Hakan Yakin über seine Zeit in Katar
«Doha ist wie Schwamendingen»

Die Nati empfängt heute Katar. Das Land, in dem Hakan Yakin (41) vor zehn Jahre in der Hauptstadt Doha spielte. Der Ex-Nati-Star über Hitze, Religion und die WM 2022.
Publiziert: 14.11.2018 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2018 um 12:03 Uhr
Yakin spielte einst in Katar.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Andreas Böni

BLICK: Hakan Yakin, Sie wechselten 2008 zu Al Gharafa nach 
Katar. Wie war es, in Doha am Flughafen anzukommen?
Hakan Yakin: Erst mal war es brutal heiss, es erschlägt dich fast, wenn du aus dem Flugzeug steigst. Und dann musst du 
dich ans Zeitmanagement der Scheichs gewöhnen: Ich wartete drei Tage lang, bis endlich einer mit mir verhandelte. Es gab in der Liga damals zehn Teams – und jeder Klubbesitzer war mit dem anderen irgendwie verwandt. Oft herrschten Temperaturen von über 40 Grad.

Wann trainierten Sie?
Im Sommer um 22 Uhr abends, da konntest du nicht mal spazieren gehen tagsüber. Im Winter dann gegen 18 Uhr, da ist es angenehm.

Was haben Sie den ganzen Tag
 gemacht?
Es wird einem schon langweilig mit der Zeit. Ich wohnte im Hotel Intercontinental, später im Four Seasons. Damals hattest du in Doha nur zwei Einkaufszentren und sonst nichts – während zum Beispiel Dubai viel mehr zu bieten hat. Dubai ist wie Zürich, Doha wie Schwamendingen. Dubai eine Stadt, Doha ein Dorf. Ich habe dann alleine viel trainiert im Fitnesscenter.

Für Trainingsfleiss waren Sie nicht unbedingt bekannt.
Da war ich echt immer dran. Ottmar Hitzfeld wollte, dass ich fit bleibe, weil er mit mir in der Nationalmannschaft plante. Aber eben: Doha bestand aus Hotels, einem Golf- und einem Tennisplatz, viel mehr war da nicht.

Wie gut ist die katarische Liga?
Die Einheimischen haben etwa 1.-Liga-Niveau. Die Nati-Spieler, die am Mittwochabend in Lugano gegen die Nati spielen, werden vielleicht ein klein wenig besser sein – viele sind ja eingebürgert –, aber kaum mehr als Challenge-League-Niveau haben. Die WM 2022 in Katar wird aber die beste aller Zeiten.

Warum das?
Weil alle 32 oder dann 48 Teams in der gleichen Stadt leben, in Doha. Viele Stadien sind in einem Umkreis von zehn Kilometern. Das ist, als ob eine WM in Zürich wäre, mit den Stadions im Hardturm, im Letzigrund, in Höngg und so weiter. Das wird eine Riesenstimmung vor Ort. Es wird anders sein als in Südafrika, Brasilien oder Russland, wo die Distanzen riesig waren. Zudem setzen die Scheichs alles um, was sie wollen.

Zum Beispiel klimatisierte Stadien.
Im Dezember, wenn die WM stattfindet, ist es angenehm, da bräuchte es die Klimatisierung gar nicht.

Wie muslimisch ist Doha?
Man spürt schon, dass viele Menschen religiös sind. Einmal sollten wir um 18 Uhr spielen. Der Trainer sagte uns, wir sollten uns einlaufen. Die Spieler meinten aber, sie müssten erst beten. Also wurde das Warmmachen verschoben.

Alkohol bekam man auch nur im Hotel?
Das ist so, ja.

Hatten Sie oft Besuch?
Ja, meine Frau und fast die ganze Familie waren regelmässig hier. Und Roland Klein, der ja mit uns bei GC war, wurde da mein Freund.

Hat es Ihrer Mutter Emine gefallen?
Ja. Sie kennt diese Art Leben noch von Istanbul her.

War es für Sie eigentlich ein Thema, mit Murat zu Sion zu gehen?
Nein. Ich persönlich will mich jetzt weiterbilden, habe mir diese Woche Celta Vigo gegen Real Madrid angeschaut. Und das Ziel ist sicher, selber Chef-Trainer zu werden. Ich mache jetzt möglichst alle Diplome – und hoffe, in zwei, drei Jahren in der Super oder Challenge League eine Mannschaft führen zu dürfen.

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