«Wir wissen, dass wir besser spielen können»
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Engländer nach Slowakei-Sieg:«Wir wissen, dass wir besser spielen können»

Nati-Gegner hat Probleme
Southgate – Englands ungeliebte Notlösung

England steht im Viertelfinal. Trotz allem. Das scheint primär dem einfachen Parcours geschuldet. Ganz sicher nicht dem ungeliebten Trainer Gareth Southgate.
Publiziert: 30.06.2024 um 21:19 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2024 um 09:10 Uhr
Alain Kunz, Gelsenkirchen

Was ist geblieben von diesem England, das unter Gareth Southgate einst (fast) Europa eroberte, 2021 den Final erreichte und erst im Penaltyschiessen den ersten Europameistertitel verpasste? War es schon damals ein Wink des Schicksals, dass Southgate zwei eigens für die Kurzentscheidung eingewechselte Spieler ihre Elfer versemmelten? Dass also der Coach am Ursprung der verpassten Krönung stand?

Southgate war eine Notlösung

Fragen über Fragen. Die Antwort darauf, was übriggeblieben sei, ist einfach: nichts! Trotz des Siegs über die Slowakei, die dann doch schlicht zu wenig Basis-Qualität hat, um England zu eliminieren. Und das mit dem Wink des Schicksals? Das könnte so sein. Denn Southgate, der im September 2016 als Notlösung England-Coach wurde, weil Sam Allardyce nach nur einem Spiel über ein fingiertes Interview stolperte, scheint nicht unter einem Winner-Stern geboren zu sein. Er hat zwar mit England in seinen nun 99 Spielen über zwei Punkte im Schnitt geholt, aber keinen Titel, trotz Top-Generation.

Stilikone aus dem Nichts

Zweimal ist er nahe dran. Zuerst 2018, mit Vollgas-Fussball an der WM in Russland, als England im Halbfinal nach Verlängerung an Kroatien scheitert und im kleinen Final dann an Belgien. Damals wurde Southgate mit seinem blauen Hemd mit Weste zu einer kleinen Stilikone. Das zweite Mal kurz darauf in der Nations League. Da verliert England den Halbfinal gegen Holland nach Verlängerung, um sich im kleinen Final Platz drei gegen uns zu sichern. Im Penaltyschiessen. An der WM in Katar 2022 ist dann schon im Viertelfinal Schluss, gegen Frankreich. Der Stern Englands ist da schon im Sinken begriffen.

Ein doch ziemlich angespannt wirkender Gareth Southgate kommt in er Arena AufSchalke an.
Foto: Getty Images
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Epochale Kritik

Jener von Southgate hingegen, dem Penalty-Versager des EM-Halbfinals 1996 gegen Deutschland, leuchtet gar nicht mehr. Die Kritik am uninspirierten Fussball des Manns aus Watford ist epochal. In England sowieso. Auch in Deutschland.

TV-Experte Christoph Kramer zum Beispiel kriegt sich fast nicht mehr ein ob der zahnlosen Auftritte der Three Lions: «Ich denke jedes Mal, wenn ich die Engländer unter Southgate sehe: Was macht Ihr denn da? Ich verstehe nicht, wie man mit so einem unglaublichen Spielermaterial die eigenen Stärken nicht nutzen kann. Er schickt einfach die Elf ins Rennen. Es ist egal, wer da spielt. Er hat keinen Plan.» Die Fans verstehens auch nicht und warfen dem Coach, der sich nach dem 0:0 gegen Slowenien bedanken wollte, Bierbecher vor die Füsse.

Ein Schluck Tee

Das Unverständnis hatte schon vor dem Turnier begonnen, als Southgate ohne Not zuerst auf Sterling, Sancho und Rashford verzichtete, am Ende auch auf Grealish und Maguire.

In einem Punkt irrte Kramer indes: «Mir fehlt die Fantasie, dass es im vierten Spiel anders sein soll als in den Gruppenspielen. Egal, gegen wen es geht: Im nächsten Spiel sind die weg.»

Sind sie nicht. Auch wenn sie einen Schluck Tee wert zu sein scheinen – das Team mit dem mit Abstand höchsten Transferwert (geschätzte 1,6 Milliarden) kann immer noch Europameister werden.

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