Das hat Roberto Rodriguez seinem Bruder geraten
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Vor Spiel gegen Türkei:Das hat Roberto Rodriguez seinem Bruder geraten

Rodriguez, Elvedi und Xhaka
Die grössten Nati-Fans sind die Brüder der Stars

Diese vier Brüder sind alle auch Profifussballer. Zurzeit sind sie jedoch vor allem eines: Nati-Fans! Robert und Francisco Rodriguez, Jan Elvedi und Taulant Xhaka erzählen, warum sie stolz auf ihre Brüder sind, wie sie deren Leistungen sehen und wie sie mitfiebern.
Publiziert: 27.06.2021 um 13:02 Uhr
Aufgezeichnet: Michael Wegmann und Stefan Kreis

Roberto (30) und Francisco Rodriguez (25)

Roberto: Man gewöhnt sich nie daran, dass der eigene Bruder an einer WM oder EM aufläuft. Auch wenn Rici schon mehrmals dabei war.

Francisco: Wir fiebern voll mit und sind unglaublich stolz auf ihn. So ein EM-Spiel wird nie Alltag. Für uns nicht. Aber auch für Rici nicht.

Roberto: Auch wenn er gegen aussen hin immer so abgebrüht und cool wirkt, merken wir immer, wenn er angespannt ist.

Wenn Rici Rodriguez mit der Nati aufläuft, kann er auf grosse Unterstützung von daheim zählen.
Foto: TOTO MARTI
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Francisco: Diese EM ist noch ein wenig spezieller für ihn. Rici hat in der Rückrunde bei Torino kaum gespielt, steht deshalb unter spezieller Beobachtung.

Francisco Rodriguez – Offensivmann, FC Schaffhausen

Er trug als Profi die Farben des FCZ, von Wolfsburg, Bielefeld, Luzern und Lugano – nicht immer gehörte er zum Stamm. Seit einem Jahr spielt er in Schaffhausen.

Er trug als Profi die Farben des FCZ, von Wolfsburg, Bielefeld, Luzern und Lugano – nicht immer gehörte er zum Stamm. Seit einem Jahr spielt er in Schaffhausen.

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Roberto: Es ist ein grosser Vertrauensbeweis von Vladimir Petkovic, dass er weiterhin total auf ihn setzt. Doch seien wir ehrlich: Rici hat ihn nie hängen lassen und immer geliefert. Ohne andere Spieler kritisieren zu wollen, frage ich mich: Wer soll den sonst spielen? Die Ruhe, die Rici ausstrahlt und ins Spiel bringt, hat doch sonst keiner.

Francisco: Das ist es auch, was Herr Petkovic so an ihm schätzt. Und es ist doch richtig, dass er Spieler wie Rici, auf die immer Verlass war, ein wenig anders bewertet, als andere.

Roberto: Bisher hat er es gut gemacht.

Francisco: Ausser beim Gegentor gegen die Türkei, da hätte er sich nie abdrehen dürfen. Das war ein Fehler, aber das weiss er selbst am besten. Doch er wurde in dieser Aktion von seinen Teamkollegen auch allein gelassen.

Roberto: Der Trainer weiss, was er an ihm hat. Rici war immer dabei, hat immer alles gegeben. Er ist stolz, für die Schweiz zu spielen. Wie auch all die anderen. Xhaka, Seferovic, Shaqiri und, und, und.

Francisco: Viele Schweizer dürften erst begreifen, wie stark diese Generation wirklich ist, wenn sie aufgehört hat.

Roberto: Da hast du recht. Ich sehe zumindest im Moment noch keine Spieler, die als Nachfolger infrage kämen.

Roberto Rodriguez – Offensivmann, vereinslos

Der älteste der drei Rodriguez-Brüder war GC-Junior und danach Profi in Wil, Bellinzona, St. Gallen, Novara, bei Greuther Fürth, beim FCZ, bei Uerdingen und zuletzt Schaffhausen.

Der älteste der drei Rodriguez-Brüder war GC-Junior und danach Profi in Wil, Bellinzona, St. Gallen, Novara, bei Greuther Fürth, beim FCZ, bei Uerdingen und zuletzt Schaffhausen.

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Francisco: Aber diese Jungs werden auch alle langsam älter – gehen auf die 30 zu. Schneller werden sie nicht mehr (lacht). Gut, dass sie nun nach dem Türkei-Spiel fast eine Woche Pause hatten.

Roberto: Deshalb sehe ich Rici auch eher in der Dreierabwehr als links im Mittelfeld. Seine Stärken sind Ballbehandlung und Spielintelligenz, nicht das Tempo.

Francisco: Richtig schnell war er schon als Teenager nie. Wir zwei waren auf dem Pausenplatz jedenfalls immer schneller. Dafür konnte er schon damals das Spiel besser lesen.

Roberto: Damals im Schulhaus Auzelg träumte ich davon, Fussballprofi zu werden und ein Spiel in der Super League zu machen. Es sind immerhin über hundert geworden. Ich bin zufrieden.

Francisco: Ich auch, ich habe mir meinen grossen Traum auch erfüllt.

Roberto: Ich glaube, Rici hat nie gross geträumt. Zumindest hat er nie darüber geredet. Der grosse Star war er damals auf dem Pausenplatz jedenfalls nicht. Aber ich erinnere mich noch, dass er immer Carles Puyol sein wollte.

Francisco: Und dann wurde er U17-Weltmeister und kurz darauf Profi. Wir alle durften sehr früh einen Profivertrag unterschreiben.

