Van Bastens Traumtor bei der EM 1988
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Auch 35 Jahre danach legendär:Van Bastens Traumtor bei der EM 1988

Von Alex bis Zidane
Diese 50 EM-Momente müssen Sie gesehen haben!

Am letzten Freitag hätte die Fussball-EM 2020 beginnen sollen. Hat sie aber nicht. Der Grund dafür dürfte bekannt sein. Damit wir die Euro-lose Zeit ein bisschen versüssen können, präsentieren wir Ihnen die 50 verrücktesten Momente aus 60 Jahren EM-Geschichte.
Publiziert: 14.06.2020 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2020 um 00:08 Uhr
Daniel Leu

1. Handspiel von Löw

Deutschlands 2:0-Sieg im Auftaktspiel gegen die Ukraine 2016? Kratzt kaum jemanden, denn für Schlagzeilen sorgt vor allem Jogi Löw. Der Bundestrainer greift während des Spiels genüsslich in seine Unterhose und macht danach den Geruchstest. Perfekt eingefangen von den TV-Kameras. Doch Löw kratzt anschliessend doch noch die Kurve, dank seines Spielers Lukas Podolski, der Löws Handspiel an einer Pressekonferenz einordnet: «80 Prozent von euch und auch ich, wir kraulen uns auch mal an den Eiern.»

2. Ganz schön hinter(n)hältig

Fussball ist eben oft doch mehr als nur ein Spiel. EM-Halbfinal 1988. Gastgeber Deutschland trifft auf seinen Erzrivalen Holland und verliert 1:2. «Endlich Rache», titelt «De Telegraaf» in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Auch Hollands Ronald Koeman greift ins Klo. Er wischt sich mit Olaf Thons Trikot symbolisch seinen Hintern ab. «Vergessen wird man das wohl nie», sagt der Schalker noch heute.

3. Das Knie der Nation

Alles ist angerichtet für eine grosse Fussball-Party. Eröffnungsspiel der EM 2008 in Basel. Schweiz gegen Tschechien. Doch kurz vor der Halbzeit passiert es. Nati-Captain Alex Frei verletzt sich in einem Zweikampf am linken Knie. Teilabriss des Innenbands. Unter Tränen humpelt er vom Platz. Als die Tschechen der Schweiz mit dem 1:0 die (K)niederlage zufügen, erlebt Frei das von der Ersatzbank aus. Mit Krücken.

Perfekt eingefangen von den TV-Kameras: Jogi Löws Griff in die Unterhose.
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4. Der Enkeltrick

Ein Schweizer in einem EM-Final? Das gibt es nicht alle Tage. Beim Endspiel 1992 zwischen Dänemark und Deutschland in Göteborg aber schon. Dank Schiedsrichter Bruno Galler. Es ist das letzte Spiel seiner Karriere. Vor den Augen seiner Frau, die auf der Tribüne sitzt. Nach dem Schlusspfiff schäumen die Deutschen. Beide Tore irregulär, so ihre Meinung. Galler nimmts gelassen. Er schnappt sich nach dem Schlusspfiff den Ball, lässt ihn zurück im Hotel von der Legende Pelé signieren und schenkt ihn ­später seinen Enkelkindern.

5. Bitte (Hand-)schuhe ausziehen

Diesen Abend wird Ricardo nie mehr vergessen. Im Viertelfinal 2004 zwischen Portugal und England wird der Goalie zur grossen Figur. Elfmeterschiessen. Nach zwölf Versuchen steht es noch immer unentschieden. Dann zieht Ricardo seine Handschuhe aus und stellt sich ins Tor. Es kommt, was kommen muss: Englands Darius Vassell scheitert. Und was macht Ricardo? Er schnappt sich selbst den Ball, verwandelt souverän und zieht mit seinem Team in den Halbfinal ein.

6. Und tschüss!

Schnell, schneller, Kezman. An der EM 2000 wird der Jugoslawe Mateja Kezman im Gruppenspiel gegen Norwegen in der 87. Minute eingewechselt. 37 Sekunden später ist er bereits wieder draussen. Nach einem Brutalo-Foul mit beiden Beinen voran wird er mit Rot vom Platz gestellt.

