Penalty-Killer Diogo Costa
«Das Geheimnis von Portugal» ist ein Schweizer

In der Schweiz geboren, bei Portugal zum Helden gereift. Goalie Diogo Costa ist die Figur nach dem Penalty-Krimi gegen Slowenien im EM-Achtelfinal. Der 24-Jährige bleibt trotz Mega-Leistung bescheiden – und steigert seinen Marktwert in ungeahnte Höhen.
Publiziert: 02.07.2024 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2024 um 09:41 Uhr
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Tim Guillemin

Diogo Costa (24) ist am Montagabend kurz nach Mitternacht so aufgeregt, dass er seine Trophäe für den Mann des Spiels auf dem Tisch liegen lässt. Nachdem er sie wiedergefunden hat, lächelt der Torwart: «Sie ist nicht so wichtig wie der Sieg!»

Niemand hat diese Trophäe mehr verdient. Er schafft das seltene Kunststück, drei von drei Elfmetern zu parieren. Der portugiesische Torwart rettet davor schon in der Verlängerung mirakulös. Ohne seine Parade gegen Benjamin Sesko in der 115. Minute hätte es nicht einmal ein Elfmeterschiessen gegeben und Slowenien wäre weitergekommen.

Zwei Legenden gerettet

«Ich habe seine Körpersprache gut gelesen und dachte, dass er versuchen würde, sie so zu legen, und ich habe mein Duell gewonnen», sagt er bescheiden. Dabei rettet er mit seinen Paraden gleich zwei portugiesische Fussballdenkmäler auf einmal. Denn Pepe hat den Ball wenige Sekunden zuvor nach einem schlimmen Fehler verloren. Und zehn Minuten zuvor hat Cristiano Ronaldo seinen Elfmeter verballert.

Drei von drei im Elfmeterschiessen für Diogo Costa!
Foto: Getty Images
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Cristiano Ronaldo vergass nicht, sich bei seinem Torwart zu bedanken.
Foto: AFP

Diogo Costa spricht danach von «grossen Emotionen». Es sei ein schwieriges Spiel gewesen. «Wir wussten, dass sie verteidigen würden, und sie haben es gut gemacht. Ich habe es geschafft, das ganze Spiel über konzentriert zu bleiben und habe gewartet, bis ich an der Reihe war, dem Team zu helfen. Das sind die härtesten Spiele, weil du den Ball kaum berührst...», sagte der in Rothrist im Aargau geborene Doppelbürger aus der Schweiz und Portugal.

Handelt es sich um das beste Spiel seiner Karriere? «Sehr wahrscheinlich, denke ich. Ich habe aus dem Bauch heraus gespielt. Natürlich hatten wir die slowenischen Schützen analysiert, aber die Wahrheit ist, dass ich vor allem aus dem Bauch heraus gehandelt habe. Ich habe es ein bisschen anders gemacht, und das war gut.»

Ein «Derby» gegen die Schweiz? Nur im Finale möglich

Die Portugiesen treffen am Freitag in Hamburg auf Frankreich, und im Moment ist es noch nicht an der Zeit, weiterzudenken. Sowieso könnte es frühestens im Final für ihn zum «Derby» gegen die Schweiz kommen. Ein weiter Weg – für beide Teams. «Wir sind bereit, gegen jeden anzutreten», lächelt der Mann, der im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach Portugal zog.

Die Aussicht, gegen die Nati anzutreten, beeindruckt ihn nicht sonderlich. Klar, stand er doch bereits bei der WM 2022 in Katar im Tor, als Portugal den Achtelfinal mit 6:1 gewann.

Der Ruf der Premier League

Portugal-Trainer Roberto Martinez ist voll des Lobes nach dem dramatischen Achtelfinal: «Das Geheimnis von Portugal ist Diogo Costa. Es ist sogar das am besten versteckte Geheimnis des europäischen Fussballs. Heute hat er auf der grossen Bühne geglänzt, er war unglaublich in seinem Eins-gegen-Eins und dann natürlich im Elfmeterschiessen. Wir sind sehr stolz auf ihn.»

Diogo Costas Wert, der bereits auf über 70 Millionen Euro geschätzt wird, dürfte am Montag in Frankfurt noch weiter gestiegen sein. Es wird gemunkelt, dass grosse englische Vereine ihn genau beobachten würden. Sein Verein Porto, wo Diogo Costa einen Vertrag bis 2027 hat, könnte bald den grossen Reibach machen. Man kann darauf vertrauen, dass sein Agent Jorge Mendes ihm alle nötigen Türen öffnen wird.

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