Das war das Problem beim Lohnzoff mit den Bossen
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Wegen Corona zum Schnäppchen?Das war das Problem beim Lohnzoff mit den Bossen

FCB-Goalie Jonas Omlin im grossen Interview
Das war das Problem beim Lohnzoff mit den Bossen

FCB-Goalie Jonas Omlin über den Lohnzoff mit der Führung, die finanzielle Situation des FC Basel und dass Journalisten mehr wissen als er selbst.
Publiziert: 09.06.2020 um 02:31 Uhr
Stefan Kreis

Jonas Omlin, 88 Tage sind seit ihrem letzten Pflichtspiel vergangen. Was nehmen Sie aus dieser Zwangspause mit?
Jonas Omlin: Man muss das Beste draus machen und die Sache positiv sehen. Wir konnten den Körper runterfahren, uns erholen und sind nun wieder mit frischem Elan bei der Sache

Nächsten Sonntag gehts los. Sie sind nervöser als sonst?
Die Spannung wird sicher da sein, ja.

Sie selbst schauen privat nie Fussball im TV. Hat sich das nun geändert? Haben Sie bei der Bundesliga reingezappt?
Nicht wirklich, nein. Die Resultate habe ich aber mitbekommen.

Und die gespenstische Stimmung auf den leeren Rängen?
Die ist speziell. Eine Herausforderung. Es ist schwieriger, die nötige Spannung reinzubringen. Man wird herausgefordert, aber ich glaube, nach zwei, drei Spielen gewöhnen wir uns dran. Interessant wirds trotzdem.

Interessant ist auch ihre Zukunft. Ihr Name wird mit der Hertha, Schalke und Augsburg in Verbindung gebracht. Was lösen solche Schlagzeilen in Ihnen aus?
Mein Goalie-Trainer Massimo Colomba hat mich spasseshalber gefragt, warum ich schon wieder in der Zeitung sei (lacht). Ich selbst habe das gar nicht gross mitbekommen. Aber ich sehe das positiv.

Als Zeichen der Wertschätzung?
Vielleicht. Aber es ist vorallem auch spannend, dass Journalisten offenbar mehr wissen als ich selbst.

Sie meinten, wenn Sie wechseln, müsse das Gesamtpaket stimmen. Können Sie das konkretisieren?
Das Leben ausserhalb des Fussballs ist mir sehr wichtig, dass man einen gewissen Ausgleich hat. Dass man sich wohl fühlt. Ich muss ein gutes Bauchgefühl haben, Vertrauen, aufs Herz hören.

Welchen Einfluss hat Ihre Freundin auf einen solchen Entscheid?
Wir reden drüber, das ist klar. Mein ganzes Umfeld würde zu einer solchen Entscheidung beitragen, wen es aktuell werden sollte. Aber als Fussballer kann man noch lange mit seinem Lieblingsverein liebäugeln, manchmal hat man nicht viel Auswahl. Vor allem in der aktuell schwierigen Situation.

Es gibt auf Instagram ein Video, das Sie und Ihre Freundin beim Trainieren zeigt. Sie zielt mit Golfbällen, sie versuchen die Dinger zu halten. Wer hatte die Idee dazu?
Das haben wir sehr spontan entschieden, wir wollten mal etwas anders machen, aber es war kein Hauptbestandteil meines Trainings.

Ist Ihnen während der Lockdown-Phase langweilig geworden?
Mit der Zeit wusste man nicht mehr so recht, was tun. Ich habe dafür viel gelesen, unter anderem die Biographie von Tiger Woods und ein anderes Golf-Buch über Theorie und Technik.

Wer ist der beste Golfer beim FCB?
Ricky van Wolfswinkel ist sehr gut, aber er muss sich langsam warm anziehen, ich werde immer besser.

Spielen Sie auch mit René van Eck, dem Vater Ihrer Freundin, Golf?
Nein, wir sprechen noch nicht mal darüber.

Als Van Eck beim FCL zur Legende wurde, waren Sie sechs Jahre alt. Haben Sie ihn noch bewusst wahrgenommen?
Nein, ehrlich gesagt war ich damals noch zu klein. Aber es wird heute noch so viel über ihn gesprochen in Luzern, dass er wirklich eine grosse Figur, eine Legende ist.

Sie spielten bis mit 12 Jahren noch beim Team Obwalden. Hätten Sie schon früher zum FC Luzern gehen können?
Das weiss ich nicht mehr, aber ich glaube, das ging damals nicht. Ich weiss noch, dass wir ein Spiel gegen den FCL-Nachwuchs hatten und ich danach nach Luzern wechselte.

Dort hatten Sie selbst als Stammkeeper der ersten Mannschaft nie die Nummer 1. Beim FCB gleich auf Anhieb. Ist das für einen Goalie ein mentaler Vorteil?
Ich habe mich beim FCL jedenfalls nicht schlechter gefühlt deswegen. Aber klar, ich trage gerne die 1. Weil man diese Nummer normalerweise spielt. Aber mega viel Wert lege ich nicht drauf.

Haben Sie vor dem Spiel spezielle Rituale?
Ich tape meine Hände immer genau gleich. Und wenn ich auf den Platz laufe, dann gehe ich langsam vom Pfosten zur Latte zum anderen Pfosten. Dann weiss ich, dass das Goal auf meiner Seite ist. Dass der Ball auf die Seite springt statt ins Tor. Ich pflege stets ein gutes Verhältnis zu meinen Toren. (lacht).

Man sagt, je stärker das Team und die Abwehr, umso schwieriger ist es, sich als Goalie auszeichnen zu können. Bei vermeintlich schwächeren Teams hat man mehr Möglichkeiten, zu glänzen. Können Sie diese These bestätigen?
Ja, das ist so. Aber auch eine gute Mannschaft braucht einen guten Goalie, der der Abwehr Vertrauen gibt. Und mindestens ein Ball kommt immer aufs Tor.

Ausser beim 4:0-Sieg gegen Sion im Dezember.
Das sind schwierige Situation, weil du trotzdem bereit sein musst. Aber als Goalie ist man auch so am Spiel beteiligt. Ich selbst bin so im Match drin, verfolge alles, fiebere mit, dass das Spiel schnell vorbei geht.

Wer ist Ihrer Meinung nach aktuell der beste Goalie der Welt?
Marc-André ter Stegen. Der ist auf der Linie brutal stark. Mit den Füssen extrem gut, hat ein gutes Stellungsspiel. Ein kompletter Goalie. Was er kann, ist sehr grosses Kino.

Zurück zum FCB: Finanziell stehts in Basel während der Corona-Krise nicht zum Besten. Beunruhigt Sie die Situation?
Die Gesamtsituation ist natürlich nicht einfach. Aber es geht nicht nur um den Fussball, sondern um sehr viele andere Bereiche, die darunter leiden. Aber ich bin ein sehr positiver Mensch und guten Mutes. Für jedes Problem gibts eine Lösung.

Für den Lohnzoff zwischen Vereinsleitung und Spielern wurde mittlerweile eine Lösung gefunden. Warum ist die Situation zuvor eskaliert?
Es wurde viel darüber geschrieben und das Ganze hat ein grösseres Ausmass angenommen, als es am Ende war. Das Problem war, dass wir wegen Corona nicht 1:1 miteinander sprechen konnten. Als wir dann aber zusammen gesessen sind, haben wir uns schnell geeinigt und eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden.

Trotz Corona-Pause: Der FCB stand zuletzt im Fokus der Medien.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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