7. Alles Müller oder was?

Von so einem Debüt träumt jeder Fussballer. Halbfinal 1976 zwischen Jugoslawien und Deutschland. Als Dieter Müller in der 79. Minute eingewechselt wird und so zu seiner Länderspiel-Premiere kommt, liegen die Deutschen 1:2 hinten. Nach seiner Einwechslung läuft er in den Strafraum, steigt bei der Ecke zum Kopfball hoch und erzielt mit seiner ersten Ballberührung das 2:2. In der Verlängerung geht das Märchen mit zwei weiteren Müller-Toren weiter.

8. Jugend forsch

Sieben Tore hat Johan Vonlanthen für die Nati geschossen, das erste davon ist gleich ein historisches. An der EM 2004 bringt Trainer Köbi Kuhn im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich Vonlanthen von Beginn weg. In der 26. Minute trifft dieser zum 1:1. Das Spezielle daran: Vonlanthen ist zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre und 141 Tage alt und damit bis heute der jüngste EM-Torschütze aller Zeiten.

9. Van-tastico!

Die EM 1988 beginnt für Marco van Basten schlecht. Sehr schlecht. Im ersten Gruppenspiel zählt der Holländer nicht zur Stammelf. Doch dank der Niederlage gegen die UdSSR ändert sich das schnell. Sehr schnell. Van Basten schiesst in der zweiten Partie gegen England drei Tore, und im Halbfinal knallt er Gastgeber Deutschland aus dem Turnier. Sein Highlight folgt aber erst im Final, als ihm in der 54. Minute gegen die Sowjetunion ein Jahrhundertgoal gelingt: Direktabnahme aus spitzem Winkel. Van Basten wird schliesslich Torschützenkönig und Europameister.

10. Blanker Wahnsinn

Als Oliver Bierhoff im EM-Final 1996 zwischen Deutschland und Tschechien in der 69. Minute eingewechselt wird, kann er noch nicht erahnen, dass er an diesem Abend im Londoner Wembley Geschichte schreiben wird. Nur vier Minuten später schlägt er ein erstes Mal zu: Ausgleich zum 1:1. Es kommt zur Verlängerung. In der wird die Golden-Goal-Regel angewendet. Mit anderen Worten: Wer das erste Tor erzielt, ist Europameister. 95. Minute. Bierhoff bekommt den Ball, zieht blind ab, drin ist der Ball. Und Bierhoff zieht zum einzigen Mal in seiner Karriere bei einem Jubel das Trikot aus.

11. Dienst-Verweigerung?

Beim Namen Gottfried Dienst denkt jeder Fussballfan gleich an Wembley 1966. Doch der Schweizer sorgt auch zwei Jahre später im EM-Final zwischen Italien und Jugoslawien für Schlagzeilen. Der Vorwurf: Er habe Gastgeber Italien klar bevorteilt und den Jugoslawen unter anderem einen klaren Elfmeter verweigert. Deshalb endet das Spiel 1:1. So kommt es zwei Tage später zum Wiederholungsspiel, das die Italiener schliesslich für sich entscheiden. Ohne Gottfried Dienst.

12. Vom Wembley ins Stadio Olimpico

Vorsicht, Phrase! Ja, solche Geschichten schreibt eben nur der Fussball. Im Herbst 1979 ist Wilfried van Moer ein Ex-Spieler der belgischen Nati und betreibt eine Kneipe namens Wembley. Doch dann wird er vom Trainer zurück ins Team beordert. Das Märchen nimmt seinen Lauf. Zuerst schiesst Van Moer Belgien an die EM 1980 und dort trumpft der Spielgestalter gross auf. Vor allem dank ihm schaffen es die roten Teufel bis in den Final ins Römer Stadio Olimpico.

