Es geht um ein gestohlenes Portemonnaie
Kulttrainer Gress: Das ist die emotionalste Geschichte meiner Karriere

Gilbert Gress ist vor wenigen Tagen 80 Jahre alt geworden. Und erzählt zum Jahresende eine wunderbare Geschichte aus seiner langen Karriere.
Publiziert: 30.12.2021 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2021 um 20:08 Uhr
Felix Bingesser

Gilbert Gress hat in seinem langen Fussballerleben viel erlebt. Im Umfeld seines 80. Geburtstages erinnert er sich an eine ganz besonders verrückte und emotionale Geschichte. Ein Ereignis, dass ihn einst in helle Aufregung und Wut versetzt hat. Aber ein Vorfall auch, der am Ende ein schon fast weihnachtliches Ende genommen hat.

Es ist 1987. Gilbert Gress ist Trainer bei Neuenburg Xamax. «Wir haben im Brügglifeld gegen den FC Aarau gespielt. Nach dem Spiel musste ich zur Pressekonferenz und habe meine Sporttasche mit dem Geldbeutel drin vor der Kabine abgestellt. Ich hatte mehr als tausend Franken dabei, weil wir auf der Rückfahrt noch essen gehen wollten.» Als Gress nach einer halben Stunde zurück kommt dann die böse Überraschung. «Das Geld war weg. Ein dreister Dieb hat meine Tasche geöffnet und mir den Geldbeutel gestohlen. Ich habe mich sehr geärgert und wir haben auf der Rückfahrt nach Neuenburg auf einen Halt verzichtet», sagt Gress. Im Laufe der Zeit hat er den Vorfall schon fast vergessen.

Bis er mehr als dreissig Jahre später eines Morgens den Briefkasten öffnet und einen handgeschriebenen Brief von einem 45-jährigen Familienvater aus der Region Aarau erhält. «Lieber Herr Gress, ich habe ihnen damals das Geld gestohlen. Und habe seither jedes Mal, wenn ich Sie im Fernsehen sehe, ein schlechtes Gewissen. Ich möchte Ihnen das Geld mit Zinsen zurückzahlen.»

Heute steht das Jassen im Vordergrund
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Und wie hat der verdutzte Gress reagiert? «Ich habe den Mann angerufen. Und ihm gesagt: ‹Das passt gut. Schicken Sie mir das Geld. Ich kann damit das Weihnachtessen der Behindertensportgruppe Strengelbach finanzieren.›» Bei diesem Verein war Gress zwanzig Jahre lang Ehrenpräsident.

So ist es dann passiert. «Und später haben ich diesen Mann auch einmal persönlich getroffen. Er hat sich nochmals entschuldigt. Und wir haben uns die Hand gereicht.»

«Der Tod meines Vaters war eine Art suizid»
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Gilbert Gress in Lieblingsbeiz:«Der Tod meines Vaters war eine Art suizid»
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