Roberto: Der FCZ hat uns immer geholfen und gepusht, da sind wir noch immer sehr dankbar.

Francisco: Vielleicht kommt ja Rici bald einmal zurück zum FCZ.

Roberto: Jetzt müssen er und seine Kumpels aber erst einmal Benzema, Griezmann und Mbappé stoppen.

Francisco: Das wird sehr schwierig. Wenn Mbappé nur ein bisschen Platz hat, ist es für jeden Verteidiger vorbei, der ist so schnell. Man muss an ihm kleben, wie damals Rici gegen Robben oder gegen Messi an der WM 2014.

Roberto: Was war das für ein tolles Spiel der Nati damals.

Francisco: Es wäre schon sehr cool, wenn der Nati nochmals so ein Auftritt gelingen würde! Mbappé und Benzema ausschalten, wie toll wäre das denn! Selbst dann würde Rici sie aber nicht um ein Shirt fragen.

Roberto: Rici wird wohl wieder ohne Shirt nach Hause kommen. Er tauscht nur Shirts mit aktuellen oder ehemaligen Teamkollegen. Er würde nicht mal Mbappé danach fragen.

Francisco: Keine Ahnung, weshalb er das nicht will. Wir haben ihm schon oft gesagt, er soll mit den Stars die Leibchen tauschen. Irgendwann, wenn er zurückgetreten ist, wird er es sicher bereuen, dass er einen Messi oder Mbappé nicht gefragt hat.

Roberto: Spätestens als Grossvater.

Jan Elvedi (24)

«Wir hören uns jeweils am Vortag des Spiels und plaudern zusammen über den Gegner und die Stimmung im Team. Natürlich wünsche ich ihm dabei auch immer ganz viel Glück. Das braucht man, vor allem jetzt, wenn Benzema und Mbappé kommen. Diese Wucht, dieses Tempo. Nico ist auch nicht gerade langsam, aber Mbappé ist fast so schnell wie Usain Bolt. Da muss man immer hundert Prozent konzentriert bleiben.

Jan Elvedi – Verteidiger Jahn Regensburg (2. Bundesliga)

Jan Elvedi schaffte in Winterthur den Sprung zu den Aktiven – und kam über Cham, Wohlen und Kriens zum deutschen Zweitligisten Regensburg. Beim Jahn ist Jan unbestrittene Stammkraft.

Jan Elvedi schaffte in Winterthur den Sprung zu den Aktiven – und kam über Cham, Wohlen und Kriens zum deutschen Zweitligisten Regensburg. Beim Jahn ist Jan unbestrittene Stammkraft.

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Wenn wir vor den Spielen miteinander reden, scheint er jeweils fast ruhiger zu sein als ich. Sein Puls scheint vor einem Auftritt an der EM genauso tief zu sein wie vor einem Training. Ich finde das erstaunlich, obwohl er ja schon in der Champions League gespielt hat. Ich selbst bin auch sehr privilegiert – ich darf meinen Traum leben, bin Profifussballer geworden. Aber Nico spielt nun diese Spiele, von denen wir zusammen als Kinder immer geträumt haben.

Nico hat nicht nur ein eigenes Panini-Bildli, er spielt auch an der EM gegen Weltmeister Frankreich mit all den Stars. Wie geil ist das denn! Das ist eigentlich unschlagbar. Ich bin unglaublich stolz auf Nico. Er soll es geniessen und Vollgas geben. Ich sitze am Montagabend zu Hause in Regensburg vor dem TV, fiebere mit und drücke der Nati die Daumen. Hopp Schwiiz!»

Taulant Xhaka (30)

«In der ersten Halbzeit gegen Wales fand ich Granit stark, in der zweiten nicht mehr so. Gegen Italien war ich überhaupt nicht zufrieden mit ihm, das habe ich ihm nach dem Spiel auch direkt am Telefon gesagt. Feedbacks von mir nimmt er an, genau gleich wie auch ich seine Kritik zu meinen Spielen immer annehme. Das hilft uns beiden weiter und das machen wir schon so seit wir kleine Kinder sind. Gegen die Türkei fand ich Granit wieder sehr gut – also insgesamt eine durchzogene Bilanz bisher. Ich denke, er hat noch nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft.

Taulant Xhaka – Captain FC Basel

288 Profi-Spiele bestritt Taulant Xhaka für den FC Basel und schoss dabei sechs Tore. Ebenso viele Meistertitel stehen in seinem Palmarès – wie auch vier Cupsiege, einen davon errang er jedoch mit GC. In Zürich spielte er eineinhalb Jahre lang.

288 Profi-Spiele bestritt Taulant Xhaka für den FC Basel und schoss dabei sechs Tore. Ebenso viele Meistertitel stehen in seinem Palmarès – wie auch vier Cupsiege, einen davon errang er jedoch mit GC. In Zürich spielte er eineinhalb Jahre lang.

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Selbiges gilt für die ganze Mannschaft, aber nach dem Sieg gegen die Türkei traue ich der Schweizer Nati einiges zu. In diesem Spiel haben sie gezeigt, zu was sie fähig sind, wenn alle eine Top-Leistung abrufen. Natürlich ist Frankreich ein enorm starker Gegner, darüber müssen wir nicht diskutieren. Und gegen Italien hätten sie anders auftreten müssen, das wissen die Spieler selbst am besten. Aber an so einem Turnier ist alles möglich, wieso also nicht auch ein Sieg der Schweiz? Ich tippe auf ein Weiterkommen.»

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