«Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz»
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Nati-Star Zuber stellt klar:«Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz»

Yakins Händchen wird immer goldiger
Sieben Schweizer EM-Tore, sieben verschiedene Schützen

Auch gegen Italien schraubt Murat Yakin (49) an seiner Startelf. Und der Plan des Nati-Trainers geht voll auf. Wie immer an dieser EM.
Publiziert: 30.06.2024 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2024 um 15:29 Uhr
Wow! Die Nati steht im EM-Viertelfinal.
Foto: TOTO MARTI
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Lukas Werder (Text) und Toto Marti (Fotos) aus Berlin

Nach Abpfiff legt der Murat Yakin (49) beim Gang zur Schweizer Fankurve einen kleinen Zwischenstopp ein. Beim Tor, auf das die Italiener in der zweiten Hälfte gespielt haben. Um genauer zu sein, stoppt der Nati-Trainer beim rechten Pfosten und verpasst dem Aluminium einen liebevollen Klaps. Genau an der Stelle, an der eine halbe Stunde zuvor ein missglückter Kopfball von Fabian Schär gelandet war.

Das sei für ihn die Schlüsselszene des Spiels gewesen, sagt Yakin danach. Vor allem aber ist es eine Szene, die zeigt: Der Nati-Trainer kann an dieser EM machen, was er will. Irgendwie geht einfach alles auf. Oder eben nichts schief. Im Fall des Pfostenkopfballs mag eine grosse Portion Glück mitgespielt haben. Doch in erster Linie sind es die personellen Entscheide von Yakin, die für die bislang so starke Schweizer EM-Kampagne verantwortlich sind.

Startelf-Rückkehrer wird zum grossen Helden

Auch gegen Italien schraubt der Nati-Trainer an seiner Startelf herum. Dan Ndoye, gegen Deutschland im offensiven Mittelfeld der beste Schweizer auf dem Platz, muss als Widmer-Ersatz auf der rechten Aussenbahn aushelfen. Seinen Platz weiter vorne erbt Ruben Vargas, der im letzten Gruppenspiel noch auf der Bank Platz nehmen musste. Einmal mehr geht Yakins Plan auf: Mit einem Tor und einem Assist ist Vargas der Mann des Spiels.

Sein goldenes Händchen hat Yakin schon im Startspiel bewiesen. Gegen Ungarn stellt er völlig überraschend Kwadwo Duah in die Startelf. Der Bulgarien-Söldner hat zu diesem Zeitpunkt erst 45 Länderspiel-Minuten auf dem Konto. Doch auch hier geht der Yakin-Poker auf. Nicht nur im Fall von Duah, der zum 1:0 trifft. Sondern auch bei Aebischer, der zum wohl ersten Mal in seiner Karriere als Linksverteidiger auflaufen muss und den zweiten Treffer erzielt. Und was macht Yakin vor dem zweiten Spiel gegen Schottland? Er streicht den Debüt-Torschützen Duah wieder aus dem Team. Bringt stattdessen Xherdan Shaqiri, der seinen Einsatz mit einem Traumtor verdankt.

Sieben verschiedene Torschützen

«Genau diese Rotation brauchen wir an einem grossen Turnier», sagt Verteidiger Manuel Akanji. «Das funktioniert, weil jeder Spieler jederzeit bereit ist. Egal, ob er von Anfang an spielt oder mal nur auf der Bank sitzt.» Bislang scheint Yakin den Spielern seine personellen Entscheide kommunikativ gut vermitteln zu können. Negative Stimmen über mangelnde Einsatzzeiten sind nur ganz vereinzelt zur hören.

Dass Yakins Rotationsstrategie offenbar der Schlüssel zum Schweizer Erfolg ist, zeigen auch die Statistiken. Gegen Italien sorgen Freuler und Vargas für die Schweizer EM-Tore sechs und sieben. Alle von unterschiedlichen Torschützen erzielt.

Und noch eine kleine Zahlenspielerei, die zeigt, wie gut die Startelf-Wechsel des Nati-Trainers immer wieder aufgehen. Von den sieben Torschützen standen fünf (!) im jeweiligen Spiel zuvor nicht in der Startelf. «Goldhändchen Yakin setzt Ungarn schachmatt», titelte Blick nach dem Auftaktsieg. Nach dem Coup gegen Italien muss beim Nati-Trainer inzwischen der ganze Arm goldig glänzen.

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