wahr: Diese Gelbe Karte zeigte ihm Schiedsrichter Nikolaj Hänni vor fast fünf Jahren! Sie datiert vom 30. Oktober 2018 aus dem Cup-Achtelfinal gegen den FCZ. Das ist schon so lange her, dass nicht einmal mehr Benziar genau weiss, weshalb er damals überhaupt verwarnt worden ist. «Ich glaube, ich musste damals kurz vor Schluss FCZ-Stürmer Ceesay zurückhalten, der war ein bisschen zu schnell für mich», sagt der FCZ-Fan. 

Sein bisheriger Fussballer-Höhepunkt: Im Oktober 2018 trifft Salim Benziar mit den Amateuren von Red Star auf die FCZ-Profis (hier: Khelifi).
Foto: Keystone
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Als Benziar darüber informiert wird, dass er für den Cup-Kracher am Samstag als gesperrt aufgeführt ist, glauben er und die Klubverantwortlichen von Red Star erst an einen schlechten Scherz oder einen Systemfehler.

Nach einer Anfrage beim Schweizerischen Fussballverband ist klar: kein Scherz, kein Fehler. Die Gelbe war damals seine zweite Verwarnung in der Cup-Hauptrunde, die Sperre muss im selben Wettbewerb abgesessen werden. Und seither stand er nie mehr in einer Cup-Hauptrunde.

Red Star überstand 2018 vor dem Achtelfinal gegen die Zürich-Profis bereits zwei Cup-Runden, Benziar wurde damals in Runde eins gegen Zug 94 erstmals verwarnt. Dann die zweite eben gegen den FCZ.

«Ich bin gefrustet, das ist doch total übertrieben»

Logisch, ist Benziar enttäuscht und genervt: «Ich bin gefrustet. Für einen Amateurfussballer wie mich sind solche Spiele gegen den FCZ wie ein Lotto-Sechser. Und dann darf ich nicht mitspielen, weil ich vor Jahren einmal verwarnt worden bin. Das ist doch unverhältnismässig und total übertrieben.» 

Beim SFV versteht man Benziars Frust zwar gut – die Sperre aufheben kann man trotzdem nicht. Regeln sind Regeln. Diejenige, die hier greift, steht unter Artikel 84 «Vollzugsverjährung» in der Rechtspflegeordnung des SFV und lautet: «Der Vollzug von Disziplinarmassnahmen verjährt nach fünf Jahren. Die Verjährung beginnt am 1. Juli nach der Saison, in der die Disziplinarmassnahme verhängt wurde.» Der FCZ-Kracher kommt für den Hobbyfussballer, der beim Autohaus «Franz AG» (FCZ-Sponsor) als Serviceberater arbeitet, zu früh: Erst nächsten Sommer wäre seine Sperre verjährt. 

Ein Bier gegen den Tribünen-Frust

Ob man beim Verband die fünfjährige Verjährungsfrist zumindest für Amateurfussballer in der Cup-Hauprunde überdenkt? Vielleicht. Benziar dürfte es nicht mehr helfen. Er glaubt nicht mehr daran, dass er noch einmal die Chance erhält, sich mit Profis in einem Ernstkampf messen zu dürfen. «So viel Glück dürfte ich nicht mehr haben. In den 13 Jahren, in welchen ich nun bei den Aktiven spiele, treffe ich jetzt erst zum zweiten Mal auf ein Team aus der Super League.»

Wobei er ja am Samstag wegen eines Leibchenzupfers gegen Ceesay im Oktober 2018 nur auf der Letzi-Tribüne sitzen darf. «Ich trinke ein Bier und drücke meinen Teamkollegen die Daumen», sagt der grösste Cup-Pechvogel des Jahrzehnts. Schaffen seine Kumpels aus der 2. Liga interregional die Cup-Sensation? «Damals im Oktober 2018 haben wir am Ende auch nur ganz knapp mit 2:3 verloren. Wir werden mit Sicherheit wieder unser Bestes geben. Die Jungs auf dem Platz und ich mit den Fans auf der Tribüne.»

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