Odermatt schwärmt von Italien und sagt über die Nati
«Sie sollten Punkte holen statt Haare färben»

Karli Odermatt schwärmt von den Weinen, den Frauen und Fussballern Italiens. Über unsere blondierte Nati kann er nur lachen. Von einem Sieg träumt er dennoch.
Publiziert: 15.06.2021 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2021 um 18:11 Uhr
Michael Wegmann (Text), Toto Marti (Fotos)

Italien hatte es der FCB-Legende Karli Odermatt (78) schon angetan, bevor er zum grossen Weinliebhaber und Geniesser wurde. Auch wenn es schon während seiner Aktivzeit nach jedem Spiel ein Glas Wein und Pasta gab, war es der Calcio, der italienische Fussball, der ihn faszinierte.

Fünfmal durfte Karli in den 60er und 70er mit der Schweizer Nati gegen die Azzurri antreten. Gewinnen konnte er nie, immerhin gabs dreimal ein Unentschieden.

Die Italiener um Luigi Riva, Gianni Rivera haben ihn beeindruckt. Auf dem Platz, aber mehr noch daneben. Odermatt: «Sie hatten Stil. Nach den Spielen trugen sie beim Bankett dunkelblaue Designeranzüge, weisse Hemden und rot-grüne Krawatten. Sie sahen aus wie Filmstars. Und sie waren in Begleitung der schönsten Frauen. Köbi Kuhn und ich sind fast vom Stuhl gefallen, so schön waren sie.» Ihre Frauen seien eifersüchtig gewesen, erinnert sich Odermatt, «sie durften nicht mal am Bankett teilnehmen.» Und er habe sich in seiner biederen, grauen Schale neben den eleganten Italienern geschämt.

FCB-Legende Karli Odermatt (78) schwärmte schon als aktiver Fussballer von den Partien gegen Italien mit den Stars Rivera oder Riva.
Foto: TOTO MARTI
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«In Italien sind Fussballer Heilige»

Seine Liebe zu Italien ist nicht einseitig. Im Piemont rufen ihn die Leute Carlo. Sie bewundern ihn, seit er vor einigen Jahren eines Abends in einer Pinte in Vezza d'Alba einkehrte. Odermatt erzählt: «Da hing ein Poster an der Wand. Darauf waren der grosse italienische Fussballer Luigi Riva und ich abgebildet. Als mein Kumpel dem Wirt sagte, dass ich das sei, brach der Tumult aus. Alle umarmten mich.»

Und dieser Wirt wurde Odermatts Freund und öffnete ihm im Piemont viele Türen. «Er stellte mich überall so vor: ‹Das ist Carlo, il Centrocampista della Svizzera. Er spielte gegen Riva! Rivera! Und Mazzola!› Dann ging immer ein Theater los. In Italien sind Fussballer wie Heilige. So lernte ich viele tolle Leute kennen.»

Bei aller Liebe zu Italien, drückt er am Mittwoch natürlich der Schweiz die Daumen. «Es wäre unheimlich schön, wenn wir gewinnen würden», sagt er. Es käme für ihn aber einer Sensation gleich. «Die Italiener haben beim 3:0 gegen die Türkei fantastisch gespielt. Sie haben zwar keine Superstars wie früher, sind aber eine wunderbare Mannschaft.» Von der Nati ist er nach dem 1:1 gegen Wales weniger begeistert. «Das war zu viel Sicherheit und zu wenig Tempo. Nach dem 1:0 hätte man unbedingt das 2:0 suchen müssen, statt nur zu verwalten. So reicht es gegen Italien nie.»

Blondierte Haare? «Da kann ich nur lachen!»

Und was meint der 78-jährige Ex-Nati-Star dazu, dass Xhaka & Co. vor dem Italien-Kracher einen Coiffeur einfliegen liessen, um sich die Haare zu blondieren? Odermatt: «Da kann ich jetzt nur lachen! Haben die Spieler wirklich keine anderen Sorgen als ihre Frisur? Die sollten lieber Punkte holen, als ihre Haare zu färben!»

Vielleicht können die blondierten Schweizer am Mittwoch mindestens punkto Stil mit den Italienern mithalten? Nicht wie zu Odermatts Zeiten…

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