13. Vamos Ramos

Harte Schale, weicher Kern. Als Spanien 2008 den EM-Final gegen Deutschland 1:0 gewinnt, zieht sich der knallharte Verteidiger Sergio Ramos ein Leibchen mit einem Foto von Antonio Puerta und den Worten «Siempre con nosotros» (Immer bei uns) über. Ramos erinnert so in der grössten Stunde seiner Karriere an seinen ehemaligen Mitspieler, der ein Jahr zuvor nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand gestorben war.

14. Das geht durch (Däne-)mark und Bein

Diese Szene ist nichts für Zartbesaitete. Im Halbfinal 1992 kommt es zum Duell zwischen Dänemark und Holland. Nach einem unspektakulären Zweikampf zwischen Henrik Andersen und Marco van Basten bleibt der Däne plötzlich liegen. Und schreit vor Schmerzen. Ein Blick auf sein linkes Knie verrät den Grund: Bruch der Kniescheibe. Gut sichtbar für jeden TV-Konsumenten. Das Dänen-Wunder ging danach übrigens weiter: 2:0-Finalsieg gegen Deutschland. Ohne Andersen versteht sich.

15. 3 Tore in 3 Minuten

Für viele Fussballexperten ist das erste Spiel der EM-Geschichte bis heute eines der besten. Halbfinal 1960 zwischen Frankreich und Jugoslawien. Bis eine Viertelstunde vor Schluss führt der Gastgeber komfortabel 4:2. Doch dann drehen die Jugoslawen mit drei Toren in drei Minuten das Spiel.

16. So ein Seich!

Sintflutartige Regengüsse verwandeln 2008 die zweite Schweizer Vorrundenpartie gegen die Türkei in eine Rutschpartie. Im «Lac de Bâle» geht die Schweiz zwar durch Hakan Yakin in Führung, doch die Türken drehen das Spiel und erzielen in der Nachspielzeit das 2:1. Die Schweiz geht somit baden und ist bereits draussen. So ein Seich!

17. Da bleibt einem die Spucke weg

Ein düsteres Kapitel Schweizer Sport-Geschichte: die Spuck-Affäre um Alex Frei 2004. Am Tag nach dem 0:3 gegen England ist davon vorerst noch keine Rede. Doch 24 Stunden später kommt aus: Alex Frei hat während des Spiels Steven Gerrard in die Suppe, pardon ins Haar gespuckt. Frei beteuert, unschuldig zu sein, unterstützt von den Verbandsbossen. Die TV-Bilder aber beweisen das Gegenteil. Das sieht auch die Uefa so und sperrt Frei für drei Spiele.

18. Outgate!

Die Engländer und das Elfmeterschiessen: eine endlose Story. 1996 an der Heim-EM treffen sie im Halbfinal auf ihren Erzrivalen Deutschland. Nach je fünf Schützen steht es 5:5. Dann läuft Gareth Southgate, der heutige Nati-Trainer, an. Er legt sich den Ball hin, macht zehn Schritte rückwärts, läuft an, schiesst flach unplatziert und scheitert an Andy Köpke. Weil Andy Möller anschliessend trotz riesigem Pfeifkonzert souverän verwandelt, ist England draussen.

19. Alter Ungar

40 Jahre und 86 Tage: So alt ist Gabor Kiraly am Tag des Achtelfinal-Outs 2016 gegen Belgien. Damit stellt Ungarns Kult-Goalie mit seinen Schlabbertrainerhosen einen neuen Altersrekord auf und überbietet die bisherige Bestmarke von Lothar Matthäus. Danach hat Kiraly übrigens noch immer nicht genug und beendet erst im Frühling 2019 seine Karriere.

20. Platinique!

Drei Tore in einem Spiel, das gab es häufiger in der bisherigen EM-Historie. Doch nur ein Spieler erzielte bisher einen lupenreinen Hattrick (alle drei Tore hintereinander in einer Halbzeit): Michel Platini. 1984 im Gruppenspiel gegen Jugoslawien. Der Hattrick im Schnelldurchlauf: 58. Minute 1:1, 61. Minute 2:1, 76. Minute 3:1. An diesem historischen Tag mit dabei: der Schweizer Schiedsrichter André Daina.

