Leitartikel zum EM-Start
Zeit für unser Sommermärchen!

Der Herbst war hart, der Frühling von Diskussionen geprägt. Interessiert jetzt alles niemanden mehr, wenn die Nati am Samstag gegen Ungarn in die EM startet. Es ist Zeit für unser Sommermärchen, schreibt Blick-Sportchef Emanuel Gisi.
Publiziert: 14.06.2024 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2024 um 13:56 Uhr
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Emanuel GisiSportchef

Fertig spekuliert, diskutiert, theoretisiert: Jetzt kommen die Karten auf den Tisch! Am Freitag eröffnet Gastgeber Deutschland die Fussball-EM, am Samstag zieht unsere Nati gegen Ungarn nach.

Es ist der Moment der Wahrheit – und vor allem der Moment der grossen Chance. Die Generation um Granit Xhaka wird wohl nie mehr in dieser Zusammensetzung bei einem grossen Turnier zusammenspielen. Auch deshalb hat der Nati-Kapitän grosse Pläne. Vor allem hat er grosse Hoffnungen. «Die Nati ist besser als 2021», sagt Xhaka im grossen Blick-Interview. Was damals war, ist mittlerweile Schweizer Sportgeschichte: Im EM-Achtelfinal von Bukarest kegelte die Schweiz im Penaltyschiessen den grossen Favoriten Frankreich aus dem Turnier und träumte vom ganz grossen Coup.

Das Schweizer Kader ist gut und routiniert

Ob der dieses Jahr in Deutschland gelingt? Es wäre, 18 Jahre nach der Wunder-WM, die der Welt bewies, dass die Deutschen ganz gute Gastgeber sein können, unser ganz eigenes Sommermärchen. Ein Traum, ja. Aber einer, der wahr werden kann.

Ungefähr so stellen wir uns das diesen Sommer vor: Schweizer Nati-Freude nach dem 3:2-Sieg über Serbien an der WM in Katar.
Foto: TOTO MARTI
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Wir haben im Kader einen italienischen Meister (Yann Sommer), einen deutschen Meister (Xhaka) und einen englischen Meister (Manuel Akanji). Gregor Kobel stand im Champions-League-Final – in der Nati bleibt ihm nur der Platz auf der Ersatzbank. Das spricht für richtig viel Qualität.

Inspiration von Kambundji, Odermatt, Gut-Behrami und der Hockey-Nati

Für die Nati ist es auch der Moment, sich von den Landsleuten inspirieren zu lassen. Das Sportjahr 2024 ist aus Schweizer Sicht bis dato grandios: Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami haben im Winter den Ski-Gesamtweltcup abgeräumt, die Hockey-Nati von Patrick Fischer holte im Frühjahr Silber an der Weltmeisterschaft. Und die Leichtathleten haben auch schon geliefert: Neun Medaillen haben Mujinga Kambundji und Co. bei der EM in Rom eingefahren – ein historischer Wert. Vielleicht ist es also ein gutes Zeichen im Hinblick auf den Fussball-Sommer, dass Odermatt vor dem Testspiel gegen Estland im Training vorbeigeschaut hat.

Und doch ist die grosse EM-Begeisterung in der Schweiz noch nicht ausgebrochen. Auf Blick.ch haben mehr als 115’000 Leserinnen und Leser abgestimmt: 44 Prozent davon tippen auf ein Aus der Nati in der Gruppenphase, 27 Prozent sehen den Achtelfinal als Endstation. Dafür gibt es Erklärungen: Die EM-Quali war mühsam, die Aussendarstellung des Verbands im Herbst schwach, mit der öffentlichen Kritik von Granit Xhaka an Murat Yakin und Nati-Direktor Pierluigi Tami, der Yakin nicht stützte. Mittlerweile versichern alle Beteiligten, man habe sich ausgesprochen und ziehe wieder am gleichen Strick. Wir sagen: Ja, aber hoffentlich! Die Nati-Stars und ihre Chefs haben nun eine Aufgabe: vom ersten Turniertag an abliefern und das Land mitreissen.

Im 21. Jahrhundert haben sich 20 verschiedene Nationen mindestens einmal für einen Halbfinal an Welt- oder Europameisterschaften qualifiziert. Darunter auch Wales, Griechenland, die Türkei, Südkorea, Tschechien und Marokko. Warum soll uns das nicht auch gelingen? Es ist Zeit für unser Sommermärchen.

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