Hauen und Stechen um SFV-Spitze
Kampf um den Thron im Schweizer Fussball

Peter Gilliéron (65) tritt als Chef des Schweizerischen Fussballverbandes zurück. Vieles spricht für ein Hauen und Stechen, wer seine Nachfolge antritt. Es wird ein heisses Rennen.
Publiziert: 14.10.2018 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 10:51 Uhr
Peter Gilliéron (65) tritt als Chef des Schweizerischen Fussballverbandes zurück.
Foto: Keystone
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Andreas Böni

Am 18. Mai des nächsten Jahres ist Stichtag. An jenem Datum wählen die 101 Delegierten des Schweizerischen Fussballverbandes den neuen Präsi­denten und Nachfolger von Peter Gilliéron (65). Es riecht nach einer Kampfwahl – und wieder einmal sind sich die drei Kammern nicht einig. Die Swiss Football League, die 1. Liga und die Amateure dürften je einen Kandidaten zur Wahl stellen – die Vertreter des Amateur-Fussballs haben dabei klar die grösste Macht.

Doch der Reihe nach. Die Swiss Football League, bestehend aus den Super- und Challenge-League-Klubs, war sich auch mit Gilliéron einig, dass Bernhard Heusler einst dessen Nachfolge übernehmen soll. Dieser schliesst das nun kategorisch aus und untersucht mit seiner Firma die Strukturen der Nati. So machen sich die Liga-Bosse auf die Suche nach anderen Möglichkeiten.

Am Freitag wurden sie fündig: Jeff Collet (50) wird wohl kandidieren. Der Unternehmer, Ex-Lausanne-Präsident und Direktor des Tennis-Turniers in Gstaad sagte im BLICK: «Ja, ich kann mir vorstellen, SFV-Präsident zu werden, und überlege mir, zu kandidieren.» Es ist das mögliche Ende einer Suche, die gemäss SonntagsBlick-Informationen weit über den Fussballer-Horizont hinausging.

Möglicher Präsi-Kandidat: Collet ist Unternehmer, Ex-Lausanne-Präsident und Direktor des Tennis-Turniers in Gstaad.
Foto: Keystone

So gab es einen Austausch mit Mario Fehr (60), dem Zürcher Regierungsrat und Sicherheitsdirektor. Er ist eingefleischter FCZ-Fan. Da er sich für 2019 wieder für die SP als Regierungsrat aufstellen lässt, scheint eine SFV-Kandidatur unrealistisch.

Ein Kandidat ist auch FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (37), der im YB-Beirat sitzt und zuletzt Trainer Vladimir Petkovic vor profilierungssüchtigen Journalisten verteidigte. Und bereits ein Gespräch gab es mit Ständerätin Pascale Bruderer (41, Rücktritt auf Ende Legislatur), die allerdings absagte.

Eine Frau auf dem Schweizer Fussball-Thron? Eine interessante Idee der Liga-Bosse. Auch der Name Heliane Canepa (70) fiel intern. Sie, die zweimal CEO des Jahres war, sagt zu SonntagsBlick: «Falls dieser Vorschlag ernst gemeint ist, danke ich für die Anfrage, wenn auch schmunzelnd. Tatsache ist aber: Die Führung des SFV gehört in jüngere Hände. Hätte man mich vor zehn Jahren angefragt, wer weiss …»

Früh kristallisiere sich auch heraus, dass Liga-Boss Heini Schifferle und sein CEO Claudius Schäfer, die beide im Zentralvorstand des SFV sitzen, nicht für das Präsidium kandidieren werden. Sie winkten wie Ex-YB-Macher Stefan Niedermaier ab.

Für Collet wird es wegen des Dreikammersystems kein Spaziergang, sondern ein ganz heisses Rennen. Ein Delegierter berichtet von einem ungeschriebenen Gesetz. Dieses besagt, dass das Präsidium im Turnus je einmal an die Swiss Football League, an die 1. Liga und an die Amateure vergeben werden soll. Ralph Zloczower war für die Swiss Football League Präsident, Peter Gilliéron für die Amateure. Deswegen sei nun die 1. Liga dran. Nur: Dieses Gesetz wurde schon 2001 bei der Wahl Zloczowers gebrochen.

