Wenn Lorenzo Insigne (30) vor Anpfiff jeweils zusammen mit seinen Teamkameraden die italienische Hymne – gewohnt leidenschaftlich – zum Besten gibt, machts aufgrund seiner Körpergrösse den Eindruck, als würde ein Einfamilienhäuschen die Skyline einer Stadt von lauter Türmen unterbrechen.
Gerade einmal 1,63 m klein ist der Neapolitaner. Für viele Tifosi aber ist er an dieser EM schon jetzt der Grösste. Sackstark, wie er die Azzurri gegen Belgien (2:1) in den Halbfinal schoss – mit einem Traumtor à la Insigne: technisch perfekt und mit einer Prise Extravaganz. Kein Wunder, sollen nun Barça und Tottenham hinter ihm her sein. Und kein Wunder, wird er bei Napoli längst mit Klub-Ikone Diego Maradona (†60) verglichen – oder «Messi vom Vesuv» genannt.
Insigne schmeichelt das. Maradona zu Ehren hat er nach dessen Tod gar ein Tattoo stechen lassen. Doch eigentlich will er diese Bezeichnungen gar nicht: «Ich bin Lorenzo Insigne, ich gehe meinen eigenen Weg.»
«Er läuft und läuft und läuft»
Auf diesem hat er auch Ex-Nati-Star Blerim Dzemaili (35), der von 2011 bis 2014 für Napoli spielte, getroffen. Dzemaili erinnert sich gut an den jungen Insigne. Lachend erzählt er: «Als ich Lorenzo zum ersten Mal gesehen habe, fragte ich mich: Wie will der Kleine nur in der Serie A bestehen?» Die Antwort kommt schon im ersten Training: «Da hat er gleich von zehn Bällen sieben reingehauen. Und ich dachte: So schlecht ist der nicht…»
Dzemaili weiter: «Schon in seinem ersten Jahr hat er sich nicht zurückgehalten. Er ist ein super Typ, schlagfertig, lustig, ein typischer Neapolitaner eben…»
Auch in der «Squadra Azzurra» hat sich Insigne als Stimmungskanone hervorgetan. Als einer, der immer einen Witz parat hat. Und auch als derjenige, der für die Musik in der Kabine zuständig ist.
Sportlich? Gibts bei Napolis 109-Tore-Mann trotz seiner Körpergrösse längst keine Zweifel mehr. Dzemaili: «Er läuft und läuft und läuft. Es fällt gar nicht so auf, aber er arbeitet unglaublich viel auch für das Team.»
Ob er seinem Heimatland nun gegen Spanien und dann im Final die Tür zum grossen EM-Coup öffnet? Dzemaili sagt: «Ich hoffe sehr, dass er mit Italien den Titel holt. Für mich war Italien das einzige Team an dieser EM, welches spielerisch überzeugt hat.» Italiens Kleinster hat grossen Anteil daran!