21. Foul wegen Nicht-Foul

Es läuft die 86. Minute. Vorrundenspiel 1996 zwischen der Türkei und Kroatien. Eckball für die Türken. Konter. Goran Vlaovic läuft alleine aufs Tor zu, doch der türkische Verteidiger Alpay könnte noch auf das letzte Mittel der Notbremse zurückgreifen. Macht er aber nicht. So erzielt Vlaovic das 1:0-Siegestor. In den türkischen Medien wird Alpay daraufhin harsch kritisiert, von der Uefa aber wird ihm ein Fairplay-Preis verliehen. Dass Özalan auch anders kann, beweist er 2005 bei der «Schande von Istanbul». Nach seinem Tritt gegen Stéphane Grichting wurde er für sechs Länderspiele gesperrt.

22. Merci Köbi

Eigentlich wäre es ein historisches Datum. Im letzten Gruppenspiel 2008 schlägt die Schweiz Portugal 2:0. Es ist der erste Sieg der Schweizer Nati an einer EM. Doch darüber freuen mag sich keiner, denn die Schweiz ist bereits vor der Partie ausgeschieden. Deshalb bleibt von diesem Abend vor allem der Abschied von Trainer Köbi Kuhn in Erinnerung. Mit dem Transparent «Merci Köbi» sagen die Spieler danke.

23. Lüpfig!

Ganz schön frech, was dieser Antonin Panenka im EM-Final 1976 gegen Deutschland auspackt. Im Elfmeterschiessen lupft der Tschechoslowake den entscheidenden Penalty in die Mitte des Tores. Goalie Sepp Maier ist chancenlos, weil er nach links hechtet. Der berühmt-berüchtigte Panenka-Penalty ist geboren.

24. Rache(n) ist schön

Es ist eines der schönsten Tore der EM-Geschichte. 1996 im Gruppenspiel gegen Schottland lupft Englands Paul Gascoigne den Ball mit links über den Abwehrspieler, um ihn dann mit rechts in die Maschen zu dreschen. Spektakulär ist auch der Jubel danach. Vor dem Turnier berichteten die Medien von einem Saufgelage, in dem den Spielern auf einem Zahnarztstuhl alkoholische Getränke in den Rachen gekippt worden seien. Deshalb legt sich «Gazza» nach seinem Traumtor auf den Rücken und lässt sich Wasser in den Mund spritzen.

25. Sieg in der Schiri-Kabine

Wenn eine Münze über den Finaleinzug entscheidet. Heute unvorstellbar, 1968 aber im Halbfinal zwischen Italien und der Sowjetunion Realität. Weil es nach 120 Minuten noch immer 0:0 steht und es damals das Elfmeterschiessen noch nicht gibt, muss Schiedsrichter Kurt Tschenscher zur Münze greifen. In der Schiri-Kabine kommts schliesslich zu diesem historischen Moment. Mit besserem Ausgang für Italien.

26. Vom «Huh» zum «Buh»

Was bleibt von der EM 2016 vor allem in Erinnerung? Europameister Portugal? Nein! Der Schweizer Penalty-Fluch? Nein! Was dann? Islands «Huh!» Kein anderes Team feiert mit seinen Fans euphorischer als die Nordländer. Das «Huh» beschäftigt später sogar die Gerichte, als sich ein Isländer das Wort beim Patentamt als Marke eintragen lässt. Dafür gibt es ein kräftiges «Buh» von der heimischen Bevölkerung.

27. Kubi schreibt Geschichte

Diesen einen Moment kann ihm niemand mehr wegnehmen. EM-Eröffnungsspiel 1996 zwischen England und der Schweiz. 83. Minute. Handspenalty für die Nati. Kubilay Türkyilmaz schnappt sich in seinem 50. Länderspiel den Ball und verwandelt souverän zum 1:1-Schlussstand. Es ist das erste Schweizer Tor an einer EM. «Das war mein wichtigstes Goal meiner Nati-Karriere», so Kubi anschliessend.

