Wundersame Spanien-Wende
Ausgerechnet Problemfälle retten Trainer Enrique

Kein Ramos, dafür Corona-Chaos. Auf die Spanier setzt unmittelbar vor EM-Beginn keiner. Doch Sturkopf Luis Enrique coacht seine Truppe bis in den Halbfinal – und gar zum Titel?
Publiziert: 06.07.2021 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2021 um 19:08 Uhr
Raphael Bischof

Der Aufschrei im Fussballland Spanien ist an jenem 24. Mai riesig. Nationaltrainer Luis Enrique, notabene Ex-Barcelona-Coach, nominiert für die anstehende EM statt der erlaubten 26 nur 24 Spieler. Damit nicht genug: Leithammel Sergio Ramos kriegt kein Aufgebot. Kein Real-Spieler im Kader. Captain ist stattdessen Enriques ehemaliger Barça-Liebling Busquets. Und im Tor steht nicht David de Gea, sondern Unai Simon vom Mittelfeldklub Athletic Bilbao.

«Was macht der da?», fragen sich die grossen spanischen Sport-Gazzetten und hauen wütend auf ihre Tastaturen ein. Es ist, als ob Ex-YB-Trainer Vladimir Petkovic konsequent auf FCB-Spieler verzichten würde. Nur viel krasser.

Fehlstart ins EM-Abenteuer

Für Enrique sollte es knüppeldick kommen. Beim Zusammenzug seiner Spanier bricht das Coronavirus im Camp aus, mit Sergio Busquets erwischt es ausgerechnet seinen neuen Kapitän. Die Folge? Tiki-Taka-Riese Spanien taumelt: 0:0 gegen Schweden, 1:1 gegen Polen. Es droht eine Blamage.

Luis Enrique und seine Spanier stehen im EM-Halbfinal.
Foto: DUKAS
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Die Wende mit Busquets und Simon

Der Druck auf Sturkopf Luis Enrique wird riesig. Doch der macht einfach weiter, putzt mit dem wiedergenesenen Busquets die Slowakei 5:0 weg. Fünf Tore gibts auch im Achtelfinal gegen Kroatien (5:3 n.V.), allerdings unterläuft Unai Simon ein Jahrhundert-Bock, Enrique redet seinen Goalie noch im Stadionbauch stark. Prompt hext Simon im Viertelfinal gegen die Schweiz, kratzt drei Elfer. «Don (Unai) Simon!», titelt eine grosse Zeitung nach dem Husarenstück, angelehnt an das spanische Nationalgetränk Sangria.

Das unfassbarste EM-Eigentor im Video
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Spanien-Goalie patzt:Das unfassbarste EM-Eigentor im Video

Folgt jetzt der Titel?

So träumen sie in Spanien vor dem Halbfinal gegen Italien gar vom vierten EM-Triumph nach 1964, 2008 und 2012. Ausgerechnet dank Busquets und Simon, die Sturkopf Luis Enrique rausgehauen haben. Der Mann hatte eben doch recht.

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