Bernard Challandes und der Kosovo träumen
«EM-Endrunde? Klar können wir das packen»

Dank der Einführung der Nations League kann selbst eine Nation wie der Kosovo von der EM 2020 träumen. Bernard Challandes ist auf bestem Weg, dort Nationalheld zu werden.
Publiziert: 13.09.2018 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2018 um 15:48 Uhr
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Bernard Challandes und der Kosovo träumen von der EM 2020.
Foto: KEY
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Alain Kunz

Fünf Spiele hat der Kosovo in diesem Jahr gemacht. Und keines verloren. Vier Siege – 1:0 gegen Madagaskar, 2:0 gegen Burkina Faso, 3:0 gegen Albanien in Zürich, 2:0 gegen die Färöer. Dazu gabs ein 0:0 in Baku gegen Aserbaidschan. Die beiden letzten Spiele fanden im Rahmen der Nations League statt. Und so führt der Kosovo nun die Tabelle der Gruppe 3 der D-Liga an.

Nationaltrainer Challandes (67): «Ich habe meinen Jungs die Namen aller Mannschaften in der D-Liga aufgezählt und sie gefragt: Gibt es da eine Mannschaft, die klar stärker ist als wir?» Die Antwort der Jungs war klar.

Aber auch Routinier Challandes muss feststellen: «Mannschaften wie Georgien oder Weissrussland sind stark, haben viel mehr Erfahrung als wir. Aber das haben alle. Wir sind mit zwei Jahren immer noch ein Baby, das zwar gehen gelernt hat, dabei aber immer wieder mal umfällt. Aber nein: Da ist niemand, der klar besser ist als wir.»

Und so ist Träumen erlaubt. Träumen von der Qualifikation für die EM-Endrunde. «Nach den Nations-League-Gruppenspielen startet die reguläre EM-Qualifikation. Da haben wir im Normalfall keine Chance», so der Mann aus Le Locle NE. «Was bedeutet: Die Quali wäre eine ideale Vorbereitung auf den Nations-League-Halbfinal.»

Denn im Kosovo seien alle am Durchdrehen. «Die Euphorie ist gewaltig. Die Leute denken schon, wir könnten Europameister werden… Für das allererste Qualifikationsspiel auf kosovarischem Boden waren die 12'000 Tickets in wenigen Minuten weg. Wir hätten auch 30'000 verkaufen können.» 2:0 siegte der Kosovo in Pristina gegen die Färöer. «Dass unser Stadion renoviert wurde, dass wir nun zuhause spielen können und nicht mehr in Albanien, ist ein Meilenstein. Ebenso, dass wir nun einen geeigneten Trainingsplatz in Pristina haben und nicht 40 Kilometer nach Mitrovica fahren müssen.»

Challandes Erfolgsrezept

Was hat Challandes, der als Nati-Coach von Armenien bereits Erfahrungen mit einer ähnlichen Länderauswahl gesammelt hat, vorgekehrt, dass die Jungs derart gut spielen? «Okay, wir haben nicht gegen Deutschland oder Frankreich gespielt», sagt der Waadtländer zuerst. «Der Wille war immer da. Gepaart mit einem gewissen Patriotismus. Und einer Portion Verrücktheit und Kreativität. Damit muss ich jonglieren. Und den Jungs zeigen, dass es nur über die Defensive geht. In der Quali zur WM in Russland haben sie 24 Tore kassiert. So geht es nicht! Selbst Weltmeister Frankreich hatte an der WM zehn Mann hinten. Auch ManU oder Liverpool. Hat man den Ball, gehen acht nach vorne. Das ist die grosse Erkenntnis von Russland. Argentinien zum Beispiel arbeitete viel schlechter nach hinten, oft nur fünf Mann.»

Das Ergebnis? Der Kosovo hat in den fünf Spielen des Jahres 2018 noch… kein Gegentor kassiert! Und das mit Schweizer Tugenden, wie Challandes sagt. Sechs Spieler in seinem Team haben Wurzeln bei uns oder spielen aktuell in der Super League:

·Fidan Aliti (Skenderbeu, in Basel aufgewachsen)

·Hekuran Kryeziu (FC Zürich, geboren in Küssnacht SZ)

·Benjamin Kololli (FCZ, geboren in Aigle VD)

·Jetmir Krasniqi (Lugano, im Waadtland aufgewachsen)

·      Idriz Voca (FC Luzern, geboren in Stans NW)

·Arbenit Xhemajli (Xamax, geboren in Brugg AG)

Weitere wie Mirlind Kryeziu vom FCZ könnten folgen. Der spielt aber für die U21 der Schweiz. Challandes: «Ich habe mit Verbandspräsident Peter Gilliéron gesprochen. Wir haben uns schnell gefunden. Kryeziu steht auf meiner Liste, klar. Aber ich versuche niemanden zu überreden. Erst wenn einer zum Schluss kommt, dass er es nicht für die Schweiz probieren will, soll er zu uns kommen. Und er muss zuerst auch noch lieber für den Kosovo spielen wollen, denn jeder kann auch für Albanien spielen. Für mich zählt nur eines: Was der Spieler will.»

Und diejenigen, die ja zum Kosovo gesagt haben, wollen nun eines: An die EM-Endrunde 2020. Das Unterfangen ist gestartet. Das Ziel ist realistisch!

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