28. Erst Tränen, dann Trainer

Man (oder auch frau) kann ihn mögen oder auch nicht. Was Cristiano Ronaldo aber im EM-Final 2016 mit seinen Portugiesen gegen Frankreich erlebt, lässt keinen kalt. In der 8. Minute verletzt er sich, in der 25. Minute muss er deshalb unter Tränen ausgewechselt werden. Spätestens in der Verlängerung wird aus dem Spieler Ronaldo der Trainer Ronaldo. An der Seitenlinie dirigierend pusht er seine Spieler nach vorne. Mit Erfolg. In der 109. Minute erzielt Eder den 1:0-Siegestreffer.

29. Gott(o)!

1:0-Sieg im Viertelfinal, 1:0-Sieg im Halbfinal, 1:0-Sieg im Final. Ja, ein Spektakel ist es nicht, was Griechenland 2004 zeigt. Aber eine Sensation. Europameister Griechenland! Klingt auch heute noch immer unvorstellbar. Die zwei Gesichter des Erfolgs: der deutsche Trainer Otto Rehhagel und Stürmer Angelos Charisteas, der im Final gegen Gastgeber Portugal das goldene Tor schiesst.

30. Ir (r)er Sieg

Mich trifft der (Hagel-)schlag! Im Gruppenspiel 2016 zwischen der Ukraine und Nordirland weint Petrus nicht bittere Tränen, sondern Hagel. Deshalb muss der Schiedsrichter in der 56. Minute das Spiel unterbrechen. Doch schnell einmal ist der ganze Spuk vorbei, und die Nordiren nutzen ganz Klischee das schlechte Wetter aus – 2:0.

31. Deutschlandunter

Dass es die Dusel-Deutschen wirklich gibt, ahnten wir schon lange. Hätte es aber noch eines Beweises bedurft, das Gruppenspiel gegen Lettland 2004 wäre das perfekte Beispiel dafür. Kaum zu glauben, aber wahr I: Die Deutschen müssen gegen den Fussballzwerg ein 0:0 über die Runden retten, auch weil der Schiedsrichter den Balten gleich dreimal einen klaren Penalty verwehrt. Kaum zu glauben, aber wahr II: Trotz Glück übersteht unser nördlicher Nachbarn für einmal die Vorrunde nicht.

32. Pariser-Spruch in Lille

Die verflixte Sieben. Im Gruppenspiel 2016 zwischen Frankreich und der Schweiz in Lille reisst gleich sieben Mal ein Schweizer Trikot. Besonders leidgeplagt ist Granit Xhaka, der zweimal ein neues Dress überstreifen muss. Xherdan Shaqiri bringt es nach dem Schlusspfiff auf den Punkt: «Zum Glück stellt Puma keine Kondome her.»

33. Gaga, Zaza!

Der Italiener Simone Zaza hat im EM-Viertelfinal 2016 gegen Deutschland nur einen Auftrag: Er soll im Elfmeterschiessen treffen. Deshalb wird er in der 120. Minute eingewechselt. Bühne frei für Zaza, das Spektakel beginnt. Beim Anlauf tänzelt er wild und schiesst anschliessend übers Tor. Klar, wird er danach im Netz zum Gespött.

34. Karel Gott

Kennen Sie Steve Podborski? Der war in den 70ern und 80ern ein kanadischer Star-Abfahrer. Im Slalom aber war er eine Niete. Nicht aber sein Fast-Namensvetter Karel Poborsky. Im EM-Viertelfinal 1996 umkurvt der Tscheche Portugals Verteidiger wie Slalomstangen. Und zu guter Letzt überlupft er auch noch Goalie Vitor Baia spektakulär. «Ein wunderbares Tor», schwärmt Poborsky noch heute.

35. Stielnote 10

Zu verdanken hat Jörg Stiel diese legendäre Szene einem Fehler. An der EM 2004 unterschätzt der Nati-Goalie im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien einen hohen Ball, muss hinterherrennen, kann ihn zuerst mit der rechten Hand und schliesslich mit dem Kopf knapp vor der Torlinie halten. Was für eine Stiel-Studie! Und was sagt Stiel zu der Aktion? «Es scheint, ich werde aufs Alter schneller.»