Interner Hahnenkampf in der 1. Liga?

Was ebenfalls klar ist: Sowohl die 1. Liga wie auch die Amateure werden mit einem eigenen Kandidaten antreten, dies wurde im kleinen Kreis bereits besprochen.

Gerade in der 1. Liga steht dabei wahrscheinlich noch eine Wahl vor der Wahl an. Zentralvorstands-Mitglied Roman Clavadetscher und Ex-Basel-Spieler Philippe Hertig sollen beide Ambitionen für eine Kandidatur haben. Gut möglich, dass es in der 1. Liga bereits intern zum Hahnenkampf kommt.

Und da ist auch noch der Kandidat der Amateur-Liga. Stimmt diese geschlossen mit all ihren 47 Stimmen für ihren Mann, fehlen diesem nur 4 Stimmen zum Sieg.

Doch wer tritt an? Die Amateure treffen sich am 3. November im Tessin zur Sitzung, das Thema ist traktandiert. Ein ganz heisser Kandidat ist Dominique Blanc (68), der als Stellvertreter von Gilliéron im Zentralvorstand sitzt. Er gilt als dossiersicher, viele sehen seine mög­liche Kandidatur allerdings wegen seines Alters kritisch. Kann man den 65-jährigen Gilliéron im Zeit­alter der Digitalisierung durch einen drei Jahre älteren Mann ersetzen?

Kandidat der Amateure: Dominique Blanc (68).
Foto: Keystone

Bei den Amateuren fällt auch der Name von Urs Dickerhof (65), dem Präsidenten des Innerschweizer Fussballverbandes. Der SVP-Mann war Finanzdirektor von Emmen und auch als Geschäftsführer des FC Luzerns im Gespräch.

Von der 1. Liga und den Amateuren hat sich noch keiner positioniert. Offen wie Collet ist nur der ehemalige Nationalspieler Ramon Vega (47). Der Finanzfachmann, wohnhaft in London, sagt: «Wenns meine Dienste braucht, wäre es mir eine Ehre, der Schweiz und dem Fussball zu dienen. Wenn man einen Mann mit sportlichen Erfahrungen, Hintergrund in der Privatwirtschaft und multikulturellem Background sucht, bin ich offen, zuzuhören.»
Auf die Schweizer Fussball-Funktionäre kommen spannende Tage zu.

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So sind die Stimmen verteilt

Die 101 Stimmen sind auf drei Abteilungen verteilt. 28 Menschen vertreten die Swiss Football League (Super und Challenge League), 26 Personen die 1. Liga und 47 Leute die Amateure (2. bis 5 Liga). Zum Sieg reichen 51 Stimmen.

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Wird Knup der neue Nati-Boss?

Adrian Knup (50) könnte Nati-Manager werden.
Foto: KATHI BETTELS

Bei einer Zentralvorstand-Sitzung im November werden Bernhard Heusler und Georg Heitz ihre Ergebnisse zu den Nati-Strukturen vorstellen, die sie mit ihrer Firma HWH erarbeitet haben. Als wahrscheinlich gilt, dass sie einen vollamtlichen Nati-Manager vorschlagen.

Heitz wird eher kein Kandidat sein, da er die Struktur mit erarbeitete. Als heisser Kandidat gilt Adrian Knup (50), der jetzt für die Liga und als U21-Manager arbeitet. Er ist Ex-Nationalspieler und war zudem mit Heusler beim FC Basel tätig. Ein anderer Name ist jener von Peter Knäbel (52), dem Technischen Direktor bei Schalke 04. Ex-Nati-Spieler Alexandre Comisetti (45) wäre ein valabler Kandidat, wenn man einen Mann aus der Westschweiz sucht.

Auf der Hand liegt, dass die Zeit des Nati-Delegierten Claudio Sulser (63) nach dessen schwachen Auftritten rund um die WM und die Doppeladler-Affäre dann abgelaufen ist.

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