«Italien muss extrem auf Embolo aufpassen»
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Altobelli im Interview:«Italien muss extrem auf Embolo aufpassen»

Italo-Legende Alessandro Altobelli vor Nati-Knüller
«Die Schweiz hat Potenzial für eine EM-Überraschung»

Alessandro Altobelli ist Weltmeister 1982. Der RAI-Experte analysiert für BLICK die Italiener. Und die Schweiz. «Embolo ist sehr stark. Aber wir gewinnen 3:1.»
Publiziert: 15.06.2021 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2021 um 16:33 Uhr
Alain Kunz (Text) und Toto Marti (Fotos), Rom

Blick: Alessandro Altobelli, wie haben Sie den Start in diese EM erlebt?
Alessandro Altobelli: Ein sehr starkes Italien und gute Belgier, die den Titel aber ohnehin nicht gewinnen. Neben Italien haben Spanien, Deutschland und Frankreich Titelchancen. Einer dieser vier gewinnt.

Was hat Ihnen bei Ihren Italienern am meisten beeindruckt?
Italien hat gespielt, Tore gemacht – und leicht gewonnen. Gegen die Türkei, kein kleines Team. Die Azzurri werden Protagonisten dieses Turniers sein. Trainer Roberto Mancini hat da etwas Unglaubliches aufgebaut. Er hat Spieler aufgeboten, die kaum je in der Serie A gespielt haben. Er hat ein grosses Casting mit über hundert Spielern gemacht – und keine Fehler. Und nun hat er sein Team gefunden. Italien ist die Nummer eins. Bisher.

Und nun singen sie schon «Notti magiche» im Mannschaftscar.
Klar. Wenn wir in Rom spielen, werden die Erinnerungen wach an diese fantastische WM 1990, als wir hier alles gewannen und erst scheiterten, als wir in Neapel im Halbfinal auf Argentinien trafen.

Italien-Legende Alessandro Altobelli zeigt Flagge.
Foto: TOTO MARTI
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Sie waren da nicht mehr dabei.
Nein. Nach der EM 1988 habe ich Schluss gemacht.

Die italienischen Zeitungen überschlagen sich in ihrer Begeisterung für Mancini. Sie sagen, er sei der eigentliche Star des Teams. Einverstanden?
Absolut! Er war die optimale Wahl. Er hat dieses Team erfunden. Und er hat die Nazionale dem Volk zurückgegeben. Die Fans bringen ihr wieder Zuneigung entgegen. Und so sind die magischen Nächte zurück.

Hinten steht ein Paar, das ist zusammen 70 Jahre alt.
Es braucht immer das richtige Gleichgewicht in einer Mannschaft. Jung und alt. Die Juve-Kämpen Chiellini und Bonucci spielen seit Jahrhunderten zusammen und sind immer noch der Gradmesser. Der aussergewähnliche Spinazzola und der erfahrene Florenzi ergänzen sie perfekt.

Das ist Alessandro Altobelli

Alessandro Altobelli (65) wurde 1982 Weltmeister, machte im Final in Spanien gegen Deutschland mit dem 3:0 den Deckel aufs Spiel. Vier Jahre später schoss er alle vier Tore der Azzurri an der WM in Mexiko – das fünfte war ein Eigentor von Südkorea. Altobelli, denn alle «Spillo» riefen, die Nadel, ist eine Inter-Legende, machte 317 Spiele für die Mailänder, schoss 128 Tore und holte 1980 den Meistertitel. Für Die Azzurri bestritt er zudem die EM 1984 und 1988, machte in 61 Spielen 25 Tore. Heute lebt er in Brescia und ist als TV-Experte tätig. Für die EM für den italienischen Staatssender RAI.

Alessandro Altobelli (65) wurde 1982 Weltmeister, machte im Final in Spanien gegen Deutschland mit dem 3:0 den Deckel aufs Spiel. Vier Jahre später schoss er alle vier Tore der Azzurri an der WM in Mexiko – das fünfte war ein Eigentor von Südkorea. Altobelli, denn alle «Spillo» riefen, die Nadel, ist eine Inter-Legende, machte 317 Spiele für die Mailänder, schoss 128 Tore und holte 1980 den Meistertitel. Für Die Azzurri bestritt er zudem die EM 1984 und 1988, machte in 61 Spielen 25 Tore. Heute lebt er in Brescia und ist als TV-Experte tätig. Für die EM für den italienischen Staatssender RAI.

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Das Mittelfeld?
Jorginho ist phänomenal. Ein Metronom. Der Leader. Barella ist zu einem der besten zentralen Mittelfeldspieler der Welt gereift. Und Locatelli ergänzt das Duo perfekt.

Im Sturm hat Mancini die Qual der Wahl.
Und wie! Immobile ist Torschützenkönig, macht im Schnitt 25 Tore pro Saison. Er ist ein Torgarant. Auf den Seiten haben wir Berardi, der mittlerweile Assists und Tore macht, und Insigne. Und Chiesa ist Ersatz. Einer der weltbesten Stürmer! Wenn die Bank fast besser ist als die Stammelf, kann man weit kommen.

Was kann die Schweiz ausrichten?
Ihr habt einen Trainer, der drei Jahre bei Lazio Rom war. Italien ist ein guter Lehrplatz, weil der Fussball hier enorm taktisch ist. Und ihr habt diesen Sturmtank da vorne, Embolo, der mich an Lukaku erinnert. Der hat gegen Wales ein Riesenspiel gemacht. Schade für euch, dass vier, fünf Spieler nicht auf der Höhe waren. So Xhaka oder auch Shaqiri.

Aber Italien ist besser.
Ja. Aber die Schweiz ist stärker als die Türkei und Wales und müsste normalerweise auf Platz zwei landen. Aber nur, wenn alle ihre Leistung bringen. Sonst geht ihr nach den Gruppenspielen wieder nach Hause. Obwohl ihr das Potenzial für eine Turnier-Überraschung hättet.

Wie wars für Sie, wieder mit Fans im Stadion zu sein?
Schön! Aber in dieser Pandemie haben wir begriffen: Ohne Fans macht Fussball keinen Sinn.

Italien hat den Vorteil, keinen Reisestress gehabt zu haben.
Dass die Schweiz diese komplizierte Anreise hatte, ist dem Turniermodus geschuldet. Ich wäre nach dem Spiel in Baku ins Hotel gegangen, hätte geschlafen und wäre am anderen Morgen nach Italien geflogen. Aber dieser Modus ist Mist. Das ist wie ein Cup-Wettbewerb und kein Turnier. Eine Endrunde verliert so ganz viel von ihrem Reiz. Das Ganze wirkt irgendwie erzwungen.

Wie haben Sie das Eriksen-Drama erlebt?
Das waren schlimme Bilder! Die Angst war gross, auch bei mir. Wir haben uns alle bekreuzigt. Zum Glück war der Moment der Ungewissheit relativ kurz. Eins ist klar: Dänemark hat seine EM bereits gewonnen!

Ihr Tipp für das Mittwoch-Spiel?
Unsere Abwehr hat seit acht Spielen kein Tor mehr gekriegt. Wir schenken euch eins. 3:1 für Italien.

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Wegen Corona musste die Europameisterschaft um ein Jahr in den Sommer 2021 verschoben werden. Vom 11. Juni bis 11. Juli kämpfen die Schweiz und 23 weitere Mannschaften in elf Ländern um den Titel.

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