36. David gegen Goliath

Die italienischen Fans und Spieler feiern schon. Nach 90 Minuten führen sie im EM-Final 2000 gegen Frankreich 1:0. Es scheint, sie hätten den Titel auf sicher. Doch dann nimmt das Unheil aus ihrer Sicht seinen Lauf. Erst schiesst Sylvain Wiltord in der 94. Minute den Ausgleich und dann wird in der Verlängerung in der 103. Minute David Trezeguet im Strafraum angespielt. Er schliesst direkt mit links ab und hämmert den Ball unter die Torlatte. Frankreich ist Europameister.

37. Fünf nach zwölf

So ein Desaster kriegen nicht einmal die Engländer hin. An der EM 2000 verschiesst Holland im Halbfinal gegen Italien gleich fünf Elfmeter. Die Chronologie des Versagens. 39. Minute: Frank de Boer scheitert an Francesco Toldo. 62. Minute: Patrick Kluivert trifft nur den Pfosten. Im Penaltyschiessen: Frank de Boer scheitert erneut an Toldo, Jaap Stam hämmert den Ball übers Tor und Paul Bosvelt bringt den Ball nicht an Toldo vorbei.

38. Totti geht auf tutti

An der EM 2004 produziert Francesco Totti im Gruppenspiel zwischen Italien und Dänemark reichlich Schlagzeilen. Erst tritt er in der Nachspielzeit gegen das Knie von Henriksen und hat dabei Glück, dass er nur Gelb bekommt. Und dann kommt zwei Tage nach dem Spiel raus: Totti hat Poulsen hinterhältig angespuckt. Drei Spiele Sperre. Arrivederci Totti und Italien.

39. Drei, ei, ei

Es ist sein grosser Auftritt: EM-Viertelfinal 2000, Holland – Jugoslawien. Patrick Kluivert läuft zur Höchstform auf. 24. Minute 1:0, 38. Minute 2:0, 51. Minute 3:0, 54. Minute 4:0. Vier Tore in einem Spiel hat es zuvor noch nie gegeben. Doch 24 Stunden später greift die Uefa ein und wertet das 3:0 als Eigentor. Weg ist der Rekord, doch Kluivert nimmts sportlich: «Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass Govedarica vor mir am Ball war.»

40. Was für ein Kindergarten

Jööööööööö! Nach dem Achtelfinal-Sieg 2016 von Wales gegen Nordirland feiert Gareth Bale ausgelassen mit seiner Tochter Alba Violet auf dem Rasen. Die Kleine hat es dabei vor allem auf die sogenannte «Spider-Cam» abgesehen. Ganz Fussball-Europa freut sich ob der herzigen Bilder. Bis auf die Uefa. Die schreitet nach weiteren Kinder-Partys ein. «Es ist eine EM und zumindest auf dem Rasen keine Familienveranstaltung», lässt sie verlauten.

41. Maschine Mario

EM-Halbfinal Italien–Deutschland 2012. Nach dem 1:0 kann sich «Enfant terrible» Mario Balotelli noch zurückhalten. Beim Jubeln lupft er nur leicht sein Trikot. Nach seinem 2:0 aber brechen sämtliche Dämme. Leibchen weg, Brust raus, Muskeln angespannt.

42. Erst Traumtor, dann Alptraum

«Shaqiri = Fussball-Gott!!!» twittert «Bild». Im Achtelfinal 2016 gegen Polen verzaubert Xherdan Shaqiri die Fussballwelt. Auslöser ist sein Fallrückzieher-Goal zum 1:1. Doch der Schütze selber bringt es anschliessend auf den Punkt: «Ein sehr schönes Tor, aber am Schluss hat es leider nicht viel gebracht, denn wir sind draussen.»

43. Ein Ball am Himmel

Ivo Viktor jubelt wie ein Irrer, dabei hat der Torhüter in diesem einen Moment gar nichts geleistet. Sekunden zuvor schiesst Uli Hoeness im Final 1976 zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei im Penalty-Shutdown den Ball in den Belgrader Nachthimmel. Es ist dies die Vorentscheidung. Und manche unken, man habe den Ball bis heute nie gefunden.

44. Der Held, der nie spielte

Will Grigg spielt an der EM 2016 keine Minute. Trotzdem ist der Nordire der Held der Fans. Er ist mit Abstand der am meisten besungene Spieler der EM-Geschichte. Der umgedichtete Song «Will Grigg’s on fire» wird zum Ohrwurm. Gala, die das Lied «Freed from Desire» ursprünglich schrieb zu «Bild»: «Wenn Menschen damit Freude haben, macht mich das auch glücklich. Ich finde, die nordirischen Fans haben eine Spitzen-Version daraus gemacht.»

45. Kampfansage von Xhaka

«Einer muss den Fehler machen», erklärt Granit Xhaka nach dem Penalty-Out im Achtelfinal 2016 gegen Polen. Wenige Minuten zuvor hat er den Elfmeter am Tor vorbei geballert. Doch Xhaka verliert auch in diesen Momenten nicht sein Selbstvertrauen: «Das macht mich nur stärker. Ich kann euch eines versprechen: Ich schiesse auch den nächsten Penalty. Und wenn ich den verschiesse, schiesse ich wieder. Bis ich ihn reintue.»

46. Der Sieg bleibt in der Familie

Ein Bruder-Duell an einer WM gab es schon (Deutschland-Boateng gegen Ghana-Boateng), an einer EM aber noch nie. Bis zum Vorrundenspiel 2016 zwischen der Schweiz und Albanien. Oder Granit gegen Taulant Xhaka. Papa Ragip hofft im Vorfeld auf ein Unentschieden. Doch sein Wunsch geht nicht in Erfüllung. Der kleinere Bruder Granit siegt 1:0. Dank des Tores von Fabian Schär.

47. Schadenfreude

Was gibt es für einen Schweizer Fussballfan schöneres als eine richtige Klatsche für Deutschland. So geschehen in der Vorrunde 2000. Vor dem letzten Spiel gegen Portugal benötigen die Deutschen unbedingt einen Sieg, um weiterzukommen. Doch selbst gegen Portugals B-Elf (sie waren bereits für den Viertelfinal qualifiziert) geht unser Nachbar 0:3 unter. Oliver Kahn konsterniert: «Ich schäme mich.»

48. Davids gegen Guus

An der EM 1996 läuft alles nach Plan für Holland. Eigentlich, doch nach dem 2:0 gegen die Schweiz eskaliert es zwischen Guus Hiddink und seinem Spieler Edgar Davids, der erst ab der 80. Minute ran durfte. «Es ist eine Schande, dass ich nicht gespielt habe. Das darf nie wieder passieren. Aber dazu muss der Trainer erst mal seinen Kopf aus dem Arsch einiger Spieler nehmen», erklärt Davids. Das sitzt! Damit ist für Davids das Turnier zu Ende, er wird umgehend nach Hause geschickt.

49. Mensch Meier!

EM 2004, Viertelfinal Portugal – England. In der 89. Minute erzielt Sol Campbell das vermeintliche Siegestor. Doch der Schiedsrichter ahndet ein Foul John Terrys an Portugals Goalie Ricardo. Es kommt zur Verlängerung, in der die Engländer schliesslich ausscheiden. Deshalb richtet sich anschliessend der ganze Zorn auf den Schiedsrichter. Sein Name: Urs Meier. Der Schweizer erhält Morddrohungen und muss gar untertauchen.

50. Betrug an Italien?

Keine Spieler können so schön hadern wie die Italiener. So auch 2004. Vor dem letzten Gruppenspiel zwischen Dänemark und Schweden ist klar: Spielen die Skandinavier unentschieden, sind beide im Viertelfinal und Italien draussen. Quizfrage: Wie ging das Spiel wohl aus? Richtig, 2:2 unentschieden. Da nützt es auch nichts, dass zeitgleich Antonio Cassano in der 94. Minute gegen Bulgarien das 2:1 schiesst. Aus seinen Freuden- werden schnell einmal Wut-Tränen.

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